Beliebter Priester muss Gütersloh nach 14 Jahren verlassen – er wäre gerne geblieben

Gütersloh. Die heimischen Katholiken müssen einen schmerzhaften Abgang verkraften. Nach 14 Jahren priesterlichen Dienstes wird Vikar Markus Henke Gütersloh demnächst verlassen. Das Erzbistum versetzt ihn an einen anderen Ort.

Er habe nicht darum gebeten, aber die Anweisung treffe ihn auch nicht völlig überraschend, sagte Henke jetzt. Es handele sich um einen normalen Vorgang, um eine Regelversetzung, wie sie innerhalb eines Bistums üblich sei. Henke (56) wird durch einen neuen, jüngeren Vikar ersetzt.

Wohin Henke versetzt wird, steht derzeit noch nicht fest

Henke zählt zu nicht jenen, die ihre Predigt ablesen müssen, im Gegenteil gilt er als Meister der freien und verständlichen Rede. Auch deswegen verpflichteten ihn die Hubertus-Schützen vor zwei Jahren bei ihrem 100-jährigen Bestehen als Festredner, eine Auszeichnung, die er zu schätzen und nutzen wusste.

2011 kam Henke nach Gütersloh, vor einem Jahr feierte er hier sein silbernes Priesterjubiläum. Wohin ihn das Bistum abordnet, habe man ihm noch nicht mitgeteilt, sagt er, möglicherweise erfahre er das aber in den nächsten Tagen bei einem Gespräch in Paderborn.

&bdquo;Ich werde nehmen, wie es kommt“, sagt Henke. Dazu habe er sich verpflichtet, er stehe im Dienst der Kirche. Auf ihn folgt Jens Baronowsky, ein 28-jähriger Vikar aus Hirschberg im Sauerland. Erzbischof Udo Markus Bentz weihte ihn Pfingsten 2024 durch Handauflegen zum Priester.

&bdquo;Er war für uns wie ein Geschenk“, sagt Torsten Roland

Henke zu verlieren, sei für den Pastoralen Raum Gütersloh bitter, sagt der leitende Pfarrer Torsten Roland. &bdquo;Er war für uns wie ein Geschenk.“ Seine Verankerung im Orts- und Gemeindeleben sei außerordentlich. Allerdings gehöre es zum Leben eines Vikars und Priesters, mit solchen Versetzungen rechnen zu müssen.

14 Jahre am selben Ort zu sein, sei schon ungewöhnlich lang, so Roland. &bdquo;Es ist völlig klar, dass in seiner solch langen Zeit viele Verbindungen wachsen, auch Freundschaften entstehen.“ Insofern sei es für die betroffene Person mitunter hart. Immerhin sei tröstlich, dass die Stelle nachbesetzt werde. Das hätte auch anders kommen können.

Henkes Wirken und Ansehen könne man kaum hoch genug einschätzen, sagt Frank Eickhoff, Gärtnermeister und Mitglied des Kirchenvorstandes. &bdquo;Er ist nicht nur ein Priester, er ist ein Mensch, eine Persönlichkeit.“ Es sei zu befürchten, dass sein Weggang eine Lücke reiße.

Schützen verlieren ihren langjährigen Präses

Freilich befinde sich die katholische Kirche durch den Mangel an Priestern in einer schwierigen Lage. &bdquo;Dass dort immer mal wieder Bewegung reinkommt und Gemeinden ihren lieb gewonnenen Seelsorger verlieren, ist vermutlich kaum zu verhindern“, sagt Eickhoff. Zum Wohle der Kirche sei das nicht.

Die Spexarder Hubertus-Schützen und die Sebastianer aus Avenwedde verlieren mit Henke ihren langjährigen Präses. &bdquo;Das ist einfach nur schade“, sagt Brudermeister Maik Hollenhorst. Man habe Henke angemerkt, dass er sich in Spexard wohlfühle, und diese Wertschätzung beruhe auf Gegenseitigkeit. &bdquo;Seine Stimme ist eine, die man gerne gehört hat, wo und zu welchem Anlass auch immer.“

Wann genau Henke Gütersloh verlässt, steht nicht fest. In der Mitteilung, die der Pastorale Raum am Freitag machte, heißt es, der Nachfolger werde nach den Sommerferien eintreffen. Auf eine formelle Verabschiedung, das habe er dem Team schon mitgeteilt, will Henke verzichten.

Eine Verabschiedung würde er &bdquo;emotional nicht aushalten“

&bdquo;Der Grund ist, dass ich es emotional nicht aushalten würde. Es ginge mir zu nah.“ Bei seinem Priesterjubiläum vor einem Jahr hatten ihn die Vertreter der Spexarder Vereine für seine Bodenständigkeit und Volksnähe gepriesen, aber auch für seine wortgewandten Predigten.

Er hätte sich gut vorstellen können, dauerhaft in Gütersloh zu bleiben, sagte Henke. Auf sein zweites Pfarrexamen und eine Ernennung zum Pfarrer (Pfarr-Herr) mit den all daran geknüpften Administrationspflichten habe er stets verzichtet, weil es ihm wichtiger war, nah bei den Menschen zu sein und Seelsorge zu betreiben.

Dennoch sei ihm zuletzt klar geworden, dass sich seine Versetzung anbahnte, spätestens seit die katholische Kirche und mit ihr das Erzbistum bei ihren notgedrungenen Kürzungen und Umstellungen immer tiefgreifender werde. &bdquo;Ehrlich gesagt wäre es ein Wunder gewesen, wenn ich davon gänzlich unberührt geblieben wäre.“

Nachfolger in Gütersloh steht schon fest

Vor gut einem Monat, Anfang April, hatten Erzbischof Bentz und Generalvikar Michael Bredeck berichtet, dass die neue Struktur im Erzbistum höchstens noch 25 sogenannte Seelsorgeräume vorsehe, die jeweils aus höchstens drei Pfarreien bestünden; derzeit sind es 19 Dekanate mit 603 Pfarrgemeinden in 98 Seelsorge-Einheiten.

Dafür sollen so viele Pfarreien wie möglich verschmelzen. Ab 2027/28 sollen diese Fusionen starten – &bdquo;und spätestens dann“, so Henke, &bdquo;habe ich mit Veränderungen für mich gerechnet“. Dass es nun derart schnell gehe, habe ihn überrascht.

Seinem Nachfolger, Jens Baronowsky, wünsche er, dass die Gemeinde ihn mit offenen Armen empfange. &bdquo;Vielleicht tut etwas frisches Blut ja gut“, so Henke. Baronowsky, 1996 geboren, erlangte seine Hochschulreife in Meschede an einem Gymnasium, das von den Benediktinern der Abtei Königmünster getragen wird. Sein Theologiestudium absolvierte er an den Fakultäten in Paderborn und München.

Henke-Nachfolger kommt als Vikar aus Attendorn

Nach Studienabschluss in Paderborn trat Baronowsky, der auch Orgel spielen kann, 2022 in den Pastoralkurs des erzbischöflichen Priesterseminars ein. Sein Schul- und Gemeindepraktikum leistete er in Südlippe-Pyrmont, wo er auch als Diakon eingesetzt war. Nach seiner Priesterweihe im Mai 2024 wurde er als Vikar in einer Pfarrei in Attendorn eingesetzt.

Von genau dort, aus Attendorn, stammt auch Pfarrer Torsten Roland. Dass er an irgendwelchen Fäden gezogen habe, sei aber nicht der Fall, versichert Roland. Er habe Baronowsky inzwischen zweimal bei verschiedenen Gelegenheiten getroffen. &bdquo;Wir werden ihn bei uns herzlich willkommen heißen.“

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