Die "Opel-Spezialisten" - dreiste Autodiebe treiben 1961 ihr Unwesen

Bad Salzuflen. Im Frühjahr 1961 versetzte eine Jugendbande Autobesitzer in und um Bad Salzuflen in Angst und Schrecken. Immer wieder wieder lieferten sie sich ein Wettrennen mit der Polizei, bei denen auch mal die Fäuste zum Einsatz kamen.

Opel waren die bevorzugte Beute der Bande. Doch auch andere Fahrzeuge, die schnell zu knacken waren, standen auf ihrer Liste. Wie das ganze aussah, beschreibt sehr gut ein LZ-Bericht vom 24. Mai 1961:

"'Akkorddiebe' wieder geflüchtet" "Ende April wurden in Bad Salzuflen, Helmstedt und Dortmund drei 15, 18, bzw.17 Jahre alten Jungen aus Bad Salzuflen festgenommen. Alle gehörten einer fünfköpfigen Jugendbande an, auf deren Konto in der Zeit vom 10. März bis 21. April mindestens 45 ausgeführte und versuchte Diebstähle gingen. Allein zehnmal brachen sie Personenwagen vom Typ Opel auf, die sie nach Spritztouren irgendwo stehen ließen. [...]

Gestern vormittag sollten diese drei jugendlichen Verbrecher dem Amtsgericht in Bad Salzuflen zugeführt werden. Als der Justizbeamte die Tür des Transportwagens öffnete, fand er sich gleich am Boden wieder. Die Jungen hatten ihn niedergeschlagen und das Weite gesucht. Zwei flohen barfüßig; alle aber trugen die Sträflingskleidung.

Während der 15-Jährige und der 18-Jährige zusammenblieben stahl der 17-Jährige schon bald ein Fahrrad und verschwand damit in Richtung Zubringer. Die sofort alarmierte Polizei des Kreises Lemgo und anderer Polizeistationen nahm ihn inzwischen wieder fest.

Die beiden anderen Ausreißer aber machten schon bald ihrem Ruf als "Opel-Spezialisten" alle Ehre: Sie brachen einen abgestellten Wagen dieses Typs auf und brachten sich damit vorerst in Sicherheit. [...]

Die Polizei nimmt an, dass die beiden jugendlichen Kriminellen in der Zwischenzeit noch weitere Diebstähle ausgeführt und sich vor allem völlig neu eingekleidet haben."

Mit einer unglaublichen Dreistigkeit führten die Mitglieder der Bande die Polizei an der Nase herum. Des öfteren entzogen sie sich den Folgen ihrer Taten, flüchteten und stahlen erneut. Doch dann gelingt den Behörden endlich ein Erfolg. Im November landen einige Mitglieder vor der Jugendstrafkammer in Detmold. Die Verhandlung ist allerdings nicht öffentlich, sodass nur wenig an die Öffentlichkeit gelangt.

"Während einer mehrstündigen Verhandlung machte das Gericht mit erschreckenden Einzelheiten einer verirrten Jugend Bekanntschaft", heißt es im Nachbericht vom 25.November 1961. Das Gericht verurteilte schließlich den "Haupträdelsführer" zu drei Jahren Gefängnis. Zwei weitere Täter mussten zwischen 21 bis 45 ins Gefängnis. Und wieder zwei andere Mittäter bekamen eine Geldstrafe von 300 beziehungsweise 100 DM aufgebrummt. Schon einen Monat später fand in Lemgo ein Prozess statt. Auch hier hatten zei Jugendliche Autos gestohlen. Die Objekte der Begierde: Wieder Opel. Dieses Mal wurden auch die Eltern mit ins Boot geholt. Das Gericht wies an, dass sie "für jeden Wagen an das Finanzamt für ein Vierteljahr die Kraftfahrzeugsteuer zahlen, ganz gleich, wie lange sich die gestohlenen Wagen im Besitz der Täter befunden haben." (LZ vom 19. Dezember 1961)

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus