Hier gibt's Hilfe zur handwerklichen Selbsthilfe

Detmold. Handwerken ist Männersache? Von wegen! Für Roger Schneidewind, einen 56-jährigen Holzmechaniker, ist diese Einstellung nicht mehr zeitgemäß. &bdquo;In den zwei Jahren, in denen ich meine Workshops anbiete, haben sich ganze drei Männer angemeldet", berichtet er. Frauen seien mutiger dabei, sich zeigen zu lassen, wie man mit Hammer, Bohrmaschine und Akku-Schrauber hantiere, vermutet er.

&bdquo;Bei mir können Interessierte aller Altersklassen unter meiner Anleitung alles ausprobieren. Ohne Staub und Schmutz zuhause und ohne Scheu, etwas kaputt zu machen", wirbt Schneidewind. Und seine Übungsmauern verhalten sich dabei genauso, wie die Wände in den Wohnungen seiner Teilnehmer – mit allen Überraschungen, auf die man &bdquo;unter Putz" so trifft. &bdquo;Auch ich habe bei Küchenmontagen schon Stromkabel in der Wand angebohrt", verrät Schneidewind, der diese Erlebnisse gerne humorvoll weitergibt. &bdquo;Selbstverständlich steht die Sicherheit dabei immer im Vordergrund. Ich weise die zukünftigen Handwerker auf mögliche Gefahren und ihre Vermeidung hin."

Viele sind nicht bereit zu warten Gegenüber den Übungsmauern steht in der Werkstatt ein großer Tisch mit vier Küchenspülen. Ein Küchenblock auf Rädern. &bdquo;Den habe ich für Schulungen zum Thema ,rund um die heimische Küche entwickelt und gebaut", erzählt Schneidewind. Unter anderem säubern die Teilnehmer an diesem Tisch unter echten Bedingungen einen verstopften Spülenabfluss (siehe unten) oder wechseln einen Perlator. &bdquo;Das anschließende Gefühl, selbst etwas machen zu können, ist für die meisten unbezahlbar", weiß der Mechaniker.

&bdquo;In Zeiten, in denen laut Medienberichten die Haushalte bis zu zehn Wochen auf Handwerker warten müssen, scheint Do-It-Yourself wieder angesagt zu sein", vermutet er. Das sagten ihm jedenfalls seine Kunden. Eine Silikonkante am Waschbecken erneuern zu wollen und ewig darauf warten zu müssen, dazu seien viele nicht mehr bereit. Und letztendlich fördert die aktuelle Situation den Wunsch, wieder eigenständiger handeln zu können. &bdquo;Die Baumärkte sind geöffnet und voller Material. Aber niemand zeigt den Kunden, wie sie damit umgehen sollen. Da versuche ich zu helfen", sagt Schneidewind.

Kinder arbeiten gerne mit den Händen Aber nicht nur die Erwachsenenbildung liegt ihm am Herzen. Kinder und Jugendliche wieder an das Thema Handwerken heranzuführen ist ebenfalls ein Großteil seiner Arbeit. &bdquo;Unter anderem durch Projekte mit dem Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst in Detmold erfuhr ich, wie gerne Kinder mit den Händen arbeiten, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen", erinnert sich Schneidewind. &bdquo;Die Kinder finden es cool, mit einem Akku- Schrauber und Holzleim zu arbeiten!" Und die anwesenden Eltern könnten oft nicht glauben, dass ihr Kind vier Stunden kein Handy benutzt habe, konzentriert schleife und schraube. &bdquo;Ich hatte auch schon Eltern, die weinend in meiner Tür standen, weil sie gesehen haben, zu was ihr Kind fähig ist", berichtet Schneidewind.

Selbstbewusstsein stärken. Sich etwas zutrauen. Neues wagen. Wer nach langer überstandener Krankheit wieder den Weg zurück ins Leben sucht, findet bei der Kreativgruppe der Frauenselbsthilfe nach Krebs Unterstützung. Die Gruppe Detmold trifft sich in regelmäßigen Abständen in Schneidewinds Werkstatt, um zu zeigen, dass auch Kreativität bei der Krankheitsbewältigung helfen kann.

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