Er stach mit dem Messer zu - Familienstreit im Jahr 1953 eskaliert

Kreis Lippe. Er klopft, pocht, trommelt und hämmert gegen die Tür. Sie will ihm nicht öffnen. Sie hat Angst. Sie ruft die Polizei und öffnet ihm schließlich doch, bevor er die Tür eintreten kann.

Von Anfang an - bis auf die ersten Wochen - war die Ehe zwischen Friedrich T. (alle Namen von der Redaktion geändert) und seiner Frau Lotti unglücklich. Dabei schien Friedrich sein Leben langsam in den Griff zu bekommen. Denn zuvor war es alles andere als gut für ihn gelaufen. Als junger Mann und Soldat wurde er während des zweiten Weltkrieges an die Ostfront geschickt.

Danach taucht er unter einem falschen Namen unter - warum ist unklar. Er wird verraten und muss schließlich für mehrere Jahre ins Gefängnis. Hier zieht er sich eine schwere Verletzung an der Schulter zu. Als er wieder frei ist, zieht Friedrich T. nach Lippe, genauer nach Leopoldstal und heiratet.

"Schon bald gab es Zwistigkeiten und [Friedrich] wurde wiederholt tätlich. Das Paar wechselte nach Belgien. Auch dort winkte nicht das Glück. [Friedrich] trat verschiedene Arbeitsstellen an, hielt es aber nirgendwo lange aus. Schwierigkeiten mit politischem Hintergrund kamen dazu. Streitfälle und tätliche Handlungen nahmen kein Ende. Frau [Lotti] sah keinen Ausweg, als mit den drei Töchtern nach Deutschland zurückzukehren." (LZ-Bericht vom 23. Juni 1953)

Friedrich weiß davon zunächst nichts. Er denkt zunächst, es handele sich nur um einen Heimatbesuch. Doch als seine Frau mit den Kindern nicht zurückkommt, fährt auch er nach Deutschland und steht schließlich vor Lottis Wohnung. Dort poltert er gegen die Tür. Er will sich angeblich wieder versöhnen. Doch Lotti hat genug. Sie will ihren Mann nicht zurück. Friedrich will aber nicht gehen, da müsste schon die Polizei kommen. Diese ruft Lotti daraufhin auch. Währenddessen nimmt sich ihr Mann ein Kartoffelmesser aus der Schublade und droht damit, sich etwas anzutun. Als die Beamten da sind passiert es schließlich.

"Und jetzt trug sich in Sekundenschnelle die verhängnisvolle Tat zu. [Friedrich] ergriff das Messer und führte einen blitzschnellen Stoß gegen den Unterleib seiner Frau. Eine ebenso schnelle Abwehrbewegung allein verhinderte eine lebensgefährliche Verletzung." (LZ vom 32. Juni 1953)

Die Polizisten können Friedrich T. überwältigen. Die spätere Gerichtsverhandlung verfolgt er recht teilnahmslos. Auch als der psychologische Gutachter ihn als einen "reizbaren Psychopaten" bezeichnet, der durch kleinste Störungen aus dem Gleichgewicht gerät. Als mildernde Umstände sieht das Gericht die Wirren der Nachkriegszeit an, die Friedrich durchlaufen hat. Am Ende muss er für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis.

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