Beliebter Priester muss Gütersloh verlassen – Bürger und Vereine protestieren lautstark

Gütersloh. In Gütersloh regt sich erheblicher Protest gegen die Versetzung des Spexarder Vikars Markus Henke. Messdienerinnen der katholischen Bruder-Konrad-Gemeinde sammeln Unterschriften, an mehreren Stellen in Spexard liegen inzwischen Listen aus. Seit Montag läuft zudem eine Online-Petition, ebenfalls initiiert von den Messdienern. Bis Mittwochmittag hatten annähernd 1.100 Menschen unterschrieben.

&bdquo;Ich bin zutiefst gerührt und dankbar“, sagt Henke. Mit einer solchen Welle der Verbundenheit habe er nicht gerechnet. Das Erzbistum hatte dem 56-Jährigen vor einigen Tagen mitgeteilt, seine Versetzung stehe bevor. Am Freitag erfuhr auch die Öffentlichkeit davon.

Henke macht keinen Hehl daraus, dass er gerne in Gütersloh bleiben würde. &bdquo;Ich werde jetzt aber nicht auf Konfrontation gehen und mich an die Kirchentür ketten. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich stehe im Dienst der Kirche, und wenn ich auf die Reise geschickt werde, gehe ich auch.“ Das habe er auch am Sonntag nach dem Gottesdienst gesagt.

Versetzung würde Projekte in Gütersloh gefährden

Henke war 2011 nach Gütersloh gekommen und bestens angedockt. Wenn er eine Messe feiert, ist die Kirche voll. &bdquo;Henke war für uns wie ein Geschenk“, sagt Pfarrer Torsten Roland, Leiter des Pastoralen Raumes. Die Nachricht, dass das Bistum ihn abzieht und durch einen neuen, jungen Vikar ersetzt, löste bei vielen Menschen Bestürzung und Enttäuschung aus.

Henke sei &bdquo;zu einem vertrauten Seelsorger, engagierten Begleiter und geschätzten Mitmenschen geworden“, heißt es in der Online-Petition. &bdquo;Sein Wirken hat das Leben vieler Menschen in unserer Gemeinde positiv geprägt – sei es durch seine einfühlsamen Gottesdienste, seine Präsenz in schwierigen Momenten oder seine offene und herzliche Art im Alltag. Besonders seine Fähigkeit, Generationen zu verbinden und auf Menschen jeden Alters einzugehen, macht ihn zu einer tragenden Säule des Gemeindelebens.“

Eine Fortsetzung von Henkes Arbeit sei nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für das kirchliche Leben in der Region ein Gewinn, heißt es in der Petition weiter. &bdquo;Wir wollen, dass er bleibt“, sagt die Initiatorin. Eine Versetzung würde viele Projekte gefährden. Persönliche Bindungen und der gewachsene Zusammenhalt würden erheblich beeinträchtigt.

Unterschriftenlisten liegen in Gütersloh aus

Schon am Freitag hatten Vertreter der Gemeinde und des Schützenvereins ihr Bedauern bekundet. Die Vorsitzende des Heimatvereins, Theresa Westerbarkey, sagte am Dienstag, der Abzug Henkes sei für Spexard und Gütersloh ein starker Verlust. &bdquo;Wir sind traurig, dass er gehen muss, und das auch noch so plötzlich.“ Henke habe für alle ein offenes Ohr, sei für jeden ansprechbar. Sie wünsche sich, dass das auch bei seinem Nachfolger der Fall sei.

Die Unterschriftenlisten für den Verbleib Henkes liegen unter anderem in der Spexarder Apotheke, in der Josefschule und im katholischen Kindergarten aus, sagt Elke Sternad, Vorsitzende der Schulpflegschaft an der Josefschule. Ihre Töchter Paula (11), Toni (9) und Greta (8), alle Messdienerinnen, hatten die Aktion spontan nach der Sonntagsmesse gestartet und die ersten 130 Unterschriften gesammelt. Mittlerweile sind es etliche mehr.

Henke ist Präses der Spexarder Hubertus- und der Avenwedder Sebastianer-Schützen. Seine Gruppe an Messdienern und Messdienerinnen zählt 40 Mitglieder, eine erstaunliche, außergewöhnlich hohe Zahl. Auch das zeige, wie beliebt er sei. In seinen Gottesdiensten, im Schnitt von mehr als zweihundert Menschen besucht, sind alle Altersgruppen vertreten.

Wohin der Priester geht, ist unklar

Wohin Henke geht, gehen muss, ist noch unklar. Das Erzbistum stellte ihm am Dienstag bei einem Gespräch in der Personalabteilung in Paderborn mehrere mögliche Einsatzorte vor. In die Entscheidung, ihn zu versetzen, seien mehrere Gründe eingeflossen, so Bistumssprecher Thomas Throenle.

&bdquo;Vikar Henke ist sich bewusst und bejaht, dass er als Priester prinzipiell in der ganzen Erzdiözese eingesetzt werden kann, was bedeutet, sich nicht auf Dauer an einem bestimmten Ort gebunden zu sehen. Veränderungen in Aufgaben und Einsatzorten sind regulärer Teil der priesterlichen Laufbahn, zumal nach Jahren als Vikar am selben Einsatzort. Henke kann die anstehende Versetzung für sich annehmen und sieht es als Teil seines priesterlichen Auftrags, die Gemeinde auf diese Veränderungen vorzubereiten und den Abschied gemeinsam zu gestalten.“

Zu den Gründen der Versetzung gab der Bistumssprecher &bdquo;einige Einordnungen“. Entschieden werde auf Basis mehrerer Kriterien, die in Verfahrensrichtlinien festgesetzt seien. Dazu gehörten etwa &bdquo;pastorale Erfordernisse“, bedeutet: Woanders ist der Bedarf an pastoraler Unterstützung höher, und die zu versetzende Person passe ins Bedarfsprofil.

Erzbischof entscheidet über Versetzung

Oder, zweitens, &bdquo;persönliche Entwicklung“: Die Zusammenarbeit mit anderen Kollegen und Ehrenamtlichen biete die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Drittens, &bdquo;Alter und Erfahrung“: Für Neupriester/Vikare gebe es eine festgelegte Amtszeit (drei bis fünf Jahre) und für Pastöre seien Versetzungen nach einigen Jahren üblich, &bdquo;um neue Impulse in Pastorale Räume zu bringen“. Viertens, &bdquo;gesundheitliche und persönliche Umstände“: Hier flössen individuelle Faktoren ein.

Über die Versetzung entscheide der Erzbischof nach Beratung in der Personalkonferenz, so Throenle. Der künftige Vikar Jens Baronowsky, 1996 im Sauerland geboren, Pfingstsamstag 2024 zum Priester geweiht, zähle zu den &bdquo;Neupriestern“. Für ihn werde, nicht anders als bei Anfängern in anderen Professionen, eine Einsatzstelle benötigt, die eine gute Einarbeitung in den priesterlichen Dienst und verlässliche, förderliche Rahmenbedingungen gewährleiste.

&bdquo;Das scheint nach bestem Wissen und Gewissen im Pastoralen Raum Gütersloh der Fall zu sein, der sich nach herausfordernden Phasen in der jüngeren Vergangenheit gut stabilisiert hat und nach vorne blickt“. Auch das Pastoralteam habe sich einem jungen Kollegen gegenüber aufgeschlossen gezeigt.

Spexard in Sorge vor vermehrtem Kirchort-Wechsel

Die Unterschriftenaktion für Henke zeige ein hohes Maß an Anerkennung und Würdigung für dessen Arbeit, so Throenle. &bdquo;Sie macht auf eine gute Weise deutlich, wie sehr eine Verbundenheit zwischen Gläubigen und ihren Priestern im Laufe der Jahre wachsen kann.“ Zugleich bekunde sie ein generelles Interesse an Seelsorge und guten Seelsorgern. &bdquo;Die Personalverantwortlichen in Paderborn sind zuversichtlich, dass dieses Wohlwollen der Gemeindemitglieder sich rasch auch auf Vikar Baronowsky erstrecken kann.“

Die Sorge der Gemeindemitglieder um Beständigkeit sei verständlich, so der Sprecher. Allerdings bitte das Bistum darum, Beständigkeit nicht nur an menschlichen Personen festzumachen, sondern immer auch Halt aus der tiefen Kraft des gemeinsamen Glaubens an die verborgene Anwesenheit Gottes zu schöpfen.

&bdquo;Auch reißt die Verbundenheit, die wir als Gläubige miteinander erfahren, durch einen Ortswechsel nicht radikal ab. In der Kraft des Heiligen Geistes kann Verbundenheit auch über räumliche und zeitliche Entfernung tragend bleiben.“

Indes wächst in Spexard die Sorge, der Abzug Henkes könnte zu einer weiteren Zentralisierung Richtung Gütersloh-Innenstadt führen. Ob die Gläubigen das mitmachten und einfach den Kirchort wechseln, sei fraglich. Zudem sei anzunehmen, dass Baronowsky, anders als Henke, nicht die Gemeindewohnung in Spexard beziehe, sondern die Nähe zum Pankratius-Zentrum suche und brauche.

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