Dr. Axel Lehmann: Der Titelverteidiger gibt Vollgas

Kreis Lippe. Die Adlerwarte hat er gut im Blick, je nach Windrichtung hört er die Kommandos der Falkner. Auf der anderen Seite auf der Kuppe: die Falkenburg. Die Sicht von Axel Lehmanns Balkon ist herrlich – wären da nicht diese erschreckenden Schäden an den Bäumen, riesige Flächen sind braun. Ein Anblick, der den &bdquo; Berlebecker Jungen" schmerzt.

Der Landrat will auch deswegen in den kommenden Jahren auf Wasserstoff als Energielieferant setzen. Das gehört zu den Projekten, die er gern voranbringen möchte. Wenn er denn wiedergewählt werde. Und dafür gebe er Vollgas, verspricht Axel Lehmann an diesem Sonntagabend nach einem Wochenende voller Termine. Er steckt als Titelverteidiger in einem durchaus anderen Wahlkampf als noch vor fünf Jahren, als er als Herausforderer ins Rennen gegangen war. Aber auch die Pandemie macht alles anders. &bdquo;Ich kann den Menschen nicht direkt ins Gesicht sehen, und sie mir auch nicht. Diese Maske..."

"Habe viel auf den Weg gebracht" Ins Gesicht sehen könne er den Lippern indes mit dem, was er auf den Weg gebracht habe – über den Krankenhäusern schwebten die Baukräne, die Breitbandversorgung sei vorangeschritten (&bdquo;wenn auch nicht so weit, wie ich dachte, das ärgert mich"), die 70 Maßnahmen aus dem Masterplan Klimaschutz gelte es umzusetzen, den Schnellbus Lemgo-Bad Pyrmont auf die Straße zu bringen.

Es brauche ja eine Zeit, um im Amt anzukommen, dann, um Ideen zu entwickeln und schließlich umzusetzen. &bdquo;Da ist eine Wahlperiode schon kurz." Allerdings reiche sie, um Lippe in allen Ecken kennenzulernen. &bdquo;Selbst in Dudenhausen war ich jetzt", lacht er. Dudenhausen? &bdquo;Das gehört zu Barntrup , direkt an der Grenze. Ich hatte das noch nie gehört, bis ich den Ortsnamen auf einer Buswerbung las und neugierig wurde."

Vielfältige Aufgaben Die Aufgaben eines Landrates sind von Natur aus vielfältig, binnen einer Stunde kann es um Flughafenzukunft, Gesundheitsversorgung, Breitband gehen. Doch wohl selten hat ein Landrat innerhalb von zwölf Monaten zwei solche Megathemen zu managen gehabt wie die Verbrechen an Kindern in Lügde und ein Jahr später die Pandemie mit all ihren Folgen. Diese Themen können bei einer Homestory nicht ausbleiben.

Wie ergeht es ihm damit? &bdquo;Das geht an keinem vorbei, Lügde – das habe ich mir nicht vorstellen können, dass es so etwas gibt. Da kann ich nur mit umgehen, wenn ich nach vorn gucke und Dinge verändere", antwortet Lehmann und weist etwa auf die Neuorganisation der Polizei und die Fachstelle Kinderschutz hin. Corona sei dann eine Art &bdquo;Gegensatz" gewesen, &bdquo;da konnte ich Krisenmanagement machen, da bin ich stolz auf meine Verwaltung. Lippe war zum Beispiel wegen der vielen Testungen vorbildlich."

&bdquo;Ich hoffe, ich selbst geblieben zu sein" Und, haben diese Ereignisse ihn verändert, hat die Aufgabe als Landrat ihn verändert? Er habe gelernt, die Dinge einzuordnen und ins Verhältnis zu setzen, antwortet Lehmann nach einer Pause. Auch, Entscheidungen zu forcieren, zielorientierter zu arbeiten. &bdquo; Dinge müssen ja mal vom Tisch." Hier und da habe er sich ein dickeres Fell zulegen müssen. Ob der Job ihn als Typen verändert habe – &bdquo;Ich hoffe, ich selbst geblieben zu sein. Aber das mögen andere entscheiden."

Auch ein Landrat hat mal Feierabend. Und dann? &bdquo;Wichtig ist uns das gemeinsame Abendessen – und wenn es halb zehn wird." Gern nutzt er freie Stunden zum Spaziergehen in seinem Belebeck, ab und zu schafft er es vor Dienstantritt zum Frühschwimmen ins Freibad. &bdquo;Das fehlt mir schon, sportlich müsste ich ein bisschen mehr machen." Bei einem Glas Wein einen guten Krimi zu lesen, um abzuschalten, ist was Feines.

Berlebeck ist sein Rückzugsort, hier kennen sie ihn schon, seit er als Junge im längst geschlossenen Laden Taschengeld gegen Süßigkeiten tauschte, im Fußballverein gekickt und Tischtennis gespielt hat. Dass das Firmenschild seiner früheren Presseagentur noch neben der Garage prangt, bedeute nicht, dass er still und heimlich einen Plan B verfolge. Das Büro sei verkauft, er gebe Vollgas, um wiedergewählt zu werden.

Dr. Axel Lehmann persönlich Dr. Axel Lehmann ist 53 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter; SPD-Mitglied ist er seit 1990. Der Historiker und Journalist ist seit 2015 Landrat und damit Hauptverwaltungsbeamter des Kreises. Zuvor war er 16 Jahre im Kreistag – von 2001 bis 2009 als stellvertretender Fraktionsvorsitzender, von 2014 bis 2015 als Chef der Fraktion. Von 2009 bis 2014 war er erster stellvertretender Landrat. Seit 2004 ist Lehmann Mitglied der Versammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Er will in den nächsten fünf Jahren die gesundheitliche Versorgung ambulant und stationär sichern und der Uni-Klinik zum Erfolg verhelfen, die Versorgung mit Glasfaser ausbauen sowie durch den verstärkten Einsatz von Wasserstoff als Energielieferant weitere Impulse für den Klimaschutz setzen.

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