Nordlippe. „Es ist sensationell, in Lippe so eine Brut zu haben“, sagt Naturfilmer Robin Jähne. Im lippischen Norden hat sich ein Seeadlerpaar niedergelassen, das in diesem Jahr drei Jungvögel großgezogen hat. Es ist das zweite Paar in Nordrhein-Westfalen, ein weiteres lebt in Xanten, erzählt Jähne, der die Wildkamera des Kreises Lippe betreut und ganz begeistert von dem ist, was er dort zu sehen bekommt. „Die Kameras waren auch im vergangenen Jahr schon da“, erzählt Robin Jähne. Auch damals habe das Seeadlerpaar bereits gebrütet, geklappt habe es da allerdings nicht. Umso schöner sei es, dass nun drei Küken geschlüpft seien, die auch alle überlebt haben. „Das macht Hoffnung und zeigt auch, dass es mit einer Brut funktionieren kann, wenn man der Natur ihre Ruhe gönnt.“ Die Existenz des Horstes wurde nämlich lange Zeit geheim gehalten, damit sich die Tiere störungsfrei ansiedeln und sich einleben können, erklärt die Untere Naturschutzbehörde Kreises Lippe auf Nachfrage. Solche „Horstschutzzonen“ seien anerkannte Maßnahmen, um gezielt Greifvögel während der Brut zu schützen. Denn wenn sich die Tiere gestört fühlen, geben sie ihren Horst auf und verschwinden. Das galt es unbedingt zu vermeiden. „Das war eine gute Zusammenarbeit mit dem Landesverband und dem Kreis Lippe“, erzählt Robin Jähne. „Den Tieren wurde so viele Ruhe gegeben, wie möglich.“ Der Kreis werfe jeden Tag einen Blick auf die Kamerabilder und habe so die Entwicklung der Jungtiere gut im Blick. „Ich selbst schaue alle paar Tage rein“, sagt der begeisterte Naturfilmer, der in mehr als 30 Jahren Tätigkeit schon viele Tiere vor der Linse hatte und sogar selbst aufgezogen hat. Die Ansiedlung des Seeadlerpaares ist aber selbst für ihn eine kleine Sensation. Tiere sollen nicht gestört werden Am häufigsten sind Seeadler laut Nabu nämlich in Norddeutschland zu finden. Seine gewaltigen Horste baut er am liebsten in Wäldern mit alten, stabilen Bäumen oder an Klippen. Um Nahrung zu finden, benötigt er Küsten, große Seen oder Flüsse in der Nähe. Vorzugsweise erbeutet der Seeadler nämlich - das lässt der Name erkennen - Fische, die sich an der Wasseroberfläche befinden. Alternativ frisst er aber auch Säugetiere, Vögel und Aas. Seeadler werden zwischen 76 und 92 Zentimetern groß und haben eine Flügelspannweite von bis zu 2,40 Metern. Um den Schutz der Vögel aber auch weiterhin aufrechtzuerhalten und am besten weitere Bruten beobachten zu können, bittet die Untere Naturschutzbehörde des Kreises darum, keine Störungen im Bereich des Horsts zu verursachen. Besonders das Stehenbleiben und Beobachten werde von den Tieren als Gefahr wahrgenommen. Seeadlerpaare kämen oft über Jahre, sogar Jahrzehnte, zu ihrem alten Horst zurück. Um sie möglichst lange im Kreis Lippe zu behalten, sei es wichtig, sich durch angepasstes Verhalten aktiv am Schutz der Tiere zu beteiligen. Auf eine Beringung oder ein Ausstatten der Tiere mit GPS-Sendern wurde aus Schutzgründen übrigens verzichtet. Die Priorität habe jetzt erst mal darauf gelegen, dass die Jungtiere überleben und groß werden. Außerdem sei der Baum, auf dem sich der Horst befindet, sehr instabil und ein Besteigen sei deshalb nicht gefahrlos möglich.