Kalletal hat jetzt "Klimapartner" in Afrika

Kalletal-Hohenhausen. Wenn die Fischer von ihren Ausfahrten auf den Golf von Guinea zurückkommen, dann finden sie immer mehr Plastik in ihren Netzen. Ein Thema in dem ghanaischen Verwaltungsbezirk Ketu South. Und nicht mehr nur dort, sondern jetzt auch in Kalletal. Denn der Bezirk Ketu South ist ab sofort "Klimapartner" der nordlippischen Kommune.

Bei der Umwelt-Partnerschaft soll in zwei Jahren ein gemeinsames Klimaschutzprogramm erarbeitet werden, wie Kalletals Bürgermeister Mario Hecker beim Antrittsbesuch der Ghanaer in Kalletal sagte. Im Mittelpunkt stehen die Themen Abfallvermeidung, -verwertung und -kompostierung. Die Partnerschaft ist nach Heckers Worten keine einseitige Angelegenheit: "Wir können voneinander lernen", betonte der Bürgermeister bei einem Empfang der dreiköpfigen Delegation im Rathaus.

Zustandegekommen ist die Partnerschaft, weil sich Kalletal für die Teilnahme am Projekt &bdquo;Kommunale Klimapartnerschaften“ beworben und den Zuschlag bekommen hatte. Über das Projekt kam auch der Kontakt zu Ketu South zustande. Organisiert wird es von der "Servicestelle Kommunen in der einen Welt" und der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21. Für die Finanzierung des Projekts bekommt die Gemeinde Kalletal Zuschüsse.

Der Küstenbezirk Ketu South liegt im Südosten Ghanas und grenzt an Togo. Er hat etwa 250.000 Einwohner. In den Blick nehmen wollen die Partnerkommunen das Thema Plastik- und Biomüll. Mit im Boot sitzen auf lippischer Seite deshalb Abfall-Fachleute.

"Ganz anderer Abfall als hier" Nach den Worten von Ulrich Schlotthauer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallentsorgung in Lippe (GAL), kann beispielsweise als erster Schritt die Zusammensetzung des Biomülls analysiert werden, der in Ketu South anfällt. "Da gibt es ganz anderen Abfall als hier." Man könne sich mit der Biomüll-Kompostierung befassen, um Dünger herzustellen, der in der Landwirtschaft genutzt werden kann.

Lippe hat damit viel Erfahrung, schließlich wird im Kompostwerk auf der Maibolte Kompost aus Biomüll hergestellt. Daneben befasst sich die Gemeinde Kalletal schon seit einiger Zeit mit dem Thema Müll und Müllvermeidung . Erste Ergebnisse werden am Mittwochabend im Rat vorgestellt.

Darüber hinaus interessieren sich die Ghanaer auch für Recycling und das deutsche System der Mülltrennung, wie Maxwell Koffie Lugudor, Gemeindebürgermeister von Ketu South, in Kalletal sagte. HIntergrund sind die erwähnten Schwierigkeiten mit Plastikmüll an der Atlantikküste.

Meeresspiegel steigt Daneben gibt es weitere Probleme wie zunehmende Unwetter und den Anstieg des Meeresspiegels, verursacht durch den Klimawandel. Lugudor: "2021 wurden zahlreiche Häuser durch Hochwasser zerstört." In der Region pflanze man unter anderem Bäume als Windbrecher. Die Ghanaer greifen zu Mangroven und Kokosnussbäumen, sagte Lugudor der LZ. Hecker berichtete vom immer häufiger auftretenden Starkregen, der auch die Gemeinde Kalletal beschäftigt.

Treffen auf Zollverein Die Delegation aus Ghana hatte ein volles Programm für die drei Tage in Kalletal: Neben einer gemeinsamen Baumpflanzung stand der Besuch von Kompostwerk und Recyclinghof auf dem Programm, außerdem eine Führung durch das Innovationszentrum in Dörentrup, eine Stadtführung durch Lemgo und das Wiederaufforstungsprojekt auf dem Kirchberg bei Varenholz. Vorausgegangen waren vier Tage in Essen, wo sich elf Kommunale Klimapartner unter anderem auf der Zeche Zollverein trafen.

Hecker berichtete von zahlreichen besorgniserregenden Auswirkungen der Klimakatastrophe, von denen in Essen andere Projektpartner berichtet hätten. So sprach er vom Wäldersterben im Kongo oder von der Umkehrung der Regenzeit, die einem anderen Bezirk in Ghana drohe: Dort werde es wohl künftig nicht mehr von März bis November regnen, sondern von November bis März.

Dementsprechend appellierte Lugudor: "Lasst uns alle aufstehen. Wir wollen nicht, dass der Klimawandel die Welt lahmlegt wie Corona." Und Hecker rief dazu auf, "in Ketu South und Kalletal gemeinsam ein Stück der Welt zu verändern".

Den Aufenthalt hatte Kalletals Klimaschutzmanagerin Henrike Sieker organisiert. Sie sagte, die Kalletaler würden aller Voraussicht nach im Frühjahr 2023 zum Gegenbesuch aufbrechen. "Es wird auch um die Frage gehen: Was funktioniert bei euch, was bei uns?" Am Abend nach dem Empfang ging es erst mal zum gemeinsamen Kegeln in den Henstorfer Tannenhof.

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