Bankräuber überfällt 1973 die Leopoldstaler Sparkasse

Kreis Lippe. Es ist kalt an diesem Morgen. Deshalb wartet er in der Telefonzelle gegenüber. Von hier hat er alles sehr gut im Blick, als der Zweigstellenleiter gegen 8.30 Uhr vor der Sparkasse in Leopoldstal ankommt. Das ist seine Chance.

Die Beutel, in denen er das Geld vermutet, stehen zum Greifen nah neben dem Filialleiter, der gerade die Tür aufschließen will. Der Räuber rennt los und greift sich zwei Taschen. Doch der Bankangestellte reagiert und wehrt sich. Trotzdem schafft es der Dieb, zu fliehen. Der Angestellte folgt ihm, daraufhin schmeißt der Räuber eine Tasche wieder weg - da war eh nichts drin. Endlich sieht er den Fluchtwagen mit seinem Komplizen am Steuer. Er springt rein ins Auto, die beiden Täter brausen davon. Die beiden erbeuten so 18.500 Mark.

In etwa so könnte sich der Überfall der Zweigstelle der Stadtsparkasse in Horn-Bad Meinberg/Leopoldstal an jenem 13. Februar 1973 zugetragen haben. Es ist bereits das zweite Mal, dass Filialleiter Emil B. (Alle Namen von der Redaktion geändert) überfallen wird. Der 55-Jährige war laut LZ-Bericht gerade dabei, die Tür zu öffnen, als "der Schwerkriegsbeschädigte - Prothesen an beiden Beinen" von hinten überfallen wurde.

"[Emil B.] ließ sich auf ein Handgemenge ein, wurde jedoch zu Boden gestoßen und musste dem Täter beide Taschen überlassen. Obwohl der Filialleiter in der linken Hand des Täters einen Gegenstand wahrgenommen hatte, von dem er annahm, dass es sich um eine Waffe handele, nahm er die Verfolgung des zu Fuß flüchtenden Täters auf, der daraufhin ein der erbeuteten Taschen nach wenigen Metern stehen ließ." (LZ-Bericht vom 14. Februar 1973)

Beschrieben wurde der Täter als schlank und ungepflegt - mit langem, krausem Haar. In einem hellen Ford-Kombi mit gefälschten Kennzeichen konnte er schließlich fliehen. Obwohl die Polizei sofort eine Fahndung einleitete und auch mit einem Hubschrauber suchte, verlor sich jede Spur des Räubers. Die Beamten konnten lediglich herausfinden, dass der Täter sich vor dem Überfall in der Telefonzelle vor der Sparkasse aufgehalten hatte. Nach der Tat sei er an der Turnhalle vorbei über den Campingplatz zur Straße "Im Silbergrund" gelaufen. Dort sei er dann auf der Beifahrerseite in den Ford gestiegen. Weil die Polizei danach völlig im Dunkeln tappte, setzte sie eine Belohnung von 1.500 Mark aus - jedoch ohne Erfolg.

Fünfzehn Monate vergehen. Am 29. Mai 1974 kommt dann eine Nachricht von der Polizei in Hamburg. Die Beamten haben einen 21-jährigen Xaver J. aus Lieme festgenommen, der den Überfall begangen haben soll. Nach Rundreisen durch Europa zusammen mit einem Freund soll er in Hamburg schließlich "'leichte Mädchen' gemanagt haben", heißt es im LZ-Gerichtsbericht vom 14. Oktober 1974. Er wird geschnappt. Während der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass J. der gesuchte Bankräuber ist. Er kommt schließlich vor die Jugendkammer des Landgerichts Detmold.

Dort legt er ein Geständnis ab. Bestreitet aber, dass sein Freund, mit dem er zusammen gereist ist und der mit ihm auch in Hamburg war, sein Komplize bei dem Raub gewesen sei. Seinen richtigen Komplizen habe er in einer Bar kennengelernt und habe weder einen Kontakt noch den richtigen Namen von ihm. Xaver J. wird schließlich zu einer Jugendstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Sein Freund wird freigesprochen.

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