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Kreis Lippe

SPD-Abgeordnete erinnern an Helmut Schmidt

Helmut Schmidt, der am Dienstag im Alter von 96 Jahren verstorben ist, hat viele Menschen beeindruckt – auch in Lippe. Bei Wahlkampfveranstaltungen in Lemgo und Detmold lockte er Tausende Bürger an, ganz private Erinnerungen gibt es aber auch. So zeigte sich Schmidt in Lemgo von seiner musikalischen Seite.

Da staunte der damals 30-jährige Kantor der Kirche St. Nicolai in Lemgo, Jobst-Hermann Koch, nicht schlecht. An einem Sonntag im Herbst 1965 stand plötzlich der zu der Zeit schon als großer SPD-Hoffnungsträger gehandelte Hamburger Senator Helmut Schmidt vor der Kirchenorgel. Jobst-Hermann Koch hatte gerade der Tochter eines Lemgoer Kaufmanns Orgelunterricht gegeben, als Schmidt mit einer Entourage von lokalen SPD-Politikern, darunter der damalige Lemgoer Bürgermeister August Flohr, das Gotteshaus betrat. Schmidt hatte weniger Augen für die gotische Architektur denn für die verhältnismäßig kleine Orgel, die damals neben dem Altar stand.

Mit der Frage „Darf ich auch mal?“ setzte sich Schmidt an das Instrument und spielte „Canon und Gigue“ des Bach-Vorgängers Johann Pachelbel. „Das konnte er ganz gut“, erinnert sich Koch. Der Altkanzler war ein passionierter Klavierspieler und offenbar auch für eine Kirchenorgel zu gebrauchen. Nach rund einer Viertelstunde machte Schmidt wieder Platz, und Koch konnte den Unterricht fortsetzen. „Danach habe ich ihn nie wieder persönlich getroffen“, sagt der heute 80-jährige Kirchenmusikdirektor. Was aus der kleinen „Schmidt-Orgel“ wurde, weiß Koch nicht mehr ganz genau. In St. Nicolai steht sie nicht mehr. „Ich glaube, die Gemeinde hat sie verkauft. Möglicherweise kam sie später in der Kirche in Hörstmar zum Einsatz.“


Helmut Schmidt in Lemgo. Mit einem Klick auf das Bild, lesen Sie den kompletten Artikel aus der LZ-Ausgabe vom 1. Mai 1980.

In Detmold zeigte sich Friedrich Brakemeier 1965 ebenfalls beeindruckt von einer Rede des Senators in der alten Stadthalle. Brakemeier, damals 20 Jahre alt, war seit einem Jahr Mitglied bei den Jusos und erklärter Willy-Brandt-Fan. „Der war mitreißend, Schmidt war da ganz anders, und seine Politik sahen wir erst kritisch“, sagt der Vorsitzende des Lippischen Heimatbundes. Später habe er aber dennoch stolz ein Autogramm entgegen genommen – auf einem Parteitag in Bad Godesberg. „Schmidt war ein sehr weitsichtiger Politiker und ein großer Staatsmann.“

Rainer Brinkmann, SPD-Geschäftsführer in Lippe, erlebte Helmut Schmidt erstmals 1980 in Lemgo. Damals war Brinkmann Juso-Vorsitzender im Kreis und stand dem SPD-Bundeskanzler in Bezug auf den Nato-Doppelbeschluss eher kritisch gegenüber. Aber: „Er war sehr beeindruckend. Er hatte eine gefestigte Meinung und gute Argumente.“

Für die SPD sei Schmidt eine der großen Leitfiguren des vergangenen Jahrhunderts, unumstritten seien seine Kompetenz in politischen Fragen. Noch einmal erlebte Rainer Brinkmann den Altkanzler dann 2011 auf dem Bundesparteitag der SPD bei seiner letzten großen Rede vor der Partei. Das habe den Eindruck von diesem Mann bei ihm noch einmal unterstrichen.

Die SPD Lippe legt ab Mittwoch, 11. November, Kondolenzlisten in ihrem Büro in Detmold an der Paulinenstraße aus.

Auf der zweiten Seite lesen Sie mehr zu Helmut Schmidts Leben und Wirken.

Fotostrecke: Trauer um Altkanzler Helmut Schmidt
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