Patentiertes Verfahren: Beenden lippische Forscher das Kükenschreddern?

Kreis Lippe. Millionen Küken werden jedes Jahr getötet, sie haben das falsche Geschlecht: männlich. Die Wissenschaftlerin der Technischen Hochschule (TH) OWL Helene Dörksen hat gemeinsam mit Jens Staufenbiel von der Hochschule Coburg ein Verfahren entwickelt, mit dem man das Geschlecht der Küken im Ei sehr früh erkennen kann.

Nein, die Videos, in denen gezeigt wird, wie männliche Küken nach dem Schlupf geschreddert werden, hat sich Dörksen nicht angeschaut. 50 Millionen männliche Küken werden nach Schätzungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland jährlich vernichtet, kurz nach dem Schlupf. Gängig ist in Deutschland, sie mit Gas zu betäuben und zu töten.

&bdquo;Mir hat es gereicht, was ich darüber gelesen habe", sagt sie. Und ja, das sei schon eine große Motivation gewesen, nicht aufzugeben. Denn das gerade patentierte Verfahren, ermöglicht es, die männlichen Embryos bereits vor dem Schlüpfen zu identifizieren und auszusortieren.

In der Wissenschaft heißt das Verfahren Fluoreszensspektroskopie Dabei ist das Fachgebiet von Professorin Helene Dörksen eigentlich eher nicht mit so einem biologischen Forschungsergebnis überein zu bringen: Sie ist Mathematikerin. Doch im Verfahren war ihr Beitrag überaus wichtig, denn letztlich musste eine Lösung gefunden werden, eine Unmenge Daten zu sortieren. &bdquo;Im Ei entstehen unterschiedliche Hormone bei männlichen und weiblichen Küken, sie haben eine unterschiedliche Fluoreszenz. Durch ein winziges Loch in der Eischale leuchten wir sie mit einem Laser an", erklärt Dörksen. In der Wissenschaft heißt dieses Verfahren Fluoreszensspektroskopie. Das Licht wird zurückgeworfen und die Bilddaten, die dabei gewonnen werden, müssen mit einem mathematischen Modell ausgewertet werden. Helene Dörksen ist es gelungen, aus den Messwerten der Tests ein System abzuleiten, das männliche von weiblichen Küken unterscheidet.

Die Vorteile: Die Methode funktioniert bereits bei drei bis sechs Tage alten Hühnereiern. Die Messung erfolgt durch die Eihaut. &bdquo;Man muss das Ei nicht öffnen, es reicht ein etwa zwei Millimeter großes Loch in der Kalkschale." Bei drei Tagen liege die Genauigkeit bei 75, nach sechs Tagen bei 93 Prozent, sagt die Wissenschaftlerin des Instituts für industrielle Informationstechnik (inIT) an der TH OWL. &bdquo;Der Embryo hat zu diesem frühen Zeitpunkt noch kein Schmerzempfinden", ergänzt Jens Staufenbiel.

Das Patent ist noch ganz frisch Das Patent für ihre Methode ist noch ganz frisch. Jetzt gehe es daran, Partner in der Industrie zu finden und Fördergelder einzuwerben. &bdquo;Wir brauchen Geld, wenn wir das zur Marktreife bringen wollen", sagt die Wissenschaftlerin, die seit zehn Jahren am inIT in Lemgo arbeitet. Die Bekanntgabe des Erfolgs während der Grünen Woche in Berlin könnte da hilfreich sein.

Die LZ hat Sebastian Horn dort erreicht. Der Junglandwirt aus Hörste hält Legehennen und findet die Methode außerordentlich interessant. Das Problem generell sei, dass die Aufzucht männlicher Tiere nicht wirtschaftlich ist, weil sie weniger Fleisch ansetzten. &bdquo;Wenn die Küken nicht fachlich korrekt verworfen werden, dann ist es besser, wenn man sie bereits im Ei aussortiert." Als Alternative werde von Tierschutzorganisationen oft gefordert, auf Zweinutzungsrassen oder die Bruderhuhnhaltung umzustellen, beides sei aber nicht so einfach umzusetzen. &bdquo;Da braucht man mehr Platz, denn die Tiere werden ja größer. Und es ist auch nicht so einfach, die Geschlechter zu trennen. Wenn die Hühner geschlechtsreif werden, kann es Probleme im Stall geben", sagt Horn.

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