Der Mohn blüht in Kalletal

Kalletal. Noch sind nicht alle Blüten aufgegangen, aber schon bald werden einige Felder rund um Harkemissen und Bentorf in hellem Lila erstrahlen. Ein Naturschauspiel, dass nur wenige Tage anhält. Auf den 15 Hektarn werden Schlafmohn vom landwirtschaftlichen Betriebs Klemme angebaut. Ein Experiment, wie es Werner Klemme bezeichnet, dass auch der Kreis Lippe und die Gemeinde Kalletal im Hinblick auf Biodiversität und Vermarktung als Tourismusregion unterstützen.

&bdquo;Ich habe lange nach einer Alternative zum Raps gesucht, der viel gedüngt und mit Insektizid gespritzt werden muss", erzählt Landwirt Werner Klemme. Der Mohn sei eine fruchtbare Pflanze, die wenig Pflanzenschutzmittel benötige und der Schädlinge nicht viel anhaben könnten. Außerdem würden sie Käfern viel Nahrung bieten, durch das Beikraut, dass zwischen dem Mohn wächst. Ein weiterer Pluspunkt sei der Erosionsschutz durch den dichten Bestand. Denn bei Starkregenereignissen kann es zu Problemen an den Feldern im bergigen Kalletal kommen. &bdquo;Außerdem wollten wir auch mal ein anderes Bild in die Landschaft bringen", so der Landwirt.

Mohn kommt hauptsächlich aus der Türkei und Tschechien Also dachten sich die Klemmes: &bdquo;Wir probieren es einfach mal." Leider gebe es hier nur wenig Literatur darüber. Der meiste Mohn komme aus de Türkei und Tschechien, weiß Werner Klemme zu berichten. Und so sei das Projekt Schlafmohn im vergangenen Jahr erst einmal als Experiment gestartet und mit einem hohen Risiko für den Betrieb verbunden. &bdquo;Wir haben den Mohn letztes Jahr in unserem Hofladen verkauft. Dafür haben wir auch eine Mohnmühle, beziehungsweise -quetsche angeschafft", berichtet Sabine Klemme. Schon damals hätten die beiden gemerkt, dass sich die Menschen für die in OWL ungewöhnlichen Pflanzen interessieren. &bdquo;Man kommt mit den Leuten, die am Feld spazieren gehen oder in den Hofladen gehen in Gespräch. Es freut mich, wenn sich die Verbraucher wieder stärker mit der Landwirtschaft auseinander setzen", berichtet Werner Klemme.

Der aktuelle Schlafmohn, der im März und April in die Erde kam, soll eine spezielle Züchtung sein, die natürlich nicht für die Opium-Produktion geeignet ist. Werner Klemme freut sich, dass aus den Pflanzen, die lange Zeit zum wachsen brauchen, trotz der Trockenheit im Frühjahr etwas geworden ist. Mitte August werden sie voraussichtlich reif für die Ernte sein. &bdquo;Die winzigen Körner müssen dann schnell gereinigt werden, da sie leicht den Geschmack des Beikrauts annehmen können", erklärt Klemme. Bis zu einer Tonne gereinigter Ware pro Hektar sei möglich. Dieses Ergebnis werden Klemmes im laufenden Jahr jedoch nicht erreichen. Der Landwirt möchte den Mohn dann an regionale Bäckereien verkaufen.

Mohn als Touristen-Magnet Da Klemme drei bis vier Jahre vergehen lassen möchte, bevor erneut Mohn in dieselben Felder einbringen möchte, braucht er andere Landwirte, die im Fläche zur Verfügung stellen. Zwei bis drei Landwirte habe er dafür bereits gewinnen können, so dass 2021 30 Hektar Mohn in Kalletal blühen könnten. Dann wollen die Klemmes ihren Betrieb auch von konventionell auf Bio umstellen.

Vermarktet werden die Samen übrigens unter dem Namen &bdquo;Teutomohn natürlich aus Lippe". Er ist eine Kombination aus verschiedenen Vorschlägen, die Klemmes über die sozialen Medien gesammelt haben. Die Namensgebung freut auch Landrat Axel Lehmann. &bdquo;Das passt zur touristischen Ausrichtung des Kreises Lippe in der Region Teutoburger Wald." Für Besucher sei es spannend, solche Orte zu entdecken. Das Beweisen diverse Anfragen, zum Beispiel von Brautpaaren, die sogar aus dem Ruhrgebiet anreisen würden. Außerdem schütze man auch Natur, in dem man sie für Menschen erlebbar mache, so Lehmann, der auch Verbandsvorsteher des Naturparks Teutoburger Wald / Eggegebirge ist. Er könne sich vorstellen, dass die Grundschule am Teimer in Bavenhausen, die Naturpark-Schule ist, in Zukunft eine mobile Lehrstation an den Mohnfeldern einrichte. Zudem sei jede Pflanze ein Gewinn für den Artenschutz, was zur Nachhaltigkeitsstrategie des Kreises passe.

Gemeinde Kalletal will nachhaltiger werden Die Gemeinde Kalletal befindet sich laut Mitteilung beim Modellprojekt &bdquo;Global Nachhaltige Kommune NRW" auf der Zielgeraden. Am kommenden Mittwoch, 24. Juni, soll die Nachhaltigkeitsstrategie im Haupt- und Finanzausschuss in der Sporthalle in Bavenhausen verabschiedet werden. Eine 45-köpfige Steuerungsgruppe aus unterschiedlichen Organisationen und Institutionen, zum Beispiel das Fraunhofer Institut, die Technische Hochschule OWL, die Fachhochschule des Mittelstandes, die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe, der Bürgerbusverein, Schulen, Kirchen sowie Ratsmitglieder haben dazu unter fachlicher Begleitung der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW Leitlinien sowie strategische und operative Ziele festgelegt. Das &bdquo;Mohn-Projekt" passe laut Bürgermeister Mario Hecker zu Nachhaltigkeitsstrategie, denn diese behandle auch die Themen &bdquo;Lebenslanges Lernen" und &bdquo;Ressourcenschutz". Verschiedene (Lehr-) Veranstaltungen seien an den Feldern denkbar.

Der Mohn blüht in Kalletal

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