Vorbeugung vor falschen Ärzten: Originaldokumente sind Pflicht

Kreis Lippe. Mit gefälschten Urkunden verschaffen sich Hochstapler zuweilen eine Einstellung als Arzt. Kliniken und Praxen haben es dann schwer, die Betrüger zu erkennen. Strafbar sind solche Vergehen laut Strafgesetzbuch als &bdquo;Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen”. Es drohen Freiheits- oder Geldstrafen. Nachdem nun bekannt wurde, dass eine falsche Ärztin jahrelang an einer Klinik im hessischen Fritzlar arbeiten konnte, hat die LZ in heimischen Krankenhäusern und Behörden nach Auswahlkriterien und bei Gerichten nach Urteilen gefragt.

Klinikum Lippe: In den Krankenhäusern arbeiten 403 Mitarbeiter im ärztlichen Dienst. &bdquo;Bei jeder Bewerbung müssen die notwendigen Urkunden der Approbation, Promotion und Berufserlaubnis im Original vorgelegt werden, damit können wir Hochstapler aussortieren", so Sprecher Christian Ritterbach. Die Prüfung der ausländischen Urkunden übernehme die Bezirksregierung.

Bezirksregierung Detmold : Mediziner aus Drittstaaten wie Indien oder Syrien müssen die Diplome und den Lehrplan, die von der dortigen Deutschen Botschaft legalisiert werden, hier vorlegen, sagt Sprecher Andreas Moseke. Bewerber, die solche Unterlagen nicht vorlegen könnten, müssten sich einer Prüfung unterziehen. Diese übernehme die &bdquo;Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe".

Die Stelle beschäftigt Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und so genannte Dokumentare. &bdquo;Die Experten sprechen unterschiedliche Sprachen, was eine intensive Recherche in den Ausbildungsstaaten sowie Kontaktaufnahme zu den jeweiligen Universitäten und Gesundheitsministerien ermöglicht", erklärt Moseke.

Falle das Gutachten negativ aus, müsse der Antragsteller eine Kenntnisprüfung beim Landesprüfungsamt in Düsseldorf oder – bei Zahnärzten – bei der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe in Münster ablegen. &bdquo;Jährlich werden bei uns drei bis vier Anträge von Medizinern aus dem Ausland abgelehnt", sagt Moseke.

Ärztekammer Westfalen-Lippe und NRW-Krankenhausgesellschaft: Datenschutz und moderne Kopiertechniken erschwerten Kliniken und Praxen das Erkennen von Hochstaplern im Arztberuf. &bdquo;Es wird immer schwieriger, nachzuvollziehen, was Sache ist", sagt Lothar Kratz, Sprecher der NRW-Krankenhausgesellschaft. Aber bei diesen Betrügern handele es sich wirklich um Einzelfälle unter den rund 45.000 Ärzten an NRW-Kliniken.

Das Problem mit den Hochstaplern sei auch, dass sie zumindest in Ansätzen Ahnung von Medizin hätten. Oft seien es Kleinigkeiten im Arbeitsalltag, die das Lügengeflecht eines &bdquo;falschen Doktors" einstürzen ließen. &bdquo;Dann schöpfen Kollegen Verdacht bei Behandlungen, und häufig fällt das Lügengebilde dann schnell in sich zusammen", so Kratz.

Der Datenschutz wiederum erschwere Schritte wie die engere Einbindung der Landesärztekammer. In der Kammer müssen praktizierende Mediziner Mitglied sein. Zudem gebe es Hochstapler, die auch die Landesärztekammern täuschten. &bdquo;Wir haben keinerlei Zahlen über die sogenannten falschen Ärzte", sagt Volker Heiliger, Sprecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe.

Haftstrafe für falschen Doktor Im Juni 2019 hatte das Amtsgericht Lemgo einen falschen &bdquo;Prof. Dr. Dr.", der sich als selbstständiger Notarzt ausgegeben hatte, wegen Betruges, Untreue sowie unbefugten Führens akademischer Grade zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Eine 50-jährige Lemgoerin hatte sich 2007 in den Betrüger verliebt und kurz darauf geheiratet. Doch ihr 56-jähriger Traumann entpuppte sich als Lügner und Betrüger – bis 2016 stahl er ihr rund 30.000 Euro.

Seine Autorität als vermeintlicher Mediziner nutzte er dazu, seine Frau dazu zu bewegen, die ihr verschriebenen Beruhigungsmittel in überhöhter Dosis einzunehmen. Durch die &bdquo;Ruhigstellung" der Gattin konnte der &bdquo;falsche Doktor" weiter Geld abheben und für sich verwenden. Erst durch einen Brieffund im Dezember 2016, in dem ihr die Zwangsversteigerung ihrer Wohnung angedroht worden war, hatte die Lemgoerin von den Lügen ihres Mannes erfahren und Anzeige erstattet.

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