Uni-Krankenhaus: Klinikum Lippe steht fundamentaler Wandel bevor

Kreis Lippe. Es wird noch einige Zeit dauern, bis das stolze Schild &bdquo;Universität Klinikum Lippe" an die Krankenhaustüren in Detmold und Lemgo geschraubt wird. Hinter den Kulissen indes ist allerhand in Bewegung. Vieles ist noch zu klären, bis im Herbst 2021 die ersten Studenten begrüßt werden. Sicher ist: Dem Klinikum Lippe steht ein &bdquo;fundamentaler Wandel" bevor. Dessen sind sich die Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte und Dr. Helmut Middeke gewiss.

Die Lipper werden dafür gemeinsam mit dem städtischen und dem evangelischen Klinikum Bielefeld als Universitätsklinikum OWL eine der größten Uni-Kliniken Deutschlands bilden, sagt Middeke. Dass drei – durchaus miteinander auch im Wettbewerb stehende – Häuser unterschiedlicher Träger gemeinsam ein Universitätsklinikum bilden, ist sehr ungewöhnlich. In Deutschland ist es nur mit Bochum vergleichbar. Nun wird auszuhandeln sein, welche Fächer wo unterrichtet werden – welche Professuren also in welches der drei Häuser vergeben werden.

Derzeit treffen sich 14-tägig 13 Arbeitsgruppen mit Medizinern aus den drei Häusern, um diese Themen zu besprechen und die Curricula zu verfassen. 22 der 26 Chef- sowie rund 30 Oberärzte aus Lippe sind also alle zwei Wochen für viele Stunden außer Haus. Hütte weiß, dass das Löcher im Tagesgeschäft reißt: &bdquo;Ärzte und Pflegepersonal stehen an den Grenzen ihrer Belastung. Aber die Kollegen fangen das aus Bordmitteln auf. Und es entstehen natürlich Überstunden", lobt er das &bdquo;große Engagement" der Kollegen. Aber es schwebe das Ziel &bdquo;Uni-Klinik" über allem. Und: &bdquo;Die Versorgung unserer Patienten ist in keiner Weise eingeschränkt."

Der wirtschaftliche Druck ist jetzt schon groß, berichtet Hütte mit Blick auch auf die geplanten und teils schon realisierten 66-Millionen-Euro Investitionen in Detmold und Lemgo (neue OP-Säle, neue Ambulanz etc.). Doch die Investitionsförderung von Uni-Kliniken unterliegt anderen Regeln als bei nicht-universitären Häusern. Gut – denn die zurzeit ohnehin veranschlagten 66 Millionen werden nicht reichen. Es muss zusätzlich gebaut werden: Ein &bdquo;Skills Lab" etwa – ein Übungslabor für Studenten –, auch Seminar- und Vorlesungsräume.

Bauplätze auf dem Krankenhaus-Gelände in Detmold gäbe es. Und klar ist auch: Die KLG-Geschäftsführung muss mit dem einzigen Gesellschafter Kreis Lippe die Finanzierung aushandeln, &bdquo;denn das können wir nicht alleine stemmen". Die Kosten für Forschung und Lehre, die im laufenden Betrieb ab 2021 entstehen, wird die KLG der Uni in Rechnung stellen. Wenn es dann mal laufen wird und Lehre und Forschung in Detmold und Lemgo nicht mehr mit einem Fragezeichen versehen sind, rechnet Middeke mit bis zu weiteren 100 erforderlichen Ärztestellen. Dafür müssen Arbeitsplatz und Umfeld attraktiv sein. Er selber werde an diesem Projekt weiter mitarbeiten.

Hütte hebt die vielen wirtschaftlichen Nebeneffekte für Lippe hervor, rechnet etwa mit Unternehmensgründungen im medizinischen Bereich. Es gibt Zuzüge von Fachleuten anderer Branchen (IT-Experten, Medizintechnik etc). Investitionen in Infrastruktur und ÖPNV werden nötig. Mit der Technischen Hochschule und der IHK gibt es bereits Kooperationen.

Oberste Ziele: Das Klinikum will seine Stellung als Versorgungskrankenhaus sichern und noch attraktiver werden, will medizinische Versorgung auf allerhöchstem Niveau bieten – und setzt gleichzeitig darauf, dass der ein oder andere Student hierbleibt und sich als Arzt an das Klinikum und die Region binden lässt. Aber der Geschäftsführer relativiert auch: &bdquo;Die Löcher in der hausärztlichen Versorgung sind da und werden sich frühestens in zwölf Jahren schließen. Das Studium dauert sechs bis sieben Jahre. Dann müssen die Ärzte fünf Jahre für ihren Facharzt rechnen."

Middeke stimmt zu: &bdquo;Das verschärft sich, ehe es besser wird." Aber das Schild &bdquo;Universitäts Klinikum Lippe" wird helfen, die Lücke zu schließen, sind die beiden sicher.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus