Darum war Kalletals Örtchen Rafeld einst das El Dorado für Kutschen

Kalletal-Rafeld. Heute ist Rafeld geografisch von Selsen, Hellberg, Heidelbeck und Hohenhausen umzingelt; schaut man auf die Fruchtfolge, stechen die Kartoffeln hervor.

Landwirt Stephan Weking lebt in Rafeld und baut jedes Jahr hektarweise Kartoffeln an. Fährt man im Sommer durch die Rafelder Landschaft, sieht man außer den Kartoffelfeldern vorzugsweise die Windräder am Berg. Und auffallen könnte zudem ein kleines Detail: Weil Häuser nur auf einer Straßenseite stehen, sind die Hausnummern in Rafeld fortlaufend.

Planwagenfahrten waren touristisches Vorzeigeobjekt Zu einem gewissen überregionalen Bekanntheitsgrad hat es Rafeld vor mehr als 25 Jahren durch Hansmeiers Kutschen gebracht: Das Café auf dem Hof, die Planwagenfahrt mit zwei PS als touristisches Vorzeigeobjekt. Stephan Weking muss allerdings an seine Kindheit zurückdenken: &bdquo;Mein Opa Horst, heute 89 Jahre alt, hat - nachdem Hansmeier die Kutschenfahrten aufgegeben hatte - die Idee noch ein paar Jahre fortgeführt.“ Kegelclubs oder Fußballmannschaften saßen hinten unter offenem Himmel und hatten nicht selten eine Kiste Gerstensaft dabei. Vorne zogen zwei Kaltblüter den schweren Wagen. Heute erinnert nur noch das Kutschenmuseum auf dem Hof Hansmeier an die glorreiche Zeit.

Der Hof selbst wurde vor gut einem Jahr verkauft, die Kutschen stehen allerdings noch an Ort und Stelle. Was man mittlerweile vergebens in der von Natur umschlossenen Gegend sucht, sind Kühe und Schweine. Selbst Hühner sind &bdquo;out“. Weking: &bdquo;Hier gibt es nur noch Pferde und die üblichen Hunde und Katzen auf den Höfen.“ Nicht unerwähnt sollen die Waschbären bleiben, aber, so Weking, das seien natürlich Plagegeister, wenn sie erstmal unter dem Dach angekommen sind.

Die Rafelder helfen sich gegenseitig Bei den Pferden spreche man in der Regel von Reitbeteiligungen, wenigen Pensionspferden und generell einfach Pferde begeisterten Nachbarn. &bdquo;Und bekanntlich das Pferd eine Frauendomäne“, so Weking. Fragt man nach der Orientierung der Anwohner in den beiden Rafelder Straßen, ist es ein buntes Drumherum. Die Kirchenzugehörigkeit reiche bis Hohenhausen, das Wahllokal stehe in Brosen. Sportvereine gibt es in Lüdenhausen, Heidelbeck und Hohenhausen, wobei Weking als Knirps sogar in Bavenhausen in der Jugend gekickt hat. Die Schulen stehen bekanntlich alle in Hohenhausen.

Von einer Art Ortsverein könne man zwar nicht sprechen, aber die ältere Generation besuche sich beispielsweise bei Geburtstagen. Man helfe sich zudem mit Maschinen aus. Einen Kartoffelroder brauche man nur wenige Wochen im Jahr und wenn mal Möbel gerückt werden müssen, komme ein Nachbar und packe mit an.

Kalletaler kaufen Kartoffeln direkt bei Weking Die einigermaßen große Bedeutung der Kartoffel ergibt sich durch das Geschäftsmodell von Landwirt Weking. Er baut vorzugsweise festkochende Kartoffeln an und verkauft einen Teil auch am Hof. Dann fahren Kalletaler vor, die mal eben einen Zehn-Kilo-Sack in den Kofferraum wuchten. &bdquo;Das machen eher Menschen, die einen kühlen Keller haben, damit die Kartoffel nicht keimt“, erklärt Weking. Blickt der Rafelder auf die Ernte 2022 zurück, kommt er nicht um die erwähnenswerte Dürre herum. &bdquo;Die Ernte war leider unterdurchschnittlich. Was an der Trockenphase lag. Die Kartoffel hört dann einfach auf, zu wachsen.“

Bliebe noch die &bdquo;Moderne“. Weking: &bdquo;Das Internet ist okay, aber die Glasfaserkabel sollen kommen. Die Leerrohre liegen hier schon seit Monaten in der Erde. Beim Handyempfang hilft das D1-Netz. Alles andere wird hier eng.“ Eine Buslinie habe man nicht und wer einen Briefkasten suche, müsse nach Brosen fahren. Die Windräder rund um Rafeld stören übrigens nicht. Sie stehen nördlich und so bleibt dem Ort der Schlagschatten erspart. Weking: &bdquo;Und die Geräuschkulisse ist keine wirkliche Belästigung.“

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