Stadtwerke Lemgo bauen Lorawan in Kalletal auf - Das kann das Funknetz

Kalletal. Immer öfter begegnet einem in Lippe das Funknetz Lorawan. Doch was hat es damit auf sich? Auch in Kalletal wird die Technik demnächst zum Einsatz kommen. Daher wollen Olaf Kapelle von der Gemeinde Kalletal und Thomas Hahn von den Stadtwerken Lemgo aufklären.

Was ist Lorawan? Lorawan steht für Long Range Wide Area Network, also ein reichweitenstarkes Funknetz. Damit können deutlich größere Distanzen als zum Beispiel mit dem bekannteren WLAN überwunden werden - bis zu vier Kilometer. Sogar Häuserwände stellen kein Hindernis da. Allerdings ist die Topografie schon entscheidend. Darum befinden sich die sogenannten Gateways, quasi die Router, an möglichst hohen Orten, um das Signal von Sensoren empfangen zu können.

Nachteile Es können nur kleine Datenmengen übertragen werden. "Ein Video können Sie damit also nicht schauen", sagt Fachbereichsleiter Olaf Kapelle.

Idee für Lorawan Lorawan ist laut Thomas Hahn erst in den vergangenen vier Jahren aufgekommen. Immer mehr Hersteller würden jetzt Produkte mit Lorawan-Technik produzieren, zum Beispiel ein Bielefelder Unternehmen Drehstromzähler. Durch das Smart-City-Projekt " digital.interkommunal " , bei dem Lemgo und Kalletal zusammenarbeiten, ist man darauf gestoßen, sagt Olaf Kapelle. Denn Lemgo arbeite schon damit. "Wir versuchen bei Smart City verschiedene Sensortechniken zu testen", sagt der Fachbereichsleiter.

Netzausbau Bislang gibt es drei Gateways in der Gemeinde, zwei weitere sind geplant. Sie haben etwas DIN-A4-Größe. Die passenden Standorte zu finden, sei nicht immer einfach. Der Kalletaler Bauhof hat sie installiert. Die Stadtwerke Lemgo übernehmen die technische Beratung und den Betrieb. Die Daten laufen durch ihre Server zu den entsprechenden Stellen. "Wir sind erst Ende 2022 gestartet, wollen aber bis Ende dieses Jahres ein flächendeckendes Netz haben", sagt Olaf Kapelle.

Einsatz in Lemgo "Wir nutzen die Daten vor allem für unser Energiemanagement", sagt Thomas Hahn. Dafür gibt es bereits sieben Gateways in der Innenstadt. So können die Stadtwerke den Strom- und Wärmeverbrauch ihrer Liegenschaften und der der Stadt überwachen. Unter anderem die Schulen konnten schon viel Wasser und Energie sparen . Die Stadtwerke können ihr Netz überwachen und somit Engpässe vermeiden. Auch ein Leck im Schwimmbad Eau-Le konnte mittels Lorawan-Sensor entdeckt werden. "In der Nacht sind damals 140 Liter Wasser in der Stunde weggeflossen", sagt der Informationssicherheitsbeauftragte der Stadtwerke. Zum Vergleich: Eine Badewanne fasst etwa 180 Liter Wasser.

Einsatz in Kalletal "Die Möglichkeiten sind riesig", sagt Olaf Kapelle. Derzeit nutzt die Gemeinde bereits Sensoren an der Weserfähre , um die Windgeschwindigkeit und den Pegelstand zu messen; an der Streuobstwiese in Bavenhausen , um den Wassergehalt im Boden zu messen; und auf den Wohnmobilstellplätzen am Freibad in Hohenhausen, um den Stromverbrauch zu messen - letzteres allerdings nicht über Lorawan.

Zukunft Der Schwerpunkt in Kalletal wird ebenfalls im Bereich Energiemonitoring liegen. Wo gibt es Einsparpotenziale in den gemeindeeigenen Gebäuden? Warum fließt dort am Wochenende zum Beispiel Wasser oder läuft die Heizung? Als erstes soll die Jacobischule mit Sensoren ausgestattet werden. "Für uns wäre es auch interessant, die Grundschulen ins Verhältnis zu setzen. Wie hoch ist der Energieverbrauch pro Kopf? Das wäre auch mit anderen Kommunen vergleichbar", führt Kapelle aus. Außerdem sollen Sensoren künftig bei der Gewässerüberwachung eingesetzt werden - Stichwort Hochwasser. "Aber wir können nicht alles auf einmal machen. Denn die Daten zu erfassen ist das eine, sie sinnvoll aufzubereiten das andere. Dazu benötigt es Manpower und wir sind nur eine kleine Kommune", so Kapelle.

Andere Kommunen In Barntrup-Selbeck gibt es bereits Sensoren zum Hochwasserschutz . Die Wasserwerke Barntrup und Dörentrup, die kooperieren, planen ebenfalls eine Fernablesung durch digitale Wasserzähler. Auch der Kreis Lippe überwache zum Beispiel die Phoenix-Contact-Arena mittels Lorawan, so Hahn. Die Stadtwerke Lemgo seien zu diesem Thema zudem eine Kooperation mit Oerlinghausen eingegangen. Die Stadtwerke Bad Salzuflen nutzen ebenfalls Lorawan.

Privathaushalte Auch für Privatpersonen können die Überwachung der Verbräuche und eine intelligente Steuerung interessant sein - Stichwort Smart-Home. In Lemgo stellen die Stadtwerke die Wärme- und Wasserzähler der Kunden bereits auf Lorawan um. Dadurch muss keiner mehr in die Häuser kommen zum Ablesen. Bei Stromzählern ist das derzeit allerdings nicht erlaubt.

Angst vor Überwachung Die Daten sind hoch verschlüsselt, versichert Hahn, und nicht personenbezogen. Sie müssten darüber hinaus erst mit den passenden Programmen "lesbar gemacht" werden.

Lohnt sich der Aufwand? Thomas Hahn sagt ganz klar: Ja! Die Technik sei verhältnismäßig günstig. In Lemgo hätten die Stadtwerke vor drei Jahren mit Lorawan begonnen und seither einen mittleren fünfstelligen Betrag investiert. Eingespart hätten sie aber schon einen mittleren sechsstelligen Betrag. Kapelle meint: "Es geht auch nicht ums gegeneinander Aufrechnen. Das kann man beim Hochwasserschutz ohnehin nicht. Aber jede Energieeinsparung hilft dem Klima." Das Funknetz diene letztlich dem Ziel, die beiden Kommunen lebenswerter, nachhaltiger und zukunftssicher zu gestalten.

Stadtwerke Lemgo bauen Lorawan in Kalletal auf - Das kann das Funknetz

In Lemgo und Kalletal sammeln Sensoren Daten über Niederschlag und Pegelstand

In Kalletal bekommen jetzt auch Kanäle Sensoren

Drohnenprojekt: Lemgo hofft gemeinsam mit Kalletal und Bamberg auf Auszeichnung

Neue App, lokale Sensoren: So können Sie Hochwassergefahren bis zur Haustür nachverfolgen

Lemgo und Kalletal stellen ihr gemeinsames Smart-City-Projekt in Berlin vor

Die Stadtwerke Lemgo zeigen, wohin die Millionen fließen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €