Dem Wasserbeschaffungsverband Hohenhausen droht die Auflösung

Kalletal-Hohenhausen. Der Wasserbeschaffungsverband Hohenhausen (WBV), der für die Wasserversorgung im größten Kalletaler Ortsteil zuständig ist, muss mit der Auflösung rechnen. Sollte sich bei einer Verbandsversammlung am Donnerstag, 11. Januar, kein neuer Vorstand finden, wird der Kreis Lippe als Aufsicht die Auflösung prüfen und gegebenenfalls in die Wege leiten, wie das Rechtsamt ankündigt. Zugleich mahnt der Kreis an, Defizite beim Trinkwasser, darunter zu hohe Sulfatwerte, zu beheben.

Der Wasserbeschaffungsverband kümmert sich um die Versorgung mit Trinkwasser in Hohenhausen. Als öffentlich-rechtliche Körperschaft betreibt er Brunnen, Hochbehälter und das Leitungsnetz im Ort. Und da gibt es &bdquo;viele Baustellen“, wie es der kommissarische stellvertretende Verbandsvorsteher Frank Behring in einem Schreiben an die Verbandsmitglieder, also die Hohenhauser Hausbesitzer, formuliert. &bdquo;Der (bereits zurückgetretene) Vorstand sieht sich nicht in der Lage, diese Aufgaben zu bewältigen“, stellt Behring in dem Brief fest, der mit der Einladung zur Verbandsversammlung verschickt wurde. Der bisherige Vorstand war im Sommer 2023 nach zahlreichen Vorwürfen zurückgetreten.

Gemeinde soll sich um Technik kümmern Der Kreis hatte dem Verband nun aufgegeben, die Versammlung einzuberufen. Ziel ist es, doch noch einen Vorstand zu finden. Sollte das erneut scheitern, wovon viele ausgehen, rechne man mit der Auflösung des Verbandes durch den Kreis, stellt Behring fest. Der Normalfall wäre indes, dass der Verband seine eigene Auflösung beschließt, teilt der Kreis auf LZ-Anfrage mit. Die Gemeinde müsste sich im Fall der Auflösung um die Wasserversorgung kümmern, wie es heißt. So sei es gesetzlich geregelt. Bereits jetzt hat der Verband bei der Gemeinde Kalletal angefragt, ob sie die technische Betriebsführung übernimmt.

Das bestätigt Bürgermeister Mario Hecker: &bdquo;Wir sind bereit, darüber zu sprechen.“ Schließlich gehe es um eines der wichtigsten Themen überhaupt, nämlich um die Versorgung mit Trinkwasser. Über eine entsprechende Vereinbarung müsste der Rat entscheiden. Darin würde auch festgehalten, wie viel der Verband der Gemeinde fürs Kümmern um die Technik überweisen müsste.

Ebenso betont Hecker, dass die betriebswirtschaftliche Verbandsführung nicht Thema der Gespräche sein werde. Auch wenn die Gemeinde dem WBV bei der Erfassung der Zählerstände kürzlich bereits geholfen hat, müsse das der Verband selbst stemmen. Unter anderem geht es um die Verbrauchsabrechnung fürs Jahr 2023. &bdquo;Der Vorstand sieht sich nicht imstande, die Abrechnungen zu erstellen“, schreibt Behring den Mitgliedern. Er hoffe, dass sich bei der Versammlung am Donnerstag eine Lösung finde.

Sollte es zur Auflösung des Verbands kommen, muss geklärt werden, wie der Übergang zur Gemeinde vonstatten geht. &bdquo;Das Prozedere müsste uns aufgezeigt werden“, sagt Hecker. Nach Angaben des Kreises könnte ein Liquidator eingesetzt werden.

Hohe Investitionen Dabei hat die Gemeinde kein Interesse daran, hohe Investitionen in die Hohenhauser Wasserversorgung zu bezahlen. Doch die wird es anscheinend geben müssen. So ist die Liste der Mängel lang, die der Kreis Lippe anführt. Hecker: &bdquo;Man wird genau gucken müssen, wer was bezahlt.“ Es dürften nicht die Menschen bestraft werden, die stets höhere Gebühren bezahlt und damit regelmäßige Investitionen in die Instandhaltung des Netzes ermöglicht hätten. &bdquo;Wir müssen wissen, auf was sich die Gemeinde einlassen würde.“ Hecker spielt damit auf die Gebührenzahler außerhalb von Hohenhausen an, die ihr Wasser von der Gemeinde bekommen.

Unter anderem muss beim Wasserbeschaffungsverband der Trinkwasserspeicher Tiefental saniert werden. Der Kreis Lippe betont im November in einem Schreiben gegenüber dem WBV, das dieser seinen Mitgliedern weitergeleitet hat und das der LZ vorliegt: Unter &bdquo;Berücksichtigung der aktuellen Ereignisse“ sei aus Sicht des beim Kreis angesiedelten Gesundheitsamtes der &bdquo;Sanierungsabschluss innerhalb der nächsten zwei Jahre erforderlich“. Fachleute schätzen, dass solch eine Sanierung 300.000 bis 400.000 Euro kostet.

Mit den &bdquo;aktuellen Ereignissen“ meint das Rechtsamt des Kreises offenbar die jüngsten Verunreinigungen des Trinkwassers in Hohenhausen durch coliforme Bakterien. Der Kreis spricht hier von &bdquo;wiederholten mikrobiologischen Auffälligkeiten“ und bemängelt die verzögerte Behebung der Probleme. Diese Fragen seien allerdings inzwischen geklärt, betont Frank Behring als aktueller Ansprechpartner des Verbands. Das Wasser sei sauber. Als Ursache für die Verschmutzung werden die starken Niederschläge der vergangenen Wochen und Monate vermutet. Eine Chlordesinfektionsanlage ist inzwischen am Wasserwerk fest installiert. Außerdem hat das Gesundheitsamt nach eigenen Angaben angeordnet, dass eine UV-Anlage zur Trinkwasserdesinfektion eingebaut wird.

Die Hohenhauser Bürger waren seit Herbst 2023 mehrfach aufgerufen worden, das Trinkwasser abzukochen. Verband und Gesundheitsamt betonten jedoch, es habe nie eine erhöhte Gefahr bestanden. Weil der Verband die erhöhten Messwerte dem Gesundheitsamt aber zu spät meldete, wird er ein Bußgeld zahlen müssen. &bdquo;Der Bescheid wird in Kürze versandt“, heißt es von der Kreis-Pressestelle. Daneben gibt es aber weitere Probleme. So sind bei den regelmäßigen Wasserproben zu hohe Sulfat- und hohe Nitratwerte im Wasser gemessen worden.

Probleme mit Sulfat und Nitrat Im Wasser aus der Gewinnungsanlage Öfingstal, die in der Nähe des nördlichen Ortsausgangs von Hohenhausen liegt, lagen die Sulfatwerte 2023 zwischen 284 und 477 Milligramm pro Liter, wie aus dem Schreiben des Kreises hervorgeht. Der Grenzwert liegt bei 250. Auch in der Quelle Borncafé zwischen Hohenhauser Straße und Westerkalle sind die Werte zu hoch, wenn auch etwas niedriger als im Fall der Bohrung Öfingstal. Das Gesundheitsamt duldet nach eigenen Angaben in diesem Fall Werte bis 500 Milligramm pro Liter, aber nur bis zum März 2026.

Bis dahin muss der Verband die Werte wieder in den Griff bekommen - indem das Wasser mit sulfatarmem Wasser der Gemeindewerke gemischt wird. So lautet der Vorschlag des Gesundheitsamts. Dafür wären allerdings Bauarbeiten notwendig. Sulfat kann in hohen Konzentrationen Durchfall verursachen, bei Säuglingen bereits bei Werten von mehr als 500 Milligramm pro Liter, wie auf der Internetseite des brandenburgischen Landwirtschaftsministeriums nachzulesen ist. Zum Vergleich: Heilwässer, die im Handel erhältlich sind, sollen mindestens 1200 Milligramm Sulfat pro Liter enthalten.

Sulfat ist indes nicht das einzige Problem: Auch die Nitratwerte der Quelle Borncafé waren hoch, allerdings noch unter dem Grenzwert. Hier wurden im September 2023 42 Milligramm pro Liter gemessen - der Kreis spricht gegenüber der LZ von einem &bdquo;ungewöhnlichen Nitratanstieg im dritten Quartal 2023“. Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm. Deshalb muss das Wasser unter anderem monatlich im Labor auf Nitrat untersucht werden. Zu hohe Nitratwerte können insbesondere für Säuglinge gefährlich sein.

Laut Umweltbundesamt ist für den Großteil der Nitrateinträge die Landwirtschaft verantwortlich, vor allem durch Gülle und Dünger auf Feldern und Äckern. Inzwischen hat sich der Nitratwert der Quelle laut Kreis aber wieder deutlich von 42 auf 30 Milligramm pro Liter reduziert. Mögliche Ursache des Anstiegs könnte demnach der Starkregen der vergangenen Monate gewesen sein, durch den organisch belastete Böden im Einzugsgebiet des Brunnens abgeschwemmt seien.

Ebenfalls geht aus dem Schreiben des Kreises hervor, dass der Verband unter anderem eine Internetseite betreiben müsste, um die Verbraucher zu informieren. Das Gesundheitsamt hat dafür eine Frist bis Ende März 2024 festgesetzt.

Bei diesen und anderen Problemen gibt der Kreis dem WBV auf: Er müsse &bdquo;umfassende Maßnahmen“ ergreifen, damit die Wasserversorgung den gesetzlichen Ansprüchen entspricht.

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