Lippische Landwirte protestieren mit grünem "Mahnmal auf dem Feld"

Kreis Lippe. Spaziergängern und Autofahrern fallen sie auf – die grünen Kreuze, die seit einigen Tagen am Wegesrand auf den Feldern im Kreisgebiet stehen. Sie werden von den Landwirten als Zeichen gegen die deutsche Agrarpolitik gesetzt und sollen auf die ständig schlechter werdende Situation aufmerksam machen.

Unter den Protestlern ist auch Landwirt Alexander Horn aus Lage. Bauer Horn hat die Kreuze gemeinsam mit Sohn Sebastian gebastelt, gestrichen und aufgestellt, weil ihm in der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Debatte über seinen Berufsstand so einiges gegen den Strich geht. &bdquo;Ich fühle mich angegriffen", sagt der 51-Jährige, der vor knapp einem Vierteljahrhundert den Hof von seinem Onkel übernommen hat. &bdquo;Ich produziere hochwertige Lebensmittel, setze auf eine vielfältige Fruchtfolge und betreibe keinen Raubbau", sagt Horn, der Hühner hält und Ackerbau betreibt. Doch er habe das Gefühl, dass seine Arbeit nicht respektiert wird: &bdquo;Die Auflagen werden immer mehr, ein Landwirt nach dem anderen gibt auf und stattdessen kaufen die Leute günstige Importe aus dem Ausland."

Verbraucher zum Nachdenken anregen Das ärgert Koch und seinen 22-jährigen Sohn Sebastian, der Agrarbetriebswirt ist und den Hof irgendwann übernehmen will. Die beiden wollen mit dem &bdquo;Mahnmal auf dem Feld" ihre Situation aufzeigen. Ein weiteres Ziel der stillen Protestaktion sei es, den Blick auf das Positive zu richten. Auf den Wert regional erzeugter Lebensmittel, auf die verantwortungsbewusste Tierhaltung oder auf die Bedeutung fruchtbarer Böden aufmerksam zu machen, die nicht versiegelt werden dürften. &bdquo;Ich wünsche mir, dass die Verbraucher zum Nachdenken angeregt werden", sagt Horn. &bdquo;Statt untereinander über die Situation zu jammern, müssen wir Bauern auch immer wieder das Gespräch mit den Menschen suchen", betont er. Er glaubt, dass die grünen Kreuze dabei helfen können: &bdquo;Sie erregen Aufmerksamkeit und dadurch sind wir schon mit einigen Verbrauchern ins Gespräch gekommen."

Die Aktion, die ein Landwirt aus dem Rheinland, der als &bdquo;Bauer Willi" einen Agrarblog betreibt, ins Leben gerufen hat, findet mittlerweile auch Unterstützung bei Dieter Hagedorn, dem Vorsitzenden des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins. &bdquo;Der Protest ist von den Bauern initiiert und keine Verbandsidee." Er sei froh, dass sich immer mehr lippische Landwirte, darunter viele junge Leute, an der Aktion beteiligten. &bdquo;Das grüne Kreuz ist ein sichtbares Zeichen für die massiven Sorgen der Landwirte und an die gesamte Gesellschaft gerichtet", sagt Hagedorn.

Diskrepanz zwischen Tierwohl und Klimaschutz Die Bauern hätten das Gefühl, dass von ihnen immer mehr gefordert werde, während beim Verbraucher Anspruch und Wirklichkeit insbesondere beim Einkaufsverhalten oft weit auseinander lägen. &bdquo;Insofern ist die Aktion nachvollziehbar und völlig berechtigt", erklärt Hagedorn. Die Bauern wüssten nämlich im Moment vor lauter Vorgaben nicht mehr, wie sie sich verhalten sollen, fügt er hinzu. Ein Beispiel sei die Diskrepanz zwischen Tierwohl und Klimaschutz: &bdquo;Wird aktuell ein neuer Schweinestall geplant, müsste der nach den Klimaschutzvorgaben eigentlich möglichst dicht sein. Nach den Tierschutzanforderungen wäre aber genau das Gegenteil nötig."

Die Landwirte seien verunsichert, wüssten nicht, wie sie sich verhalten sollen und machten sich Sorgen um die Zukunft ihrer Betriebe: &bdquo;Es ist wirklich ein großes Dilemma. Durch eine solche verwirrende und planlose Politik wird das Höfesterben in Lippe und ganz Deutschland forciert."

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