Lippische Tierheime leiden unter dem Besuchsverbot

Kreis Lippe. Seit die Corona-Pandemie ausgebrochen ist, wird viel für die Gesundheitsbranche und die Wirtschaft getan. Aber auch Hund, Katze und Co. sind betroffen – unter anderem in Tierheimen. Diese mussten für den Publikumsverkehr schließen. Dadurch gehen den Einrichtungen wichtige Geldeinnahmequellen verloren, während die Kosten weiterlaufen. Außerdem gestaltet sich die Vermittlung von Tieren schwierig. Die Institutionen gehen unterschiedlich mit der Situation um.

Lippisches Tierheim Detmold: Mittlerweile arbeiten die Angestellten im Detmolder Tierheim in zwei verschiedenen Teams – das &bdquo;A-Team" und das &bdquo;Sondertierschutzkommando", wie Christopher Imig, Vorsitzender des Trägervereins Tierschutz der Tat, weiß. Die Teams wechseln tageweise. So ist die notwendige Betreuung der Fellnasen im Falle einer Infektion eines Mitarbeiters mit dem Coronavirus gewährleistet. Das bedeutet für die Angestellten aber auch Kurzarbeit. &bdquo;Die Mitarbeiter bekommen jedoch ihr volles Gehalt weiterhin", sagt Imig. Auf Helfer, die mit Hunden Gassi gehen oder Katzen spielen, müssen sie derzeit verzichten. Die Gefahr einer Ansteckung unter den Ehrenamtlichen sei zu groß.

Durch die Krise werden nicht mehr Tiere abgegeben Durch die Coronavirus-Krise würden bislang zwar nicht mehr Tiere als sonst abgegeben oder als Fundtiere angenommen werden, aber die Vierbeiner, die schon in der Einrichtung sind, würden durchschnittlich länger dort bleiben. Das hänge mit der aktuell schwierigen Situation bei Vermittlungen zusammen – vor allem bei Katzen. &bdquo;Die Menschen wollen und sollen die Tiere erst richtig kennenlernen. Das ist momentan aber nicht möglich", erklärt Imig. Außerdem würden sich jetzt Leute melden, die im normalen Leben keine Zeit für ein Haustier hätten. &bdquo;Die müssen aber auch an die Zeit nach Homeoffice und Corona denken", rät der Tierfreund. Wer ernsthaftes Interesse an einem Heimtier habe, dass er auf der Internetseite oder in den sozialen Netzwerken gesehen habe, soll per Mail oder Telefon mit dem Detmolder Tierheim Kontakt aufnehmen. &bdquo;Wir finden dann eventuell individuelle Lösungen", sagt Imig.

Die Situation für das Tierheim sei dramatisch. &bdquo;Finanziell ist das ein Schlag vor den Bug. Wir haben laufende Kosten und die Einnahmen durch Vermittlung fallen weg", erklärt Imig. Daher freue sich der Verein weiterhin über Spenden – vor allem Futter – nach vorheriger telefonischer Absprache. Nebenan schreite der Bau des neuen Tierheim-Gebäudes voran. Bislang musste die Einrichtung ein Haustier eines mit Corona infizierten Halters aufnehmen. &bdquo;Der Mann liegt im Krankenhaus. Seine Kontaktpersonen müssen in Quarantäne bleiben. Daher haben wir den Hund vorübergehend bei uns aufgenommen", sagt Imig. Den Verein würden auch weitere Anfragen besorgter Tierhalter erreichen, denen eine Quarantäne drohe. Bislang sei es aber bei Anfragen geblieben.

Tierheim Eichenhof: Auch das Vlother Tierheim Eichenhof, das unter anderem Tiere Lemgo, Barntrup, Kalletal, Extertal und Dörentrup aufnimmt, führt derzeit keine Vermittlungen durch. &bdquo;Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt Annette Kortekamp, Vorsitzende des Trägers "Tierschutzverein Vlotho und Umgebung". Mitarbeiter, Futter, Medizin und die Unterhaltung der Gebäude müssten weiter bezahlt werden, Einnahmen aus Vermittlungen und Veranstaltungen blieben aus. Gerade jetzt in der Ferienzeit schmerze der Verlust der Einnahmen durch Pensions-Tiere. Kortekamp bittet daher um (Futter-) Spenden. Diese können nach vorheriger telefonischer Absprache abgegeben werden. Auch alte Handtücher, Decken, Desinfektionsmittel oder Salate für die 24 Kaninchen seien willkommen.

Weniger Stress für die Tiere Auch zum Eichenhof dürften keine ehrenamtlichen Helfer zum Gassi gehen mehr kommen. &bdquo;Aber die Tiere müssen nicht darunter leiden. Die Mitarbeiter übernehmen jetzt diese Aufgaben. Sie haben ja mehr Zeit, weil keine Besucher mehr da sind. Und für die Tiere bedeutet das auch weniger Stress", meint Kortekamp. Von Coronavirus-Erkrankten oder unter Quarantäne stehenden Personen habe die Einrichtung noch keine Tiere aufnehmen müssen. Und: &bdquo;Gott sei Dank kommen weniger Fundtiere und abgegebene Tiere zu uns", so die Tierschützerin.

Tierheim Bad Salzuflen: Anders handhabt das Salzufler Tierheim die Situation: &bdquo;Mein Terminkalender ist voll", sagt Thomas Schmitz, Leiter des Katzenhauses. Diese Aussage gelte auch für die anderen Bereiche der Einrichtung. &bdquo;Wir fragen bei Menschen, die sich für ein Tier interessieren, zunächst die Wohnsituation und -lage ab. Wenn soweit alles in Ordnung ist, dann laden wir sie hierhin ein", erklärt Schmitz. Pro Tag könnten maximal drei Termine vereinbart werden. Jeweils eine Stunde hätten potentielle Halter dann Zeit, die Tiere kennenzulernen, bevor sie die Einrichtung wieder verlassen müssen, weil andere Interessenten hereinschauen möchten. Mehrere Treffen seien notwendig. Schmitz sieht auch etwas gutes an der derzeitigen Lage: &bdquo;Manche, die jetzt Homeoffice machen, nutzen die Situation jetzt als Eingewöhnungszeit für die Tiere. Für die ist es nämlich schön, wenn ihre Halter zu Beginn mehr da sind."

Dass Tiere wegen einer Erkrankung mit dem Coronavirus, aus Vorsicht vor einer Ansteckung oder finanziellen Schwierigkeiten aufgrund der Krise abgegeben werden, habe Schmitz noch nicht beobachten können.

Katzen tragen andere Coronaviren in sich In New York hat sich ein Tiger mit dem gefährlichen Coronavirus angesteckt. Zum ersten Mal wurde damit ein Fall bekannt, in dem ein Mensch den Virus auf ein Tier übertragen hat. Das verunsichert auch Tierhalter in Lippe, bestätigt Dr. Dagmar Heer, die eine Tierarztpraxis in Belle leitet. Vereinzelt kämen Nachfragen dazu per Telefon. Dr. Heer kann die Halter jedoch beruhigen: &bdquo;Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich Menschen bei Tieren anstecken oder umgekehrt." Ein mögliches Szenario sei, wenn jemand ein Tier anniese oder -spucke und direkt danach jemand das Tier streichelt und sich ins Gesicht fasst. Masken seien in so einem Fall also hilfreich. Ein Tier müsse aber nicht erkranken. &bdquo;Fast jede Katze hat Coronaviren – aber andere", betont die Tiermedizinerin.

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