Wasserstoff-Pläne in Kalletal schreiten voran

Kalletal/Herford. D ie Gemeinde Kalletal und der Kreis Herford wollen gemeinsam die Energiewende vorantreiben und setzen dabei auf Wasserstoff. Zusammen mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) soll eine Blaupause für andere Kommunen entwickelt werden, wie Wasserstoff vor Ort erzeugt, abgenommen und transportiert werden kann, um unabhängiger von anderen Energiequellen zu werden. Die Steuerungsgruppe des Projekts "Sektorkupplung" hat sich dazu nun zum zweiten Mal in Kalletal getroffen.

Bis Ende 2024 wollen die Verantwortlichen ein nachhaltiges und tragfähiges Konzept entwickelt haben. Dafür gibt es rund 156.500 Euro Förderung. Ein Baustein wird die Errichtung eines Elektrolyseurs sein. Dieser spaltet mit Strom Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff. Ziel ist es, den Wasserstoff aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.

Gemeinde will überschüssigen Strom nutzen "Die Gemeinde hat dafür 6000 Quadratmeter Fläche im Gewerbegebiet Echternhagen 2 zurückgehalten", sagt Bürgermeister Mario Hecker. Dort führe die private Einspeiseleitung des Windparks am Rafelder Berg entlang, erst am Römerweg oberhalb des Freibades in Hohenhausen werde sie öffentlich. "Wir würden gerne auch mit dem Windpark kooperieren und die Zeiten für die Herstellung unseres Wasserstoffs nutzen, in denen die Windkraftanlagen normalerweise abgeschaltet oder gedrosselt werden", führt Hecker aus.

Gleiches gelte für bestehende und zukünftige Photovoltaikanlagen im Gewerbegebiet. Das werde aufgrund der fehlenden Abnahme für die Produktionsabläufe in den jeweiligen Betrieben vor allem am Wochenende oder nachts der Fall sein. Der Direktanschluss an private Leitungen werde derzeit rechtlich geprüft. Die Gespräche laufen.

Um den gewonnenen Wasserstoff nutzen zu können, ist also eine Betrachtung der vorhandenen Netze notwendig. Projektmanager Julius Rahlmeyer von der Gemeinde Kalletal erklärt: "Wir möchten mit einem dynamischen Betrieb des Elektrolyseurs auch die Lastspitzen reduzieren, also den Überschuss nutzen. Dadurch wäre ein geringerer Netzausbau nötig - eines unserer Hauptziele."

Nachhaltigkeit steht im Fokus Gleichzeitig dürfe der Nachhaltigkeitsgedanke nicht außer Acht gelassen werden. Elisa Goldmann von der FHM sagt: "Wir gehen der Frage nach, welche Auswirkungen das Projekt hat. Das funktioniert über Zahlen, aber auch qualitative Bewertungen von Experten." Ute Seidemann, Leiterin Sektorkopplung bei der Gemeinde Kalletal, ergänzt: "Zur Darstellung haben wir den Nachhaltigkeitskompass gewählt. Das kann für Firmen, Investoren und Genossenschaften interessant sein." "Unser Ursprungsgedanke war ja, eine neue Genossenschaft zu gründen. Vielleicht können wir aber auch vorhandene Strukturen in der Region nutzen", meint Bürgermeister Hecker.

Dazu sagt Dr. Beatrix Wallberg, Dezernentin beim Kreis Herford: "Herford arbeitet schon seit Jahren im Bereich Wasserstoff und ist ebenso wie der Kreis Lippe am Projekt ,HyDrive OWL' beteiligt. Wir wollen unsere Kontakte einbringen, denn weil wir energiearm sind, können wir uns nicht aus eigener Kraft regenerativ versorgen. Daher ist uns der Austausch wichtig."

Erste Schritt: Kommunale Wärmeplanung Alle seien von dem Wasserstoff-Projekt überzeugt. "Wir müssen den Transformationsprozess hin zu dezentralen Netzen auch über kommunale Grenzen hinweg begleiten", sagt der Projektmanager. Stichwort: Kommunale Wärmeplanung. Das ist aus Sicht von Hecker der erste wichtige Schritt, bevor es ums Thema Heizungstausch geht. "Mit der Wasserstoff-Kooperation bringen wir ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in Einklang", unterstreicht Rahlmeyer. Denn die Bürger würden davon profitieren. Das will der Projektmanager den Kalletalern unter anderem beim Nachhaltigkeitsmarkt im September erläutern.

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