Kreis schafft Platz für Hochlandrinder in Kalletal

Kalletal. Ab dem Sommer sollen Hochlandrinder im Kalletaler Naturschutzgebiet weiden. Auf dem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet im Tiefental, Rotenberg, Bärenkopf und Habichtsberg werden – je nach Nahrungsgrundlage für die Tiere – um die vier Rinder ihr Zuhause finden.

Das Gebiet soll zum großen Teil Weidefläche werden, doch Gehölze versperren den Weg. Um diese zu beseitigen, ist der Kreis als Flächeneigentümer im vergangenen Jahr schon mit schwerem Gerät angerückt. Das hat laut Bürgermeister Mario Hecker zu Irritationen geführt, weswegen ein Vertreter der Unteren Landschaftsbehörde im Kalletaler Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit die Pläne des Kreises vortrug.

Zusammenarbeit mit Landwirten

&bdquo;Ich kann verstehen, dass durch den optischen Eindruck Fragen auftreten“, sagt Janosch Sowa und meint die Bedenken, dass die Maßnahme nicht dem Naturschutz entspreche. Die 11,4 Hektar große Fläche sei seit 20 Jahren Eigentum des Kreises. Die ehemaligen Ackerflächen werden seit Mitte der 80er Jahre nicht mehr bewirtschaftet und wurden danach als Blühwiese verwendet, erklärt Sowa. Seitdem habe der Kreis immer wieder Gehölze entnommen, doch es seien immer mehr nachgekommen. &bdquo;Dort wachsen Schlehen und Schwarzdorn, die sich immer weiter ausbreiten. Der offene Charakter der Fläche, der vor zehn, 15 Jahren da war, ist fast verschwunden“, beschreibt Janosch Sowa. &bdquo;Sie verdrängen die letzten offenen Lebensräume, die wichtig für wenige seltene Arten sind“, betont er und nennt beispielsweise den Vogel Neuntöter. Dieser brauche ein Mosaik aus Freiflächen, das in dem Kalletaler Naturschutzgebiet entstehen soll.

Sieben der 11,4 Hektar sollen als Weidefläche genutzt werden, der Rest werde in Ruhe gelassen, so dass wahrscheinlich ein Wald entstehen wird, weil der Gehölzwuchs dort schon zu weit fortgeschritten und &bdquo;uns der Eingriff zu groß gewesen ist“, sagt Janosch Sowa. Die Fläche werde als Dauerbrache eingestuft, die erhalten und in Abschnitten &bdquo;entbuscht“ als Grünland wiederhergestellt werden soll. Eine Möglichkeit dafür sei die Beweidung mit Rindern. &bdquo;Eine Zusammenarbeit mit Landwirten läuft bereits“, sagt Janosch Sowa. Vorläufiger Elektrozaun

Um die sieben Hektar als Weide nutzen zu können, müsse das Gebiet mit einem Forstmulcher und einer Forstfräse bearbeitet werden. Erhalten werden sollen einzelne Gehölzinseln und größere Einzelbäume, um eine &bdquo;mosaikartige halboffene Weidelandschaft“ entstehen zu lassen. Seit Mitte Dezember müssen die Arbeiten allerdings pausieren, weil die Fläche wegen der Regenfälle in den vergangenen Wochen zu feucht geworden ist, erklärt der Vertreter des Kreises. &bdquo;Deswegen ist das Forstmulchen im unteren Bereich noch nicht abgeschlossen. Wir haben die Bearbeitungsmaßnahmen für diesen Winter abgebrochen“, sagt er. Im März oder April soll ein vorläufiger Elektrozaun aufgestellt werden, der später von einem Weidezaun abgelöst werden wird. Im Sommer können dann die Rinder einziehen und im kommenden Winter die restliche Bearbeitung der Fläche folgen. Die Beweidungsfläche soll in zwei Bereiche unterteilt werden, sodass die Tiere wechseln können. Am oberen Rand werden Tränken installiert, aus denen die Rinder trinken können, erklärt Janosch Sowa auf Nachfrage. Ein kleiner Stichweg soll nach Überlegungen offen gelassen werden, &bdquo;sodass man mitten durch die Weide gehen kann.“

Ehrenamtliche Helfer

Ehrenamtliche Naturschützer des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben außerdem vor kurzem zusammen mit weiteren Naturfreunden Hand angelegt, um Birken und Pappeln aus den Gebüschinseln und Hecken im Tiefental herauszuschneiden. Die Aktion war mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe abgestimmt, teilt der BUND mit. Ziel der Aktion sei die Offenhaltung der Fläche zum Schutz von zahlreichen selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel dem Baumpieper, der Waldeidechse sowie verschiedenen Orchideen- und Enzianarten. Diese würden verschwinden, wenn die Fläche mit Brombeeren, Schwarzdorn, Birken und Pappeln zuwächst. Außerdem wurden mehrere Sichtachsen geschaffen, damit die Fläche und die Schönheit der Landschaft vom Wegesrand aus wahrgenommen werden können, heißt es.

Die Fläche sei von herausragender Bedeutung für den Naturschutz. Sie liegt nach Südosten exponiert auf dem Muschelkalkrücken zwischen Hohenhausen und Langenholzhausen. Aufgrund der vielen im Boden verbliebenen Samen dürfte schon in naher Zukunft eine blüten- und insektenreiche &bdquo;wilde Weide“ entstehen. Die Naturschützer seien zuversichtlich und werden sich weiter um den Erhalt des Kleinods kümmern.

Kreis schafft Platz für Hochlandrinder in Kalletal

Start im Herbst? Warum sich die weitere Renaturierung des Herrengrabens verzögert

Wie das Hiddeser Moor entstanden ist

Das sind die schönsten Plätze in Kalletal

Viele Fotos: Warum Ex-Landwirt Eike Stock aus Kalletal sein Herz an Wildrosen verloren hat

Rinder, Schafe und seltene Pflanzen: So stärkt der Kreis Lippe unsere Kulturlandschaft

Holla, die Waldfee: Das ist Lippes erster Ranger

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €