Kreis will Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 95 Prozent senken

Kreis Lippe. Der Landrat fährt ihn, einen BMW mit Hybridantrieb, und er ist zufrieden. Im Kreis Lippe kann er mit Strom fahren. Allerdings sind weite Strecken eher ein Problem, deshalb setzt Dr. Axel Lehmann auf das Backup. Das Beispiel zeigt das Problem: Strom-Fahrzeuge funktionieren in vielen Fällen, aber eben nicht immer und nicht für jeden. Vielfalt ist deshalb genau das, was der Kreis Lippe plant. An sechs Standorten wird es Mobilstationen geben, also Umstiegsmöglichkeiten auf andere Fahrzeuge.

Der Kreis Lippe hatte sich 2015 in Sachen Klimaschutz auf den Weg gemacht. Im Masterplan steht das Ziel: Der Kreis verpflichtet sich, seine Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken und den Endenergieverbrauch im gleichen Zeitraum zu halbieren. Ein Drittel des CO2-Ausstoßes gehe zu Lasten des Verkehrs. &bdquo;Die Antriebsform mit Akku sehe ich aber als Übergangstechnik", sagt Lehmann. Die Zahl der E-Autos im Kreis Lippe steige, aber insgesamt sei das Niveau niedrig. Einschließlich der Hybrid-Fahrzeuge hat sich die Zahl von 2017 bis 2019 verdoppelt, rund 1800 sind es aktuell. &bdquo;Und für die Klimabilanz kommt es darauf an, wie der Strom erzeugt wurde, mit dem Akkus geladen werden", sagt Lehmann.

Kreisverwaltung hat drei E-Fahrzeuge Die Kreisverwaltung habe neben seinem BMW drei E-Fahrzeuge – alle werden mit Solarstrom betankt, auf einem Carport und auf dem Dach des Kreishauses sind Solarmodule montiert. Es gibt eine Tankstelle beim Straßenverkehrsamt, der BMW steht direkt vor dem Kreishaus an der Ladesäule.

Doch das Problem, das auch der Landrat hat, die Reichweite, lässt sich nicht wegdiskutieren. &bdquo;Wir wollen deshalb ein Multimodales Verkehrskonzept aufbauen, also den Öffentlichen Personennahverkehr attraktiver machen. Wir kriegen es nicht hin, bis in die letzte Ecke Lippes einen Zehnminuten-Bustakt aufzubauen, aber wir können zum Beispiel einen Zubringerverkehr mit kleineren Fahrzeugen zu den Schnellbuslinien organisieren", sagt Lehmann. Oder eben die Mobilpunkte so gestalten, dass es interessant wird, den Bus oder den Zug zu nutzen.

Dabei arbeiten die Kommunen zusammen. Der Kreis hat 16 Millionen Euro Fördergeld erhalten. In dem Projekt &bdquo;Lippe_Re-Klimatisiert" sind die Städte Detmold, Horn-Bad Meinberg, Lage und Lügde beteiligt. Sie bekommen knapp 1,4 Millionen Euro. Mit dem Geld entstehen bis 2022 in Detmold drei (Heiligenkirchen, Pivitsheide und Bielefelder Straße) und an den Bahnhöfen in Lage, Horn-Bad Meinberg und Lügde je eine Mobilitätsstation. Abstellplätze für Rad und Auto werden gebaut, außerdem die Ladeinfrastruktur. Zusätzlich sorgen Verkehrsinformationssysteme für Fahrpläne in Echtzeit. Neben den Mobilstationen kooperieren der Kreis und Detmold auch beim interkommunalen Fuhrparkmanagement (siehe nebenstehender Bericht).

Außerdem sind auch alternative Treibstoffe ein Thema. Stichworte sind die Brennstoffzelle und Wasserstoff. &bdquo;Wir prüfen, ob das für die Schnellbuslinien möglich wäre, auch bei Müllfahrzeugen rechnen wir das nach, inwieweit Strom und Wasserstoff als Antrieb möglich wären", stellt der Landrat fest. Das Ganze vor dem Hintergrund, dass es eine Wasserstofftankstelle im Kreis Lippe geben könnte. Eine koste 1,5 Millionen Euro, &bdquo;insofern ist es sinnvoll, sich über den Standort sehr genau Gedanken zu machen." Am heutigen Donnerstag wird im Kreishaus diskutiert. Wissenschaftler stellen unter anderem den Stand der Technik vor. &bdquo;Es wird auf einen Mix hinauslaufen, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. Und die Bürger werden sich daran gewöhnen müssen, dass sich die Mobilität verändert", ist Lehmann überzeugt.

E-Fahrzeuge für zwölf Kommunen Mit Fördergeld fällt vieles leichter: Zwölf lippische Kommunen können bis Juni 2020 insgesamt 13 E-Fahrzeuge anschaffen. Dafür gibt es 200.000 Euro aus dem Wettbewerb &bdquo;KommunalerKlimaschutz.NRW. Barntrup, Oerlinghausen, Schlangen und Leopoldshöhe sind nicht dabei.

Bewusst habe man auf die interkommunale Zusammenarbeit gesetzt, sagt Landrat Dr. Axel Lehmann. &bdquo;Das sind dicke Bretter, die wir bohren müssen. Und es geht auch nicht alles auf einmal." Die Strategie des Kreises auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Verwaltung und die Zusammenarbeit sei für die Juroren so überzeugend gewesen, dass sich die eingereichte Bewerbung beim Land durchsetzen konnte.

Die Förderung ist an Bedingungen geknüpft. Mindestens ein Fahrzeug müsse in jeder Kommune komplett ersetzt werden. Außerdem hätten die Städte und Gemeinden zu dem Anteil der Förderung auch noch einmal selbst einen Betrag in gleicher Höhe zahlen müssen. Allerdings haben die Mitarbeiter des Kreises ein weiteres Förderprogramm gefunden, das zusätzlich genutzt werden kann. Für einzelne Fahrzeuge liege der Förderanteil deshalb bei 70 Prozent. Die Zusammenarbeit soll auch nicht beim Förderantrag enden.

Die Stadt Detmold habe bereits vor zwei Jahren angefragt, ob man nicht einen interkommunalen Fuhrpark betreiben könnte. Hier gebe es Überlegungen, eine Telematik-Box einzusetzen. &bdquo;Die Mitarbeiter könnten über eine App sehen, wo welches Fahrzeug zur Verfügung steht. Sie müssten sich einbuchen, damit man das nachvollziehen kann", erklärt der Landrat. In diesem Bereich wolle man Erfahrungen sammeln.

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