Bewaffneter Banküberfall - zwei Männer gehen 1964 auf Beutezug

Kachtenhausen. Damals, als Kachtenhausen noch zum Kreis Lemgo gehörte, versetzten zwei Männer den Ort in Aufruhr: Am 28. Oktober 1964 überfielen der 23-jährige Jörg P. und der 26-jährige Achim L. (alle Namen von der Redaktion geändert) die Zweigstelle der Kreissparkasse Lemgo. Ihre Beute: rund 8.500 Mark. Doch das sollte noch nicht alles gewesen sein.

Mit vorgehaltener Waffe wurde die Zweigstellenleiterin Minna T. gezwungen, das gesamte Geld herauszugeben: "Geben Sie das ganze Geld her!" Besonders eilig schienen es die Räuber aber nicht gehabt zu haben, wie der LZ-Bericht vom 29. Oktober 1964 zeigt: "Ganz gemächlich schritten sie dann nach der Tür [...]." Und auch zuvor hatten die Männer die Ruhe weg: Eine halbe Stunde lang hielten sie sich in der Sparkasse auf, ließen sich beraten und Geld einwechseln. Das wiederum - wie sich später herausstellen sollte - stammte aus einem anderen Überfall. Das Fluchtfahrzeug war ein Opel-Rekord - in der Nacht zuvor hatten sie ihn in Dortmund gestohlen. Noch am gleichen Tag wurde der Opel in Lippstadt gefunden - von den Täten fehlte da aber jede Spur.

Doch bereits zwei Tage nach dem Überfall gingen die Täter der Polizei ins Netz. In Dortmund waren Jörg P. und Achim L. "durch die Ausgabe größerer Mengen von Groschenstücken aufgefallen [...]." (LZ vom 31. Oktober 1964). Die Münzen stammten aus einem Einbruch, den die Männer in Bochum verübt hatten - knapp zwei Wochen vor dem Bankraub.

Deshalb sollten sie von der Polizei überprüft werden und wurden auf die Dienststelle gebracht. Einer von ihnen konnte laut LZ-Bericht "zunächst entfliehen, einige Zeit später aber wieder festgenommen werden." Etwa die Hälfte der Beute wurde bei ihnen gefunden.

"Das waren die Räuber!" Die Zeugin des Bankraubs, Minna T., wurde nach Dortmund gefahren, um die Täter zu identifizieren. "Bei der Gegenüberstellung wurden sie von der Überfallenen eindeutig erkannt." (LZ vom 31. Oktober 1964) Daraufhin wurden die beiden Männer nach Detmold überführt und dem Haftrichter vorgeführt.

Doch nicht nur der Bankraub ging auf ihr Konto: Von Mitte September 1964 an waren Jörg P. und Achim L. gemeinsam auf Beutezug. Ein bewaffneter Einbruch in eine Dortmunder Firma, bei dem sie den Nachtwächter niederschlugen und 150 Mark erbeuteten, der Diebstahl von zwei Geldkassetten mit 4.100 Mark, besagter Einbruch in Bochum (773 Mark Beute) sowie der Überfall auf die Sparkasse in Kachtenhausen gingen auf das Konto der Räuber.

Die Täter Jörg P. und Achim L. hatten sich im Frühjahr 1964 in Dortmund kennengelernt und wohnten zusammen. "Aus nichtigen Anlässen gaben sie ihre Arbeit auf und verübten in wenigen Wochen eine Reihe schwerer Straftaten." So heißt es im Nachbericht zum Urteil gegen die Gangster. Der 26-jährige Achim L., Maurer und Fliesenleger, verdiente gut in seinem Beruf und war als Amateurboxer aktiv. Er wurde als Haupttäter ausgemacht und stand zuvor bereits sechs mal wegen Einbruchs vor Gericht. Der 23-jährige Arbeiter Jörg P. war bis 1959 Angehöriger der Volkspolizei. Laut seiner Aussage soll Achim L. auf der Flucht von Kachtenhausen nach Lippstadt den Vorschlag gemacht haben, an diesem Tag noch einen zweiten Überfall zu begehen. "Als die Täter ahnten, dass die Verfolgung durch die Kriminalpolizei bereits im Gange war, ließen sie den Plan fallen [...]." (LZ vom 2. November 1964)

Während der mehrstündigen Verhandlung führte der Oberstaatsanwalt in scharfen Worten aus, dass alle Taten genauestens geplant und durchgeführt worden seien. Kennzeichnend sei auch gewesen, dass sie stets das "Verbrecherwerkzeug" wieder mitnahmen. Er forderte eine Zuchthausstrafe von je acht Jahren, fünf Jahre Ehrverlust, fünf Jahre Führerscheinentzug und die Einziehung der Tatwerkzeuge, heißt es im Nachbericht vom 9. März 1965. In ihrem letzten Wort bereuten die Angeklagten ihre Taten, versprachen, nie wieder straffällig zu werden und baten um eine milde Strafe. Am 8. März 1965 verurteilte die große Strafkammer des Landgerichts Detmold die Zwei schließlich wegen Raubes, schweren Raubes sowie schwerer Einbruchdiebstähle zu einer "Zuchthausstrafe" von je sieben Jahren. Weitere Punkte im Urteil behandelten Ehrverlust, Führerscheinentzug sowie die Einziehung der Tatwerkzeuge.

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