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Mord an der Autobahn - Frau wird 1984 mit mehreren Schüssen getötet

Freya Köhring

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Das Opfer wurde an einem Straßenrand gefunden. - © Symbolbild: Pixabay
Das Opfer wurde an einem Straßenrand gefunden. (© Symbolbild: Pixabay)

Kreis Lippe. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen, als zwei britische Soldaten ihren Rundgang auf dem Truppenübungsplatz Röcke in Bückeburg beginnen. Es ist kalt. Gegen halb 9 morgens befinden sich die Männer in der Nähe des Autobahnzubringers. Genau dort, neben der Straße im Gras, liegt etwas. Die Soldaten schauen genauer nach und stoßen dabei auf die Leiche einer Frau.

Doch wer ist die Tote? Sie trägt keine Papiere bei sich. Die hinzugerufene Polizei tappt zunächst im Dunkeln. Eines dagegen wird schnell deutlich. Die Frau wurde ermordet. Genauer: Sie wurde erschossen. Ihr Körper weist zahlreiche Schusswunden auf und neben ihr liegen mehrere Patronenhülsen. Untersuchungen ergeben, dass der Fundort auch der Tatort ist.

Dann erhalten die Beamten einen entscheidenden Hinweis. In einem Rintelner Restaurant wurde eine Bekannte der Toten ausfindig gemacht, die den Ermittlern den Namen des Ehemanns nennen kann. Dieser lebt in Lage und identifiziert schließlich seine Frau. Es handelt sich um die 30-Jährige Zara Ü. (alle Namen von der Redaktion geändert). Sie lebte getrennt von ihrem Mann in Lemgo. Liegt hier vielleicht schon die Lösung des Falls? Wollte der Mann nicht, dass sie sich scheiden lässt und ein neues Leben ohne ihn beginnt? Doch ein konkreter Verdacht gegen den Ehemann ergibt sich nicht.

Weitere Recherchen ergeben dann aber schnell einen anderen Tatverdächtigen. Der 38-jährige Adrian C. aus Lemgo gerät ins Blickfeld der Ermittler. Der verheiratete C. soll ein Verhältnis mit dem Opfer gehabt haben, das kurz vor der Auflösung stand, da sie einen anderen Mann kennengelernt haben soll. Das Motiv: Eifersucht.

"Dringender Tatverdacht ergab sich für die Polizei nach der Vernehmung von zwei Zeugen, die erklärten, vom Verdächtigen gebeten worden zu sein, ihm ein Alibi zu verschaffen. Weiter belastet wird [Adrian C.] durch einen bei ihm sichergestellten Brief, der möglicherweise den Schlüssel zum Motiv darstellt. Dieses Schreiben stammt von einem im Rheinland wohnenden [Mann], der sich offensichtlich am vergangenen Freitag mit der Ermordeten treffen wollte. Aus den Zeilen, so der Lemgoer Kripo-Beamte, sei außerdem hervorgegangen, dass beide vorhatten, zusammenzuziehen." (LZ vom 1. Februar 1984)

Doch C. schweigt zu den Vorwürfen. Einen Zeugen oder konkrete Beweise für die Tat gibt es nicht. Auch die Tatwaffe ist nicht aufzufinden. Die Polizei bittet immer wieder um Hinweise aus der Bevölkerung. Der ultimative Beweis bleibt allerdings aus. Dennoch muss sich C. mehrere Monate später vor dem Landgericht Bückeburg verantworten.

Die Verhandlung zieht sich über fünf Monate. Der Angeklagte schweigt über die gesamte Zeit. Einzig aufgrund der zahlreichen Verdachtsmomente, er hatte zur fraglichen Zeit ein Auto geliehen, bei Verwandten um ein falsches Alibi gebeten und er hatte den Brief des anderen Mannes an sich genommen, führten zu einer Verurteilung von Adrian C.. Das Gericht verhängte wegen Totschlags eine Freiheitsstrafe von acht Jahren.

"Das Gericht sah davon ab, [Adrian C.] wegen Mordes zu verurteilen, weil ihm nicht nachgewiesen werden konnte, dass er die Frau mit der festen Absicht in den geliehenen Wagen gelockt hatte, sie umzubringen." (LZ-Gerichtsbericht vom 2. März 1985)

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