Sewikom will plötzlich Abschlussquote von 40 Prozent, um in Kalletal Glasfaser zu verlegen

Kalletal. Arbeiter der Firma Infra-Kabel aus Bad Salzuflen sind in diesen Tagen in Hohenhausen dabei, die Glasfaserleitungen für schnelles Internet in die Erde zu bringen. 18 Bauabschnitte sind laut Projektleiter Petar Zaric geplant. In Varenholz und Stemmen habe das Unternehmen bereits für den Anbieter Sewikom aus Beverungen ausgebaut.

Aber die Zahl der abgeschlossenen Verträge ist längst nicht überall so, wie sich das die Verantwortlichen gewünscht hätten. Eine Aussage der Beverunger im Ausschuss für Digitalisierung, Innovation und Entwicklung ländlicher Raum lässt nun aufhorchen: &bdquo;Um eine Wirtschaftlichkeit zu erreichen, benötige die Sewikom eine Quote von 40 Prozent“, heißt es im Protokoll. Doch bei der Vorstellung des Unternehmens zum Glasfaserausbau war davon keine Rede

Rückblick: Sewikom-Geschäftsführer Kai-Timo Wilke hatte die Pläne seines Unternehmens der Politik im Oktober 2022 präsentiert . Demnach sollte im gesamten Gemeindegebiet ausgebaut werden. Mit der Netzart &bdquo;Fiber to the Building“ (FTTB), also Glasfaser bis ans Haus, sind theoretisch 100 Gigabit pro Sekunde (Gbit/sek), umgerechnet also 100.000 Megabit pro Sekunde (Mbit/sek) möglich – im Down- und Upload. Die Sewikom bietet zunächst Tarife mit bis zu zwei Gbit/sek (2000 Mbit/sek) an. Mit den derzeit vorherrschenden Kupferleitungen seien maximal 250 (Mbit/sek) im Download möglich, beim Upload sei es deutlich weniger.

Quote überrascht Verwaltung und Politik Wer einen Zweijahresvertrag für Internet und Telefon bei der Sewikom abschließt, bekommt den Anschluss von der Grundstücksgrenze bis zum Haus gratis. Später sollen auch andere Internetanbieter die Leitungen nutzen können, Stichwort Open Access, also freier Zugang. Von einer Abschlussquote, die erreicht werden muss, war damals nicht die Rede. Das bestätigt auch Olaf Kapelle, zuständig für die Datenverarbeitung bei der Gemeinde: &bdquo;Wir waren überrascht, freuen uns aber, dass ein Ausbau offenbar trotzdem stattfindet.“

Denn in Hohenhausen liegt die Zahl der abgeschlossenen Verträge laut Unternehmensangaben nur bei 20 Prozent von dem, was möglich wäre. Der geringste Wert aller Einheiten. Wahrscheinlich weil die möglichen Bandbreiten dort ohnehin schon höher sind als in anderen Ortsteilen, vermutet Kapelle. Die Sewikom hat sogenannte Cluster gebildet, betrachtet also mehrere Ortschaften zusammen. Die Abschlussquote in Varenholz und Stemmen liegt derzeit exakt bei den geforderten 40 Prozent, nur in Bavenhausen, Brosen, Henstorf und Osterhagen liegt sie mit 42 Prozent noch darüber. Talle und Westorf schaffen zusammen immerhin 35 Prozent, Bentorf und Harkemissen 31 Prozent sowie Asendorf, Heidelbeck und Lüdenhausen noch 30 Prozent. Kalldorf und Erder kommen nur auf 26 Prozent und Langenholzhausen auf 25 Prozent.

Sewikom setzt auf Fürsprecher Aber was passiert, wenn dort keine 40 Prozent erreicht würden? &bdquo;Wenn die Wirtschaftlichkeit nicht da ist, müssen wir uns gegebenenfalls vom Ausbau verabschieden“, sagt Sewikom-Sprecher Peter Vössing. Schriftlich schickt er hinterher: &bdquo;Ob und wann eine Ortschaft, selbst bei Nichterreichen der Quote, ausgebaut wird, ist mitunter eine wirtschaftliche, beziehungsweise politische Entscheidung der Geschäftsleitung. Dieses wird im Einzelfall entschieden.“ Wahrscheinlich würden die betroffenen Dörfer zuletzt ausgebaut. Doch warum wurde das nicht von Anfang an so kommuniziert? Vössing antwortet: &bdquo;Weil unser Investor, die Northern Fiber Holding, erst später die Notwendigkeit für die 40 Prozent sah.“

Um die zu erreichen, will das Unternehmen nun auf Fürsprecher setzen. &bdquo;Unsere Erfahrung zeigt, dass die Vermarktung der Glasfaserprodukte auf dem Land besser läuft als in Städten. In Städten sieht man oft keinen Bedarf an höheren Bandbreiten. Die Kommunikation in den Dörfern ist viel intensiver. Man tauscht sich aus. Wenn man erfährt, dass der Nachbar bereits einen Glasfaseranschluss bestellt hat, wird nachgefragt. Fürsprache ist wichtig, dann wird die Entscheidungsfindung für jeden Einzelnen einfacher“, erklärt Vössing.

Die aktuellen Zahlen zeigen aber, dass in den einzelnen Ortschaften noch Fürsprecher aus Sicht der Sewikom gebraucht werden. In Dörentrup, wo die Sewikom ebenfalls ausbaut, ist sie hingegen schon weiter. Vössing erklärt das so: &bdquo;In vielen Gebieten Dörentrups haben wir bereits VDSL-Bestandskunden. Man kennt uns hier, daher ist die Vermarktung der Hausanschlüsse schneller vorangegangen als zum Beispiel in Ortsteilen von Kalletal.“

Transparenhinweis: Der Satz &bdquo;Mit den derzeit vorherrschenden Kupferleitungen sind maximal 250 (Mbit/ sek ) im Download möglich, beim Upload ist es deutlich weniger.“ wurde im Nachhinein in den Konjunktiv gesetzt, weil es eine Aussage des Unternehmens Sewikom ist. Das war in der ersten Version nicht deutlich geworden.

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