Liebespaare werden 1960 bei Mondschein überfallen

Bad Salzuflen/Detmold. Es ist eine laue Herbstnacht. Perfekt für einen kleinen Spaziergang. Gerade Paare zieht es hinaus in die klare Mondscheinnacht. Doch das wird vier Verliebten aus Bad Salzuflen an diesem 8. Oktober zum Verhängnis. Denn auf sie wartet bereits jemand.

Während Emmi und Walter (Namen von der Redaktion geändert) verträumt auf einer Bank im Kurpark sitzen und den romantischen Abend genießen, schleicht sich der 22-Jährige August T. an das Paar heran. Maskiert mit einem weißen Tuch und mit einem nicht erkennbaren Gegenstand in der Hand, fordert er beide auf, ihr Geld herauszugeben. "Als [Walter] dieser Aufforderung widerstandslos nachgekommen war, verabschiedete sich [T.] mit den nicht gerade freundlichen Worten des Dankes: 'Wenn Du etwas der Polizei sagst, bist Du ein toter Mann.'" (LZ-Bericht vom 17. Dezember 1960)

Nur wenige Meter weiter trifft August T. schon auf seine nächsten Opfer. Die hatten offensichtlich von dem ersten Überfall nichts mitbekommen. Auch von diesem Paar fordert T. Geld. Doch hier hat der Räuber die Rechnung ohne den anderen Mann gemacht. Denn der will sich nicht bedrohen und ausrauben lassen. Mit einem Tritt kann er erreichen, dass T. den Gegenstand in seiner Hand fallen lässt. Als T. daraufhin wegrennen will, läuft ihm der andere Mann hinterher. Es kommt zu einer Prügelei, doch der Räuber kann schließlich ins dichte Gebüsch entkommen.

Blöd nur, dass es sich bei dem mysteriösen Gegenstand um die Geldbörse des Räubers handelt, mitsamt seinem Lohnstreifen (Lohnabrechnung) und dem Ehering. So kann die Polizei schließlich schnell auf die Spur des Täters kommen. Obwohl sie jetzt zwar die Adresse von August T. hat, ist er zunächst nicht auffindbar. Wie sich später herausstellt, hatte er sich zwei Tage und Nächte in den Wäldern um Salzuflen versteckt.

Bis zur Urteilsverkündung leugnet der Angeklagte die Tat. Für alles hat er eine Erklärung.

"Der Angeklagte, ungelernter Arbeiter und Vater mehrerer Kinder, hatte sich am frühen Nachmittag des 8. Oktober aus seiner Wohnung entfernt, löschte während des Nachmittags in mehreren Gastwirtschaften in Schötmar und Salzuflen seinen offensichtlich beträchtlichen Alkoholdurst, verpaßte ein Verabredung mit seiner Frau und machte schließlich eine Ernüchterungskur mit Coca-Cola. Um, wie er selbst sagt, 'einmal aus dem täglichen Einerlei herauszukommen' beschloß er, abends allein tanzen zu gehen. Der für solche Zwecke ungeeignete Ehering wanderte in die Geldbörse. Diese nun wollte er schließlich in der Toilette des Tanzlokals vergessen haben." (LZ-Gerichtsbericht)

Im Wald hätte er sich aus Angst vor seiner Frau versteckt. Doch das Gericht kann dem Angeklagten nicht glauben. Zu schwer wiegen auch die Vorstrafen. So ist August T. bereits früh aufgefallen und saß bereits zweimal im Gefängnis. Einmal wegen schweren Einbruchdiebstahls und ein anderes Mal wegen Gewaltanwendung gegenüber einem Mädchen. Einzig seine Jugend wird ihm strafmildernd angerechnet. Am Ende muss er wegen vollendeter und versuchter räuberischer Erpressung für zwei Jahre ins Gefängnis.

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