"Ich bin ein ausgebrochener Mörder!" - Lemgoer überfällt 1965 einen Rentner

Kreis Lippe. Streit mit der Familie, der viele Alkohol und das wenige Geld - der 21-jährige Reinhold U. (alle Namen von der Redaktion geändert) aus Bad Salzuflen hatte ständig irgendwelche Probleme. Am 6. August 1965 eskalierte die Situation dann nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Frau und Schwiegermutter. Der Grund: U. hatte einen großen Teil seines gerade ausgezahlten Lohnes bereits versoffen.

Seine Frau und die Schwiegermutter hätten ihm Vorhaltungen gemacht, dass er nicht genügend Geld mit nach Hause gebracht habe. Das habe Reinhold U. nicht auf sich sitzen lassen. Kurzentschlossen haute er ab, griff sich zuvor aber noch 500 Mark aus der Familienkasse. "Innerhalb weniger Tage verprasste er das Geld auf der Cranger Kirmes und feierte mit alten Bekannten aus Wanne-Eickel, wo er einige Jahre die Schule besuchte, [ein] feuchtfröhliches Wiedersehen", heißt es im LZ-Bericht vom 30. November 1965.

Doch dann war das Geld alle. Dem Bericht nach habe er daraufhin das Hotel in Wanne-Eickel verlassen und im Auto oder im Freien genächtigt. Am Tag habe er sich von dem ernährt, was er an Bäumen und Sträuchern fand.

"Seinen kostbaren Ring versetzte er kurzentschlossen für 30 Mark und kaufte sich von dem Erlös in Bochum Lebensmittel. Den Rest setzte er in Bier um. Als das letzte Geld ausgegeben war, irrte er wieder ziel- und planlos umher und schlief in einem Baubudenwagen, aus dem er ein Meßgerät mit einem Fernrohr mitnahm", heißt es weiter.

Neun Tage waren inzwischen vergangen. U. war jetzt in Bochum unterwegs und streifte über einen Friedhof, angeblich auf der Suche nach Wasser, als er auf einen alten Mann an einem Grab aufmerksam wurde. Kurzerhand griff er ihn an, würgte ihn und hielt ihm den Mund zu. "Mit den Worten ,Ich bin ein ausgebrochener Mörder und brauche Geld', zwang er sein Opfer zu Boden", wie es in dem Bericht heißt.

Sein 76-jähriges, invalides Opfer hatte keine Chance. U. konnte so 50 Mark und eine goldene Uhr erbeuten. Die haute er wieder auf den Kopf. Doch am nächsten Tag hätten ihn seiner Aussage zu Folge Gewissensbisse geplagt, zumal er auch von dem Raubüberfall in der Zeitung gelesen hätte. U. stellte sich schließlich, womit sein Road Trip ein jähes Ende nahm.

"Die [...] Große Strafkammer verhängte gegen ihn wegen schweren Raubes, Körperverletzung und Diebstahls eine Gefängnisstrafe von drei Jahren und sechs Monaten." (LZ, 1965)

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