Kreis Lippe. Wir feiern Ostern in diesem Jahr in einer Zeit, in der aufgrund der Corona-Krise vieles anders ist, als wir es gewohnt sind. Einiges scheint sich geradezu ins Gegenteil verkehrt zu haben. Um uns Gutes zu tun, gehen wir nicht mehr aufeinander zu, sondern voneinander weg, halten Abstand. Wir versammeln uns schon seit Wochen nicht mehr mit vielen anderen zusammen im Kino, bei Fußballspielen, im Theater, in Konzerten. Auch jetzt, an Karfreitag und Ostern, ist vieles anders. Birgit Brokmeier sprach darüber mit Landessuperintendent Dietmar Arends.
Herr Arends, was feiern wir an Ostern?
Information
Gottesdienste im TV und im Netz
„Nächstenliebe ist mein Lieblingsgeschäft" ist der Titel des evangelischen Fernsehgottesdienstes aus der St.-Nicolai-Kirche Lemgo, der am Ostermontag (13. April) von 10 bis 11 Uhr vom WDR für die ARD ausgestrahlt wird. Die Predigt hält Superintendent Dr. Andreas Lange.
Über www.kirche.plus werden Gottesdienste am 12. April (Predigt: Superintendent Holger Postma) und am 13. April (Predigt: Pfarrer Andreas Flor) jeweils um 11 Uhr im Livestream zu sehen sein. Weitere Angebote auf:
- www.lippische- landeskirche.de
- www.kirche.plus
Es handelt sich bei kirche.plus um ein Online-Projekt von fünf lippischen Kirchengemeinden, die Digitalisierung für die Gemeinde von Morgen nutzt.
Dietmar Arends: Wir feiern die Überwindung des Todes durch das Leben: Gottes Liebe ist stärker als alles andere – selbst als der Tod. Wir feiern, dass Gott durch die Auferstehung Jesus ins Recht setzt und die Liebe sich nicht aus der Welt hat vertreiben lassen. Was wir Ostern feiern, verbindet alle Konfessionen. Es gibt unterschiedliche Traditionen, wie wir feiern, aber hinter der Botschaft von Ostern können wir uns alle gemeinsam versammeln. Die Auferstehung Jesu ist das Zentrale, worauf wir alle blicken. Ohne die Auferstehung gäbe es uns als christliche Kirchen nicht.
Ostern ohne Gottesdienste, in denen wir zusammenkommen – wie fangen wir das auf?
Arends: Es ist eine einmalige Situation. So etwas hat es noch nicht gegeben – keine Gottesdienste an Ostern in der herkömmlichen Form. Wir können dies nicht einfach auffangen oder ersetzen und wir sollten uns nicht vormachen, dass das möglich ist. Wir können aber dennoch versuchen, in guter Weise Gottesdienst zu feiern. Da sind zum Beispiel die evangelischen und katholischen Hörfunk- und Fernsehgottesdienste in der ARD und im ZDF. Es gibt eine Fülle von Online-Gottesdiensten in den sozialen Medien. Es ist gut und wichtig, dass wir diese Möglichkeiten haben. Aber es ersetzt aus meiner Sicht nicht das Zusammenkommen an einem Ort, das gemeinsame Singen mit vielen anderen „Christ ist erstanden".
Welche Osterbotschaft haben Sie für die Menschen?
Arends: Es ist gut, gerade jetzt Karfreitag und Ostern zu feiern: An Karfreitag geht Jesus den Weg in das Leiden. Gott stellt sich an die Seite der Leidenden – gerade auch jetzt, in dieser Situation. Zugleich erleben wir mit Ostern, mit der Auferstehung, die größte Hoffnungsgeschichte, die wir zu erzählen haben. Das Leiden war nicht das Letzte, das zu erzählen war: Der Tod wird überwunden, neues Leben entsteht. Ostern macht Mut, mit dieser Situation jetzt umzugehen, trotz allem zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Ostern sagt uns, dass wir Menschen nie ohne Hoffnung sind.
Sehen Sie auch etwas Positives in der Krise?
Arends: Das, was wir im Moment erleben, das Leid, das dieses Virus überall auf der Welt über so viele Menschen bringt, dem kann ich nichts Positives abgewinnen. Aber wie Menschen sich einander mit Kreativität und Nachbarschaftshilfe beistehen – das erlebe ich als etwas sehr Schönes in dieser Zeit und es hat für mich etwas mit Ostern zu tun: Wir lassen uns gegenseitig Mut und Hoffnung zukommen.
Mehr als hundert Schülerinnen und Schüler von Grundschulen, aber auch Gymnasien, Gesamtschulen, Real- und Sekundarschulen, haben sich an der Aktion „Ostergrüße – keiner ist allein" des Schulreferates der Lippischen Landeskirche beteiligt und Osterbilder gemalt.
Aus den Bildern wurde eine Osterkarte erstellt, die die Kirchengemeinden im Namen der Schülerinnen und Schüler zur Osterzeit verteilen können. Die Ostergrüße sind ein Zeichen für Verbundenheit und erinnern daran: Mancher ist in diesen Tagen einsam, aber niemand allein. Hinter der Aktion steht der Gedanke, Menschen weiterzusagen: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln." Das Bild von der Auferstehung, das aus der Aktion „Ostergrüße" des Schulreferats stammt, wurde von Finja (8) gemalt.
Das Leben behielt den Sieg. So hat Martin Luther die Osterbotschaft in einer Liedzeile zusammengefasst. An diesem Osterfest mitten in der Corona-Krise hören wir diese Botschaft ganz neu. Ostern heißt: Das Leben behält den Sieg – denn Gott hält sich nicht heraus aus unseren Lebens- und Leidensgeschichten. Und Gott hält sich nicht heraus aus unseren Sterbegeschichten.
In Jesus, der am Kreuz stirbt, nimmt er daran teil. Gerade, indem er sich auf den Tod einlässt, kann er den Tod überwinden. „Christus ist auferstanden!" Diese Botschaft gibt uns Mut, auch gehen alle Widerstände mit dem Sieg des Lebens zu rechnen – und zugleich Gottes Macht noch im Sterben zu vertrauen.
Und diese Botschaft gibt uns Kraft, uns für das Leben einzusetzen – gerade, indem wir denen zur Seite stehen, deren Leben heute bedroht ist. Wir brauchen keine Angst zu haben, müssen uns nicht abwenden von den Leidenden und Sterbenden, denn am Ende gilt doch: „Das Leben behält den Sieg."
Lutherischer Superintendent Dr. Andreas Lange
Pfarrer Tino Bahl, Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK)
Jesus Christus ist der Erste, der leiblich von den Toten auferstanden ist. Im Osterlicht seiner Auferstehung bekommt die Auferstehung der Christen überhaupt seinen Grund. Gegenstand aller christlichen Verkündigung ist darum die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. An der leibhaftigen Auferstehung unseres Herrn hängt alles. Seine Auferstehung hat auch Folgen für unser Leben und Dasein: Angst vor Krisen und Katastrophen braucht uns nicht in maßlose Verzweiflung zu führen.
Mitten in der Perspektivlosigkeit werden Wege gezeigt, wie wir mit den Kräften der Vernichtung umgehen können. Ihre Herrschaft ist durch die Auferstehung Christi zerbrochen. Weil die leibliche Auferstehung Jesu gewiss ist, wird Gott kraft seines Wortes Menschen lebendig machen und neu schaffen. Dies geschieht in der Heiligen Taufe, wo der neue Mensch herauskommt und aufersteht, um in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich zu leben. So wünsche ich uns ein zuversichtliches Osterfest! Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!
Pfarrer Tino Bahl, Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK)
Helmut Haybach, Katholischer Diakon im Pastoralverbund Lippe-Detmold
Licht vertreibt die Dunkelheit. Davon zeugt auch die große Osterkerze, die in jeder Osternachtsfeier entzündet wird. Mit der entzündeten Kerze wird in der katholischen Kirche das Exsultet angestimmt als ein uralter Freudengesang, der alle Themen des Weges des Menschen mit Gott aufgreift – von der Sünde Adams über den Exodus des Volkes Israel bis hin zu Christus dem Morgenstern, der niemals untergeht. Die Dunkelheit der Sünde – all das, was uns von uns selbst, voneinander und von Gott trennt – wird in Christus überwunden und versöhnt. Diese individuelle Erlösung geht einher mit dem Aufruf an das Volk Gottes, aus dem Land der Sklaverei, der Macht des Du-Musst, aufzubrechen in das Land der Freiheit mit Gott. Er ist mit uns in all unserer Suche nach Neuorientierung. Können wir Gott die Führung zutrauen und damit unsere Angst um uns selbst loslassen? Er ruft uns, damit wir selbst an der Befreiung und Erlösung mitarbeiten in seinem Reich. Dann kann Ostern beginnen.
Helmut Haybach, Katholischer Diakon im Pastoralverbund Lippe-Detmold
Günter Loos, Pastor der Ev.-methodistischen Kirche in Detmold und Lage, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lippe
Ich habe mich auf den Ostergottesdienst in diesem Jahr gefreut. Pastor i.R. Siegfried Soberger, der in Lemgo lebte und vor einigen Wochen verstorben ist, hat uns ein Juwel der englischen Osterlieder mit seiner deutschen Übersetzung aufgeschlossen.
Charles Wesley dichtete 1739 dieses Osterlied, das in vielen Kirchen weltweit einfach zu Ostern dazugehört, und das mit seinen jubelnden Halleluja-Rufen einlädt, einander die Osterfreude zuzusingen.
Ostern ist das Fest der Freude über das neu geschenkte Leben. Vermutlich feiern wir unser echtes Osterfest in diesem Corona-Jahr erst dann, wenn das gemeinsame Feiern für alle wieder sicher ist. Unsere Osterfreude ist aber nicht von der Macht einer globalen Seuche abhängig, sondern vertraut darauf, dass Gottes Ruf ins neue Leben auch in diesem Jahr wie zu allen Zeiten gilt.
Der gemeinsame Gottesdienst fällt an Ostern aus, aber ich werde für mich diese Liedverse unseres methodistischen Osterliedes trotzdem singen: „Christ, der Herr, ist auferstanden, Halleluja, sagt es laut in allen Landen, Halleluja!"
Günter Loos, Pastor der Ev.-methodistischen Kirche in Detmold und Lage, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lippe
Pastor Maik Berghaus, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Detmold (Baptisten), Siegfriedstraße
An Ostern hat Jesus den Tod besiegt durch seine Auferstehung von den Toten. Der Apostel Paulus schreibt: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich." (1. Kor 15,14). Im Glaubensbekenntnis der deutschen Baptisten („Rechenschaft vom Glauben") heißt es dazu: „In Jesu Auferweckung von den Toten hat Gott das Werk der Versöhnung in Kraft gesetzt und den Gekreuzigten zum gegenwärtigen Herrn erhoben. Er ist uns von Gott gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung" (1. Kor. 1, 30). Mit seiner Auferstehung hat das Ende dieser Weltzeit begonnen. Sein Auferstehen verbürgt uns die Auferstehung aller, die an ihn glauben, zum ewigen Leben. Als der Auferstandene ist Jesus zur Herrlichkeit des Vaters erhöht, aus der er gekommen ist. In dieser Hoheit ist er nicht nur Herr über seine Gemeinde, sondern auch über die ganze Welt."
Diese Gewissheit gibt mir einen großen Trost angesichts des aktuellen Weltgeschehens. Unser aller Leben unterliegt der Endlichkeit. Die christliche österliche Auferstehungsbotschaft lässt mich aber optimistisch zur Zeitlichkeit unserer Existenz sein. Wir müssen nicht alles in dieses Leben hineinpacken, um bloß nichts zu verpassen. Durch den Glauben an Christus dürfen wir wissen: Das Beste kommt noch!
Pastor Maik Berghaus, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Detmold (Baptisten), Siegfriedstraße
Das Osterfest macht deutlich, dass Leid und Freude nah beieinander liegen. So ist der Opfertod Jesu unmittelbar verknüpft mit seiner Auferstehung. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Joh.3,16)
Glaube ist ein von Gott gewolltes Instrument, die Hoffnung nicht zu verlieren. Wer glauben kann, dass Gott uns durch diese Pandemie begleitet, wird Kraft und Hoffnung aus dem Glauben erhalten. „Halte deinen Glauben fest, Gott hilft!" Wer diesen Glauben nicht aufbringen kann, dem empfehle ich: Bitte Gott darum. Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen: Gott hört zu und du kannst seine Nähe spüren. Auch in Zeiten des Abstands möchte Gott dich umarmen. Mit jedem Gebet, jeder Liebestat, können wir den Auferstehungsfrieden Gottes inhalieren. Möge dieser Friede unsere Lungen füllen und uns neue Kraft geben. Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest!