Energiespartricks für echte Tüftler

Till Sadlowski

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Andreas Nunne hat seine Heizung mit ein paar einfachen Kniffen selbst modernisiert. - © Till Sadlowski
Andreas Nunne hat seine Heizung mit ein paar einfachen Kniffen selbst modernisiert. (© Till Sadlowski)

Kreis Lippe. Andreas Nunne setzt lieber Lötstellen als eine Unterschrift unter eine Rechnung. Der Ingenieur aus Belle hat seine Ölheizungsanlage so modernisiert, dass sie mit seinen Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen arbeiten kann.

Das Basteln liegt Andreas Nunne im Blut. Bereits Anfang der 1990er hatte er sich Gedanken darüber gemacht, wie er die Steuerung seiner Heizung optimieren könnte. Damals war er gerade mit seinem Studium zum Maschinenbauingenieur fertig geworden. Sein technisches Interesse legte er nicht wie seinen Mantel an der Haustür ab und so sah er auch in seinem Vier-Personen-Haushalt viel Potenzial zur Optimierung. „Ich wollte wissen, wo und wie ich etwas verbrauche, wenn wir uns zuhause aufhalten – aber auch, was ich verbrauche, wenn niemand da ist", sagt er.

Andreas Nunne hat Photovoltaik Anlagen auf seinem Dach angebracht. Seine Heizung aus den 1990er hat er mit ein paar einfachen Kniffen selbst modernisiert. - © Till Sadlowski
Andreas Nunne hat Photovoltaik Anlagen auf seinem Dach angebracht. Seine Heizung aus den 1990er hat er mit ein paar einfachen Kniffen selbst modernisiert. (© Till Sadlowski)

Schon damals habe ihn ein bewusster Umgang mit Energie interessiert. „Was passiert im Hintergrund, wenn ich Energie anfordere, also beispielsweise den Lichtschalter umlege? Was muss beim Anbieter geschehen, damit bei mir das Licht angeht?" Seine Heizungsanlage verfügte noch nicht über eine für damalige Verhältnisse moderne Zeitschaltung. So entschloss er sich, die Bedienung selbst zu verbessern. „Für unter 100 Mark habe ich mir eine kleine Steuerung im Elektrofachhandel geholt und diese mit der Heizung verbunden. Über die Jahre habe ich die Heizung dann immer wieder mit neueren Komponenten auf dem Stand gehalten", erzählt er. Die Heizung ist bis heute dieselbe, und dennoch wird sie Andreas Nunnes Ansprüchen immer noch gerecht.

Seit zwölf Jahren befindet sich eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach des Hauses, die mit Sonnenenergie Wasser für den Gebrauch im Haus erhitzt. Da muss die Heizung nicht ran: Oberstes Gebot ist: Erst die Sonne und dann erst Öl. Dafür trickst Andreas Nunne die „alte Kiste" aus. „Ich gaukele dem Sensor einfach über einen Widerstand einen anderen Wert vor, so dass er denkt, es wäre viel wärmer. Über eine moderne Zeitschaltuhr habe ich eingestellt, dass er den tatsächlichen Wert erst dann erfährt, wenn die Familie wieder zu Hause ist", erklärt der 53-Jährige.

An der Brennstelle selbst habe er natürlich nichts verändert und in die Steuerung der Heizung habe er nicht eingegriffen. „Dann wäre sie ja nicht mehr CE-konform", betont der Ingenieur. Und natürlich gehe es hier um 24 Volt und nicht um Starkstrom – daran dürften Privatleute überhaupt nicht herumbasteln. Eine neue Heizung anzuschaffen, halte er für völlig unverhältnismäßig, solange er die bestehende noch selber optimieren kann.

„Die Anschaffung einer neuen Anlage ist ja unökologischer, als die alte zu behalten. Das ist auch günstiger. Man ist ja schließlich Lipper", sagt er. Auch auf digitale Werkzeuge wie Apps zum Organisieren des Energiehaushaltes könne er gut verzichten. „Ich habe einen Basteltrieb. Eine Smarthome-App brauche ich nicht. Ich kann selber in den Keller gehen und umschalten oder ein neues Programm schreiben. Außerdem behalte ich so die Kontrolle über alles, was im Haus passiert, und vor allem verstehe ich die Hintergründe."

Das gilt auch für den Stromverbrauch, denn die Energie, die er mithilfe der Photovoltaikanlage aus der Sonne zieht, speist er nicht zuerst ins öffentliche Stromnetz, sondern in einen Speicher im Keller. „Energiemäßig sind wir also von Mitte April bis Mitte September autark", berichtet Nunne stolz. „Das Entscheidende ist: Meine Familie spielt mit und wir haben vor allem gelernt, dass wir erst nach der Sonne schauen, bevor wir bewusst Strom verbrauchen."

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