Schädel zertrümmert: Krankenpfleger wird 1974 mit einem Hammer erschlagen

Bad Salzuflen. Es ist kurz nach Weihnachten, als der 26-jährige Krankenpfleger Otto S. (alle Namen von der Redaktion geändert) von Nachbarn tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Sein Schädel ist zertrümmert, Blut hat sich über den Fußboden verteilt. Von seinem Wagen fehlt jede Spur.

Warum musste S. sterben? Gab es einen Streit? Wo ist das Auto? - Die Polizei nimmt sofort die Ermittlungen auf. Lange suchen muss sie allerdings nicht nach dem Täter. Einige Stunden später meldet sich ein 15-jähriger Schüler aus Schweicheln bei den Beamten. Er gesteht, den Krankenpfleger mit einem Hammer erschlagen zu haben.

Doch warum? In der Wohnung von S. ist es laut dem 15-jährigen Martin B. zu einem Streit gekommen. Da in einem Zimmer der Wohnung zu der Zeit etwas renoviert wurde, lag im Wohnzimmer Werkzeug herum. B. griff zu einem Hammer und schlug auf S. ein.

"Den Tatvorgang selbst erhärtet die [...] Obduktion. Die linke Schädelpartie des Getöteten war völlig zertrümmert. An der Halspartie wurden Spuren eines Fußtrittes festgestellt. Eindeutig steht fest, dass vom Täter wenigstens zehn Schläge mit dem Hammer geführt worden sind." (LZ-Bericht vom 30. Dezember 1974)

Trotzdem bleiben zunächst noch viele Fragen offen, zum Beispiel, warum B. bei dem 26-Jährigen in der Wohnung war. Erst ein halbes Jahr später kommt nach der ausführlichen Aussage des Täters vor Gericht etwas Licht ins Dunkel. Allerdings nur durch seine Aussage.

Martin B. hatte keine einfache Kindheit. Seine leiblichen Eltern hat er nie kennengelernt und auch seine Adoptiveltern starben früh. Zu seinem neuen Vormund konnte er keinerlei Beziehung aufbauen. Er geriet auf die schiefe Bahn und kam schließlich in ein Jugendheim nach Schweicheln, heißt es im Gerichtsbericht vom 15. Juli 1975.

Am 28. Dezember fährt B. aus Langeweile per Anhalter nach Herford. Doch er findet keinen Anschluss und wollte schon wieder zurück, als Otto S. neben ihm hält. Er bietet an, den 15-Jährigen zurück nach Schweicheln zu fahren, doch zunächst nimmt er ihn mit nach Bad Salzuflen. Sie trinken etwas Bier und rauchen.

"Plötzlich aber wurde [S.] zudringlich, worauf der [Martin] nach Hause wollte. Die Antwort von [S.] war eine Ohrfeige. Als [S.] mit ausgebreiteten Armen auf den Jungen zuging, fühlte sich dieser bedroht und schlug mit einem 400 Gramm schweren Hammer, der auf dem Tisch lag, dem Angreifer gegen den Hals. [S.] stürzte zu Boden, erhob sich wieder und gab [Martin] einen Tritt gegen das Schienbein, worauf dieser erneut zuschlug: fünf- bis sechsmal auf den Kopf des inzwischen am Boden Liegenden." (LZ-Gerichtsbericht vom 15. Juli 1975).

Mit dem Wagen des Toten fährt er schließlich davon, landet aber kurze Zeit später im Straßengraben. Den Wagen lässt er zurück und flieht zu Fuß weiter. Von einer Telefonzelle aus ruft er den Pfarrer in Schweicheln an und beichtet ihm alles. Danach geht er zur Polizei.

"Das Gericht wertete nur den ersten Schlag als Notwehr, die weitere Tat jedoch, wenn auch aus der Notwehrsituation heraus geboren, als Totschlag." (LZ vom 15. Juli 1975) Am Ende des Prozesses verurteilt das Gericht Martin wegen Totschlags zu zwei Jahren Jugendstrafe.

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