Q&A zu Gelben Säcken: Leser fragen, Veolia antwortet

Kreis Lippe. Das hat mal so gar nicht geklappt – der Entsorger Veolia, der seit Januar, die gelben Säcke einsammelt, hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Und viele Lipper sind sauer, dass es nicht reibungslos klappt. Die LZ hatte um Fragen und Kritik gebeten – und reichlich Feedback bekommen. Zu den wichtigsten Punkten hat Veolia Stellung genommen.

Sollte man, bevor man einer neuen Firma den Zuschlag gibt, nicht eine Testphase einrichten?

Volker Detmar , Leiter Kommunalvertrieb bei Veolia : &bdquo;Die Testphase gab es, aber sie war um drei Monate kürzer als sonst üblich. Das lag am Ausschreibungsverfahren – übrigens traf es alle Entsorger im Recycling. Sieben Fahrer sind zum 1. Dezember von uns eingestellt worden und haben bei Veolia ein Schulungsprogramm auf Fahrzeugen und Touren durchlaufen. Vier Fahrer haben wir von einem Personaldienstleister übernommen, der sich auf solche Mitarbeiter spezialisiert hat. Die haben auch für Tönsmeier gearbeitet. Wir haben allen Zeit gegeben, Lippe kennenzulernen. Sie haben Karten bekommen und konnten Besonderheiten ihrer Touren eintragen. Aber letztlich reicht das nicht, um jede kleine Straße zu kennen. Veolia ist ein großes Unternehmen mit einiger Erfahrung."

Warum müssen die Säcke bereits um 6 Uhr an der Straße stehen?

Detmar : &bdquo;Die Touren haben wir anders gelegt. Insofern können wir keine Zeiten zusichern, wann abgefahren wird. Das wird sich einspielen – dann können die Bürger die Abfuhrzeit besser einschätzen."

Wir haben keine Grundausstattung gelber Säcke bekommen. Wo bekomme ich Rollen?

Sabine Siegel, Sprecherin Veolia-West : &bdquo;Die alten Rollen können aufgebraucht werden. Wenn Sie den Fahrer ansprechen, dann wird er ihnen eine Rolle geben. Oder Sie kleben einen Zettel auf den Gelben Sack und schreiben darauf, wo die Rolle abgelegt werden soll. Ab März werden die Abholstationen Rollen ausgeben. Allerdings ist die Abgabemenge begrenzt."

Die roten Karten, die in den neuen Rollen sind, sollen ausgefüllt werden – was ist mit dem Datenschutz?

Siegel: &bdquo;Wir sammeln oder speichern diese Daten nicht. Auf den Karten soll der Ablageort eingetragen werden, damit die Fahrer wissen, wo sie die Rollen deponieren können."

In unseren Rollen waren keine Karten – wo bekommen wir die?

Siegel: &bdquo;Es reicht ein Zettel, auf dem der Ablageort notiert ist. Einfach zur nächsten Abfuhr auf den Gelben Sack kleben."

Wie wird sichergestellt, dass auch der die Rollen bekommt, der sie anfordert?

Detmar : &bdquo;Das kann man nicht gewährleisten, denn unsere Mitarbeiter können ja nicht überall klingeln. Und auch bisher war das nicht sichergestellt. Wenn Sie in einem Mehrfamilienhaus wohnen, dann kann es sein, dass jemand anderer die Rolle einsteckt. Wie sollen wir das kontrollieren? Wer ganz sicher gehen will, kann ab März zu den Abholstationen gehen, und dann wird man niemanden wegschicken, wenn er keine rote Karte hat."

Ich wohne in einem Mehrparteienhaus und bringe für einige ältere Mieter Rollen mit – geht das auch künftig?

Siegel: &bdquo;Bei Wohnheimen, Altenheimen etc. können gelbe Rollen in unserem Betrieb per E-Mail avisiert und anschließend in unserem Betrieb abgeholt werden. Eine andere Sonderregelung haben wir bislang nicht."

Warum sind teilweise nur kleine Laster/Pritschenwagen im Einsatz?

Torsten Grote , Betriebsleiter Veolia : &bdquo;In einige Straßen dürfen Müllfahrzeuge gar nicht reinfahren. Die Fahrbahnbreite muss für die Müllfahrzeuge mindestens 3,50 Meter sein, das ist gesetzlich geregelt. Außerdem bitten wir um Verständnis, dass auch die Fahrer sich erst eingewöhnen müssen. Die Pritschenwagen werden auch nicht in Dörentrup entladen, sondern zu Sammelpunkten gefahren, der Müll wird in größere Fahrzeuge umgeladen und dann wird weiter gesammelt."

Der Müll fliegt hier rum – wer kümmert sich darum, dass das beseitigt wird?

Siegel: &bdquo;Wir bitten um Nachsicht, wenn die Abfuhr im Einzelfall nicht in Gänze erfolgen konnte. Für uns ist dies die erste Sammelfahrt in jedem Teilbereich. Die Detailkenntnis wird kurzfristig besser werden. Und wir sind keineswegs zufrieden mit dem Ergebnis bislang. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass wir unsere Dienstleistung ordnungsgemäß erbringen werden. Es wird sich einspielen."

Veolia hat 12.000 Mitarbeiter, zig Fahrzeuge – können da nicht einfach welche von anderen Standorten einspringen?

Grote : &bdquo;Was die Fahrzeuge angeht, könnten wir kurzfristig welche bekommen, aber es fehlen uns Fahrer. Und Sie können nicht einfach jeden in so ein Fahrzeug setzen. Sie müssen die Fahrer einarbeiten, die müssen sich mit den Abmessungen vertraut machen. Und unsere Leute arbeiten derzeit am Limit. Da kann man nicht einfach noch mehr draufpacken, da bitten wir um Verständnis."

Warum liegen die Rollen nicht einfach kostenlos bei einem Nahversorger im Regal?

"Die Säcke haben eine bessere Qualität, sie sind teurer. Wir möchten nicht, dass sie zweckentfremdet werden, sondern wirklich nur für Verpackungsmüll genutzt werden. Wir versuchen, das über eine kontrolliertere Ausgabe per Karte hinzubekommen, und damit gibt es gute Erfahrungen."

Die Hotline kann man anrufen, aber man hört nur das Besetztzeichen – ist da überhaupt einer?

&bdquo;Wir bekommen eine neue Telefonanlage und neue Leitungen. Wir konnten das nicht früher bestellen, denn wir wussten ja erst spät, dass wir den Zuschlag bekommen. Das geht auch nicht nur Veolia so, sondern hängt damit zusammen, dass sich die Spitzenverbände erst spät einigen konnten, wie die Rahmenbedingungen für die Recyclingsysteme aussehen sollen. Es wäre auch hilfreich, wenn die Anrufer ihre Anliegen kurz schildern. Wir wollen niemanden abwimmeln, aber möglichst viele Fragen beantworten."

Die Säcke fliegen auf die Straße, das ist eine erhebliche Gefährdung – wie stellt sich das Unternehmen dazu?

Grote : &bdquo;Wir bitten darum, die nicht abgeholten Säcke wieder reinzunehmen und beim nächsten Abfuhrtag wieder rauszustellen. Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen, die das machen. Das soll kein Regelfall werden, unser Anspruch ist, dass das reibungslos läuft. Erfahrungsgemäß funktioniert die Abfuhr nach ca. drei bis vier Abfuhren je Gebiet."

Wie wollen Sie künftig sicherstellen, dass die Fahrer auch alle Straßen abgefahren haben?

Michael Morch , Leiter Abteilung Technik: &bdquo;Die Telematiksysteme funktionieren jetzt in jedem Fahrzeug, das heißt, wir können die Routen nachhalten. Und wir sehen dann auch, wenn etwas vergessen wurde. Wir können die Fahrer dann entsprechend dirigieren. Oder wenn es Anrufe gibt auch sagen, ob der Fahrer noch kommt oder schon da war."

Stimmt es, dass sich Bürgerberatungen geweigert haben, weiterhin Rollen rauszugeben?

Detmar : &bdquo;Nein. Wir haben Abholstationen gesucht, die möglichst lange Öffnungszeiten haben. Das muss alles passen und einige machen weiterhin mit, andere nicht. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich das noch einmal ändert, also andere dazukommen oder wegfallen. Aber das werden wir auf alle Fälle kommunizieren. Wir sind dabei, das auf unserer Internetseite einzupflegen."

Die LZ bleibt dran und wird das Unternehmen an seinen Aussagen messen. Bitte mailen Sie Ihre Erfahrungen auch weiterhin an detmold@lz.de.

Kreis könnte kein Busgeld verhängen Verärgerte Bürger rufen in den Rathäusern an, der Kreis Lippe hat Vertreter der Firma Veolia zum Gespräch gebeten. Der Einfluss, den die Verwaltung auf das Unternehmen hat, ist allerdings sehr begrenzt. Denn das Recyclingsystem ist in Deutschland komplett privatwirtschaftlich organisiert.

Grundlage ist das Verpackungsgesetz, das vorschreibt, dass die Abfallentsorgungskreisläufe voneinander getrennt werden. Die Hersteller, die verpackte Waren verkaufen, zahlen in die Recyclingsysteme ein, die Kunden bezahlen das mit. In Deutschland gibt es neun Systeme, die Firma Reclay ist dem Kreis Lippe zugelost worden. Sie ist Auftraggeber für Veolia, die die Abfuhr der gelben Säcke übernimmt. Der Kreis Lippe hat auf die Ausschreibung direkt keinen Einfluss, aber kann Rahmenvorgaben machen. &bdquo;Diesmal klappte das zeitlich nicht, aber in Gesprächen haben wir deutlich gemacht, dass wir gelbe Tonnen oder Säcke mit besserer Qualität haben wollen. Die Tonnen wurden abgelehnt, aber die bessere Qualität wurde akzeptiert", sagt Rüdiger Kuhlemann, Fachgebietsleiter Wasser, Abfallwirtschaft des Kreises Lippe. Damit sei das Tonnen-Thema nicht vom Tisch. &bdquo;Wir werden mit Reclay im kommenden halben Jahr weiter verhandeln. Wenn es keine vorzeitige Lösung gibt, dann wollen wir spätestens zum 1.1. 2021 das Ziel erreichen." Das würde dann in der neuen Ausschreibung festgelegt.

Die Frage einiger Bürger, ob der Kreis ein Bußgeld verhängen könnte, wenn die Abfuhr nicht klappt, beantwortet Kuhlemann mit einem klaren Nein. &bdquo;Wir müssen uns an die Bezirksregierung wenden, und die könnte das gegen Reclay in die Wege leiten." Momentan gebe es dazu aber noch keinen Anlass. Es stimme, dass die Zeit nach der Vergabe knapp gewesen sei. &bdquo;Dafür kann Veolia nichts. Wenn sie die Abfuhr auf Dauer nicht sicherstellen können, dann sieht das anders aus." Was Reclay so etwas kosten könnte? Bis zu 200.000 Euro.

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