Er fesselte sein Opfer - dann flüchtete er mit 30.800 D-Mark

Schieder-Schwalenberg/Lothe/Detmold. Es ist ein ganz normaler Freitag im Frühsommer 1982. Das Wochenende liegt in der Luft. Im beschaulichen Lothe schließt der Filialleiter Jochen V. (alle Namen von der Redaktion geändert) der Sparkassenzweigstelle um 7.50 Uhr die Tür auf. Kurze Zeit später sitzt er gefesselt und geknebelt in den Räumen fest.

Im Gebäude wird er bereits erwartet. Gleich nachdem sich die Tür hinter V. schließt, sieht er vor sich einen bewaffneten und maskierten Räuber. "Er verlangte das gesamte Bargeld, das sich im Tresor der Zweigstelle befand, bemächtigte sich des Autoschlüssels von [V.], fesselte den Zweigstellenleiter und floh mit dessen Wagen" (LZ vom 5. Juni 1982). Schließlich verschwindet er ganz schnell wieder mit dem gestohlenen Wagen und dem Geld. Und das ist an dem Tag nicht wenig. Insgesamt 30.800 Mark nimmt der Täter mit.

Kurze Zeit später kann sich V. aus eigenen Kräften befreien und ruft die Polizei. Die Beamten rekonstruieren den Tatablauf und sprechen von einem ausgeklügelten Plan. Sie gehen davon aus, dass der Täter sich bereits am Vorabend oder in der Nacht über die Rückseite des Gebäudes Zugang zu dem Sparkassenraum verschaffte.

Schon bald wird der Wagen von V. zwischen Kariensiek und Sommersell gefunden. Zeugen sagen aus, dass der Räuber hier in einen roten Opel umgestiegen sei, an dessen Steuer eine weitere Person saß. Dann verliert sich, trotz näherer Täterbeschreibung, zunächst die Spur.

Doch dann der Durchbruch. Sieben Monate später kann die Polizei den Täter überführen. Der Steinheimer Fritz A. gesteht schließlich bei seiner Vernehmung. Ein Jahr nach der Tat muss sich A. dann vor dem Landgericht Detmold verantworten.

Die Anklage lautet auf schwere räuberische Erpressung in Tateinheit mit Freiheitsberaubung. Das Motiv: Geldnot. Und dabei führte A. eigentlich ein geordnetes Leben, mit einem Beruf, in dem er gut verdiente. Doch dann reicht seine Frau die Scheidung ein. Danach lebt er nach eigener Aussage über seine Verhältnisse.

"Er kaufte sich für 11.000 Mark ein schweres Motorrad, Geschenke für seine Familie [...] und erhöhte schließlich freiwillig die monatlichen Unterhaltszahlungen auf 700 Mark. Schließlich hatte er Ende 1982 bei seiner Bank Schulden von über 20.000 Mark." (Gerichtsbericht vom 28. Juni 1983)

Ein Unfall gibt ihm schließlich den Rest, da er seinen Beruf nicht mehr im gewohnten Umfang ausüben kann. Wie soll er jetzt zu Geld kommen? In ihm reift die Idee für einen Banküberfall. Seinen Vater weiht er ein. Dieser versucht es noch seinem Sohn auszureden, doch der hat einen Plan. Sein Vater hilft ihm schließlich.

Als erschwerend sieht der Oberstaatsanwalt an, dass die Tat geplant war und A. eine Waffe benutzte - auch wenn es sich um ein Spielzeug handelte-, um den Filialleiter damit zu bedrohen. A. wird schließlich zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Sein Vater erhält wegen Beihilfe eine Strafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung

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