Politik streitet sich um die Zertifizierung von lippischen Wäldern

Kreis Lippe. Grüne und CDU in der Landesverbandsversammlung wollen den lippischen Wald nach FSC-Standard zertifizieren lassen. Eine Entscheidung fällt im Herbst, doch die Meinungen sind klar: Schwarz-Grün ist dafür und sieht eine dringend notwendige Entscheidung für die Zukunft, SPD und FDP befürchten Ausgaben und gleichzeitige Mindereinnahmen ohne Ende.

Annette Paschke-Lehmann von den Grünen sagte, der Bedarf nach einer möglichst ökologischen Waldwirtschaft steige – die Klimasituation verschärfe sich. Den Wald neu zertifizieren zu lassen sei eine konsequente Fortführung der derzeitigen Forstwirtschaft. Die Wälder hätten einen guten Status, doch viele Hektar seien aus topographischen Gründen ohnehin nur eingeschränkt zu bewirtschaften.

Das Zertifizierungsverfahren dauere Jahre unter großer Beteiligung, verbessere dann aber die Marktchancen für lippisches Holz. Hier sprang ihr Dr. Lucas Heumann von der CDU zur Seite, im Hauptberuf Geschäftsführer der Verbände der Holz- und Möbelindustrie NRW: &bdquo;FSC ist ein zunehmend beliebtes Siegel. Auch wenn die meisten in der Branche die gewaltigen Kosten für die Zertifizierung für nicht gerechtfertigt halten, bestehen viele Möbelhersteller darauf.

IKEA macht mit seiner ökologischen Offensive ab 2020 den Anfang. Und was die Schweden heute machen, machen andere morgen." Parteipolitik sei nicht angebracht, der Landesverband Lippe müsse sich dem Wettbewerb stellen. Die Zertifizierung sei dafür ein sinnvoller Anfang.

Ganz anders sah das die SPD. CDU und Grüne forderten eine Wald-Zertifizierung, die von Greenpeace als &bdquo;Mängelexemplar" bezeichnet werde, dem Landesverband aber schweren wirtschaftlichen Schaden zufüge. Verluste in Höhe von mindestens 500.000 Euro pro Jahr seien zu erwarten, sagte Fraktionschef Andres Kuhlmann. Er meldete Beratungsbedarf an und verlas einen 19-Punkte-Fragenkatalog.

Unter anderem geht es um die wirtschaftlichen Auswirkungen für den Landesverband, die Höhe der Zertifizierungskosten, eine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile der verschiedenen Label und anderes. Eindeutig positionierte sich Christian Sauter von der FDP: &bdquo;CDU und Grüne setzen die Zukunft des Landesverbandes aufs Spiel und erweisen ihm einen Bärendienst."

Der Antrag komme im laufenden Konsolidierungsprozess und bei der schwierigen Lage der Wälder durch die Borkenkäferplage zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Der Ausschluss von nicht heimischen, widerstandsfähigen Baumarten sei kontraproduktiv und Flächenstilllegungen der falsche Weg, langfristig Waldflächen aufzubauen und zu erhalten.

Die Kosten Der Leiter der Forstabteilung, Hans-Ulrich Braun, rechnet wie die SPD mit mindestens 500.000 Euro Ertragsverlust im Jahr, dazu kommen 60.000 Euro Kosten für die jährliche Zertifizierung. Ein Gutachten des Landesbetriebes &bdquo;Hessenforst" habe 2017 einen ökologischen FSC-Nutzen nicht ausdrücklich nachweisen können.

Der Maschineneinsatz werde schwieriger und damit die Arbeit teurer, ohnehin hätten sich die Umweltstandards der geltenden PEFC-Zertifizierung und diejenigen der FSC-Standards angeglichen. FSC sieht unter anderem Flächenstilllegungen und das Verbot nicht-heimischer Baumarten vor.

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