Kurzarbeit in lippischen Unternehmen nimmt zu

Kreis Lippe. Brexit, Handelskriege und endlose Diskussionen um Strafzölle: Die Entwicklung der Weltwirtschaft ist derzeit schwer zu kalkulieren. Das macht auch lippischen Unternehmen zu schaffen. Die Konjunktur kühlt ab, immer mehr Branchen schalten auf Krise - dies belegen die aktuellen Zahlen zur Kurzarbeit.

Konkret ist in den vergangenen Monaten ein Anstieg bei den &bdquo;Anzeigen über Kurzarbeit" festzustellen. Nach Informationen der Detmolder Agentur für Arbeit gibt es 14 Anzeigen (Stand September) für konjunkturelles Kurzarbeitergeld im Kreis, betroffen sind 276 Personen – im Mai dieses Jahres waren es sechs Anzeigen mit 72 betroffenen Personen.

Elektro-, Metall- und Kunststoffbranche besonders betroffen &bdquo;Die Unternehmen sind sensibilisiert, die Zahl der Anzeigen ist bislang aber nicht besorgniserregend, doch der Trend zeigt nach oben", sagt Heinz Thiele, Chef der Detmolder Arbeitsagentur. Die Kurzarbeit konzentriere sich gegenwärtig auf die Elektro-, Metall- und Kunststoffbranche.

Eine Anzeige des Arbeitgebers sei Grundlage dafür, dass die Arbeitsagentur überhaupt Kurzarbeitergeld zahlt. Die &bdquo;Anzeigen" zeigten einen Trend, doch handfest seien die Zahlen erst, wenn tatsächlich Kurzarbeit abgerechnet werde. Thiele erinnert daran, dass in den vergangenen Jahren die Arbeitslosenquote in Lippe stark zurückgegangen sei.

Entwicklung im Vergleich zu den Krisenjahren "nicht besorgniserregend" Thiele: &bdquo;Es ging allen gut. Dass es jetzt etwas in die andere Richtung geht, ist natürlich schade." Doch im Vergleich zu den Krisenjahren 2008 und 2009 sei die gegenwärtige Entwicklung allerdings &bdquo;nicht besorgniserregend", sagt Agentur-Chef Thiele. Damals habe es in Lippe mehr als 10.000 Kurzarbeiter gegeben.

Er könne das schlechte &bdquo;Kurzarbeiter-Image" nicht nachvollziehen. &bdquo;Sie ist ein gutes Mittel, um Betrieben und ihren Beschäftigten über eine Auftragsschwäche hinwegzuhelfen", erklärt Thiele. Sie sei sinnvoll, um in einer vorübergehenden Nachfrageschwäche Entlassungen zu vermeiden.

Thiele: &bdquo;Unterstützt man die Firmen dabei, ihre Stellen zu erhalten, profitieren davon zunächst die Beschäftigten, im nächsten Aufschwung auch die Firmen, die dann sofort auf ihr qualifiziertes Personal zurückgreifen können, und schließlich aufgrund geringerer Arbeitslosigkeit die Gesellschaft."

Kurzarbeit bei großen Arbeitgebern trotz Sparkursen kein Thema Bereits in den vergangenen Wochen hatten große lippische Arbeitgeber einen strikten Einsparkurs angekündigt. Dazu gehört, dass Neueinvestionen erst mal auf Eis gelegt werden, Verträge von Leiharbeitern nicht verlängert werden, feste Mitarbeiter angehalten werden Überstunden und Urlaube abzubauen. Doch Kurzarbeit sei kein Thema, betonen große Arbeitgeber wie Phoenix Contact in Blomberg oder Weidmüller in Detmold.

&bdquo;Die lippische Wirtschaft hat einen Gang zurückgeschaltet. Nach einem guten Jahreseinstieg haben sich die Konjunkturerwartungen abgekühlt", sagt Maria Klaas, Geschäftsführerin Industrie- und Handelskammer zu Lippe (IHK) in Detmold. Hinzukämen hausgemachte Probleme der Automobilindustrie, die sich in Lippe auf die Zulieferfirmen niederschlagen würden.

Aus dem aktuellen Konjunkturlagebericht gehe hervor, dass nur noch ein Siebtel der Unternehmen optimistisch in die Zukunft blicke. &bdquo;Der Anteil der Skeptiker ist von 19 Prozent auf 28 Prozent angestiegen", so Klaas.

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