Carsten Möller: Der Freiheitskämpfer

Kreis Lippe. W ahrscheinlich würde ein Grüner sagen, das Haus passt nicht zu einem FDP-Mann, sagt Carsten Möller und lacht. Sein Haus – im Holzrahmenbauweise erstellt, mit Lehmputz an den Wänden, Solaranlage auf dem Dach, Obstbäumen im Garten und energetisch top – das passe aber sehr wohl zu ihm, fügt er hinzu. Er ist eben ein Liberaler durch und durch, so liberal, dass er sogar in einem vermeintlich Grünen Haus wohnt.

Am Beginn des politischen Engagements des Salzuflers stand Fassungslosigkeit. Fassungslosigkeit über den Auftritt Gerhard Schröder nach der Wahl 2005, als der Ex-Kanzler in der &bdquo;Elefantenrunde" im Fernsehen legendär herumpolterte . &bdquo;Er hatte seine Niederlage einfach nicht akzeptiert", erinnert sich Möller. Das wiederum konnte er nicht akzeptieren, hielt dieses Verhalten für hochgradig undemokratisch. &bdquo;Ich begann, Parteiprogramme zu lesen – und bei der FDP gefiel mir die Überzeugung, den Menschen so viel Freiheiten wie möglich zu lassen."

Möller nahm als Gast an FDP-Fraktionssitzungen im Salzufler Rathaus teil, wurde bald vom FDP-Granden Jürgen Riekehof &bdquo;an die Hand genommen". Riekehof habe ihn überall mit hingenommen. Bald war Möller Sachkundiger Bürger im Kreistag; 2009 zog er dort ein; 2017 wurde er als Nachfolger Markus Schieks Fraktionschef und vertritt seitdem liberale Politik an führender Stelle in Lippe.

Einblicke in die Gesellschaft &bdquo;Als Berufsbetreuer", sagt Möller, &bdquo;habe ich tiefe Einblicke in die Gesellschaft bekommen, die mich manches besser verstehen lassen." 34 Menschen betreut er, oft psychisch Kranke, die ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst erledigen können. Da geht es auch um Zwangseinweisungen, Medikationen, Wohnungsräumungen.

&bdquo;Das sind Menschen, die meist auf sich allein gestellt sind, oft keine Familie haben." Zu dem Beruf kam der gelernte Speditionskaufmann Möller über seine Arbeit – mehr und mehr war hatte er in der Finanzbuchhaltung des Unternehmens zu tun, orientierte sich schließlich ganz um und wurde Schuldnerberater. &bdquo;Da war ich viel in Kontakt mit Hausverwaltungen – und bekam von meiner Kanzlei den Tipp, mich doch mehr um das ,Gesamtpaket rund um den Menschen zu kümmern." Bald, nach einigen Fortbildungen, arbeitete er nur noch als Berufsbetreuer.

Eine Sache, die er im Job gelernt hat: &bdquo;Man muss Hilfen, die einem zustehen, auch in Anspruch nehmen. Da geht es nicht um Bittstellerei ." Dies habe mit &bdquo;Wahrheit und Klarheit" zu tun, und darum gehe es auch in der Politik. &bdquo;Ich will mich da nicht verstellen und mich selbst nicht so wichtig nehmen."

Klare Positionen Es gehe um klare Positionen und nicht darum, anderen nach dem Mund zu reden. Bei Themen wie dem Neubau der B239 gelte es, ganz Lippe in den Blick zu nehmen – &bdquo;zum Wohl der Bürger." Manches versteht er nicht – dass es mit der Digitalisierung nur schleppend vorangeht, warum die öffentliche Hand eine Spedition besitzen muss (die VBE gehört dem Kreis), dass nicht öfter mal neue Wege ausgetestet werden. &bdquo;Warum sollte der Kreis beispielsweise Künstlern, die unter Corona-Einbußen leiden, mit Geld helfen? Können wir nicht kreiseigene Räume zur Verfügung stellen, für kleine Auftrittsmöglichkeiten sorgen? Wir müssen anders denken." Gerade in Coronazeiten, wo ihm als Kommunalpolitiker um die Finanzen Angst und Bange sei. &bdquo;Die Gewerbesteuern werden einbrechen. Wir können nicht ständig mit der Gießkanne Geld ausgeben."

Apropos Gießkanne: Um den kleinen Garten kümmert sich Möller auch. Fast hätte er vor dem LZ-Besuch sogar noch extra den Rasen gemäht. Ansonsten hält er sich mit schwimmen und joggen fit – und mit Karate. Möller hatte die Tochter als Kind zum Training gebracht und stieg dann selber ein, bald auch in die Vorstandsarbeit. Heute ist Jennifer 22 und zieht bald aus. Dann wird es in dem schönen Haus ein wenig mehr Platz geben.

Carsten Möller persönlich Carsten Möller aus Bad Salzuflen ist 47 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter. Seit 2005 ist der FDP-Mann n der Kommunalpolitik aktiv, seit 2009 als Mitglied des Kreistages. Möller ist gelernter Speditionskaufmann und arbeitet als selbstständiger Berufsbetreuer. Er ist ehrenamtlicher Schöffe.

Als Ziele nennt er vor allem, die Wirtschaft zu stärken und zu entlasten – &bdquo;für einer schnelle Bewältigung der Corona-Krise". Lippe solle für Innovation, Mittelstand und wirtschaftliche Stabilität stehen. Es gelte, den Öffentlichen Personennahverkehr so umzustrukturieren, dass er zeitlich und finanziell zu den Bürgern passe. Und schließlich hat sich Möller zum Ziel gesetzt, &bdquo;vor Ort die weltbeste Bildung zu ermöglichen." Er streite &bdquo;für ein liberales und mutiges Lippe".

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