„Man muss über den eigenen Kirchturm schauen“

Südlippe . Horn-Bad Meinberg, Schieder-Schwalenberg, Blomberg, Lügde, Falkenhagen und Bad Pyrmont – der neue Arbeitsbereich von Pfarrer Stefan Schiller erstreckt sich über sechs katholische Gemeinden und überwindet auch die Landesgrenze zu Niedersachsen. Der 40-Jährige ist seit einigen Wochen offiziell Leiter des Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont. Außerdem ist er als Pfarrer von St. Marien Lügde tätig.

Herr Schiller, Sie sind nun seit Anfang September Leiter des Pastoralen Raums. Wie haben Sie die ersten Wochen erlebt?

Stefan Schiller : Es gab natürlich ganz viel Neues. Wege, die man erstmal entdecken und erfahren muss, und viele Begegnungen. Kurz zusammengefasst, macht man eben ganz vieles an ganz vielen Orten zum ersten Mal.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen nun aus?

Schiller : Das ist sehr unterschiedlich. Es sind die normalen seelsorglichen Aufgaben, die wir alle haben: Gottesdienste, Trauungen, Beerdigungen und die Besuche, die damit zusammenhängen. In meinem Fall kommt dann noch sehr viel Gremienarbeit hinzu.Die Kirchenvorstände fallen ebenfalls in meinen Aufgabenbereich – das sind ja schon sechs hier im Pastoralen Raum.

Sie sind bereits viel herumgekommen in Ihrem Arbeitsleben. Wie nehmen Sie das Lipperland als neue Arbeitsstätte wahr?

Schiller : Erst einmal als eine sehr schöne Gegend – das fällt natürlich, wenn man zuvor im städtischen Bereich tätig gewesen ist, besonders auf. Was ich überhaupt nicht bestätigen kann, ist die Sturheit, die den Lippern ja oft nachgesagt wird.

Wo sehen Sie derzeit die Stärken des Pastoralen Raums?

Schiller : Gerade in den Gremien nehme ich eine erfreulich hohe altersmäßige Durchmischung wahr. Dort ist auch eine hohe Bereitschaft vorhanden, Aufgaben zu übernehmen und nach vorne zu denken. Es gibt einen ganzen Pool von Leuten, die Wortgottesdienste leiten und das Pastorale Team entlasten.

Und wo liegen noch Schwächen?

Schiller : Nichts ist perfekt – man braucht natürlich erst einmal viel Zeit, um da wirklich hinterzukommen. Man kann hier nicht so einfach Dinge zentralisieren, wie das in einem dichten, städtischen Raum der Fall ist. Dazu sind die Wege einfach zu weit. Eine bleibende Herausforderung ist es trotzdem, über den eigenen Kirchturm hinauszudenken – man muss andere in den Blick nehmen und Angebote schaffen, zu denen man sich auf den Weg macht.

Was haben Sie sich dahingehend für die nächsten Monate auf den Dienstplan geschrieben?

Schiller : Die alten Römer haben ja so schön gesagt: &bdquo;Das erste Jahr schaue nur." Das ist jetzt erst einmal das, was für mich im Fokus steht. Darüber hinaus gibt es die Pastoralvereinbarung, die in den letzten Jahren geschrieben wurde. In ihr ist zusammengefasst: Was wollen wir als Pastoraler Raum für Schwerpunkte setzen? Die wird am ersten Adventssonntag offiziell bei einem Gottesdienst in Blomberg überreicht.

Die Kirchenbänke werden Jahr für Jahr leerer – was planen Sie gerade im Hinblick auf die Nähe zur Jugend?

Schiller : In den Bezügen, in denen man Berührungspunkte hat – wie bei den Sakramentspendungen- sollte man versuchen, die Dinge so zu gestalten, dass auch junge Menschen sagen: &bdquo;Vielleicht ist das doch gar nicht so blöd, wie ich dachte." Manches Mal entwickelt sich daraus auch ein Danach. Diesen Traditionsabbruch des Selbstverständlichen haben wir im Grunde genommen schon zwei bis drei Generationen vorher. Man muss beim Einzelnen ansetzen und schauen: Was hat der Glaube für mich für einen Mehrwert?

Was hat Sie selbst angetrieben, ein Theologiestudium zu beginnen?

Schiller : Ich bin da mehr oder weniger durch meine Großeltern reingewachsen, die neben uns wohnten und den damals ganz normalen Gemeindekatholizismus gelebt haben. Auf der anderen Seite hatten meine eigenen Eltern überhaupt nicht so viel mit Kirche und Glaube am Hut. Da gab es von Anfang an auch kritische Nachfragen und nicht nur das katholische &bdquo;Heile-Welt-Milieu". In diesem Spannungsfeld ist mit der Zeit mein Entschluss gewachsen.

Das Interview führte LZ-Mitarbeiterin Greta Wiedemeier .

Persönlich Pfarrer Stefan Schiller ist am 21. Februar 1979 in Unna geboren und in Lünen aufgewachsen. Sein Studium der katholischen Theologie absolvierte er in Paderborn und Freiburg und war anschließend ein Jahr als Diakon in Meschede tätig.

Nach seiner Priesterweihe 2006 lag seine Arbeitsstätte als Vikar bis 2010 in Rietberg, von 2010 bis 2015 in Kirchhundem (Sauerland). Bis zu seinem jetzigen Umzug nach Lügde war er noch einige Jahre als Pastor im Pastoralverbund Hamm-Mitte-Westen unterwegs.

Seine Tätigkeitsfelder liegen in den priesterlichen Diensten, der Feier der Sakramente und der Leitung von Gemeinden und Gremien. Wenn er nicht gerade arbeitet, liest Schiller gerne, spielt Klavier und trifft sich mit Freunden. &bdquo;Außerdem gehe ich viel mit meinem Hund spazieren", erzählt er.

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