Personalmangel sorgt auch in Kalletaler Senioreneinrichtungen für Probleme

Kalletal-Hohenhausen. Auf die Versprechen aus der Politik gibt er nicht viel. Und er hält mit seiner Meinung auch nicht hinterm Berg: Nils Ackermann betreibt in Hohenhausen und Bad Pyrmont zwei Pflegeeinrichtungen. Auf seinem Firmenwagen bezieht er unverblümt Stellung und fragt öffentlich: &bdquo;Wo sind die 13.000 Pflegekräfte, die Sie uns versprochen haben, Herr Spahn?"

Und auch mit Karl Lauterbach dürfte die Wende in der Branche nicht kommen. Im Gegenteil: die Impfpflicht für Klinik- und Pflegepersonal mache die Lage noch ein Stück komplizierter.

Kommt das Chaos zurück? Der Reihe nach. 80 Betten in sechs Doppelzimmern und 68 Einzelzimmern stehen in der Ortsmitte Hohenhausens zur Verfügung. Sieben Küchen sind im Gebäudekomplex untergebracht. Ackermann erklärt dazu: &bdquo;Wir haben im Konzept auf eine zentrale Küche und Convenience-Produkte verzichtet. Hier wird dezentral gekocht. Wenn Bewohnerinnen und Bewohner das selbst in die Hand nehmen möchten, wäre es möglich, bleibt aber eher die Ausnahme."

50 Prozent seiner Beschäftigten in der Frauendomäne müssen laut Gesetz examiniert sein. Die anderen dürfen Quereinsteiger, also Angelernte, sein. Sollte die Impfpflicht ab Mitte März vollständig umgesetzt werden (Bayern schert bereits aus), wird es nicht einfacher. Ackermann musste vor drei Jahren wegen Personalmangel bereits eine Pflegeeinrichtung in Varenholz schließen. Er weiß: &bdquo;Ich muss die Daten über Ungeimpfte an das Gesundheitsamt weitergeben. In Hohenhausen ist nur eine Person betroffen, in Pyrmont sind es schon vier." Den großen Engpass zu Beginn der Pandemie hatten damals selbst in Hohenhausen einen Monat lang Bundeswehrsoldaten aufgefangen, vorzugsweise aus der Kaserne in Augustdorf. Kommt das Chaos zurück?

1500 Tests im Monat - unabhängig vom Impfstatus

&bdquo;Für die Angehörigen ist die Situation aufgrund der Tests und der Einschränkungen bei den Besuchen jetzt schon schwierig. Mal ganz davon abgesehen, dass das Personal in der Pflege künftig geimpft sein soll, die Bewohner und Besucher müssen das allerdings nicht erfüllen. Wirklich logisch ist das auch nicht", sagt der Geschäftsführer und stellt für Hohenhausen noch einmal heraus: &bdquo;Bei uns wird jeder Besucher getestet, auch wenn er geimpft ist." Das Hygienekonzept liege stets beim Träger einer Einrichtung und lasse den entsprechenden Spielraum. Summa summarum komme er im Monat somit auf rund 1500 Tests.

Die Nachfrage nach examiniertem Pflegepersonal habe sich mit der Pandemie fraglos noch verschärft. Ackermann weiß, wovon er spricht. &bdquo;Zumal ich Auszubildende aufgrund der Strukturen der Generalistik in der Regel nicht mehr als drei Monate im Jahr wirklich hier vor Ort habe.

Bürokratie erschwert die Arbeit Während die Branche also nach dem Nachwuchs sucht wie die Nadeln im besagten Heuhaufen, nimmt andererseits die Bürokratie durch zahlreiche Pflichten der Dokumentation zu.

Ackermann: &bdquo;Wir führen beispielsweise Trinkprotokolle, weil ältere Menschen oft vergessen, über den Tag verteilt ausreichend zu trinken. Und wenn jemand stets zu wenig isst, findet sich diese Information ebenfalls in einem Protokoll wieder."

Fehlende Würdigung für den Beruf

Die Gründe, warum das Berufsbild in der Gesellschaft keinen Quantensprung hinlegen kann, weiß der Fachmann zu benennen: &bdquo;Die Würdigung der Arbeit ist längst nicht so hoch wie beispielsweise bei technischen Berufen. Zudem hat Freizeit bei jüngeren Menschen einen ganz anderen Stellenwert, womit Nacht- oder Wochenendarbeit nur ungern akzeptiert werden. Viele Schulabgänger haben heutzutage einen ganz anderen Zugang zum Thema Arbeit. Die stellen sich das alles als Influencer mit einem Laptop und einem Latte Macchiato in einer stylischen Bar vor."

Stellenanzeigen würden kaum noch Widerhall bringen. &bdquo;In der Regel bekommt man kaum eine einzige Bewerbung. Wenn jemand Interesse hat, beispielsweise den Arbeitgeber wechseln möchte, ruft er gleich an. Und ich sage Ihnen, für diese Anrufe würde ich auch nachts rangehen."

"Impfpflicht hilft nicht" Ackermann kommt trotzdem noch gut über die Runden. Dreimal war er bereits in Vietnam, hat dort motivierte Menschen kennengelernt und beschäftigt mittlerweile zwei Frauen aus dem asiatischen Land hier. Gleiches gelte für Serbien. Unterm Strich seien das aber eben nicht die 13.000 Pflegekräfte, die der frühere Gesundheitsminister mal in Aussicht gestellte habe. Zu den Arbeitnehmerinnen aus dem Ausland gesellen sich in Zeiten, wo eigene Pflegerinnen in Quarantäne waren, auch mal Freelancer, die es nach wie vor am Markt gebe.

Nils Ackermanns Fazit: &bdquo;Wenn man das alles aus der Nähe betrachtet, hilft uns die Impfpflicht nun wirklich nicht."

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