Kreis Lippe. Auch vor den schönen Dingen im Leben hat das Coronavirus nicht Halt gemacht. Wer in den letzten Monaten heiraten oder eine Party feiern wollte, musste sein Vorhaben entweder gänzlich verschieben oder strengen Auflagen folgen und damit auf Vieles verzichten. Fraglich ist, ob in den Standesämtern und den Party-Locations in Lippe mittlerweile wieder Normalität eingekehrt ist oder der Kampf gegen Corona dort weiter stattfindet.
„Während der letzten Monate haben circa 50 Paare ihre standesamtliche Hochzeit verschoben oder abgesagt“, sagt der Detmolder Standesbeamte Bernd Neddermann. Das Thema sei immer noch nicht ganz abgehakt. „Die Leute haben gehofft, dass jetzt wieder normale Trauungen mit Gästen stattfinden können, wie zu Beginn des Jahres“, so Neddermann. Einige hätten sich zwar mittlerweile an die veränderten Trauungsbedingungen eingestellt, trotzdem habe das Standesamt Detmold immer noch mit Absagen und Verschiebungen zu tun. „Wer mit mehr Gästen heiraten möchte, kann sich beispielsweise im Detmolder Freilichtmuseum trauen lassen.“ Unter freiem Himmel seien die Beschränkungen deutlich lockerer.
Beim Standesamt in Lage ist die Corona-Krise weniger ins Gewicht gefallen. „Bei uns haben vielleicht 2 oder 3 Paare die standesamtliche Trauung abgesagt oder verschoben“, sagt Standesbeamtin Nina Hamacher. Allerdings hätten sich in den vergangenen Monaten auffällig viel weniger Brautpaare überhaupt angemeldet.
„Anfänglich durfte nur das Brautpaar den Trauungsraum betreten. Seit dem 22. Juni dürfen auch wieder acht Gäste anwesend sein.“ Daher gebe es mittlerweile wieder mehr Anmeldungen.
70 Prozent der Paare haben abgesagt
In den Locations, die zu dieser Jahreszeit normalerweise restlos ausgebucht sind, sieht die Situation ähnlich aus. „Etwa 70 Prozent der Paare, die in diesem Jahr bei uns ihre Hochzeit feiern wollten, haben abgesagt oder den Termin ins nächste Jahr geschoben“, sagt beispielsweise Rahmi Bilgi vom Felsenwirt an den Externsteinen. Im kommenden Jahr seien daher schon fast alle Termine ausgebucht. „Eigentlich hätten wir in diesem Jahr an jedem Wochenende von März bis November Feiern gehabt“, sagt der Gastronom.
Jetzt sei er froh über alles, was überhaupt noch stattfindet. „So wie geplant findet aber kaum eine Hochzeit statt, denn viele Gäste sagen den Paaren im Vorfeld ab.“ Auch er selbst sei besorgt um die Gesundheit seiner Mitarbeiter und Gäste. „Ansammlungen an der Theke sind verboten, das Personal trägt dauerhaft einen Mundschutz und am Buffet gelten strenge Abstandsregeln“, sagt Bilgi.
Gerade wenn aber Alkohol ins Spiel kommt, seien die Regeln nicht immer ganz einfach durchzusetzen. In Kurzarbeit habe er keinen seiner Mitarbeiter schicken müssen und Rahmi Bilgi bleibt auch weiterhin optimistisch: „Wir werden weiter kämpfen.“
Auf das kommende Jahr setzt auch Xafer Salihi vom Gasthof Lallmann in Lemgo. Auch bei ihm sei ein Großteil der Feiern verschoben worden, lediglich drei werde er in diesem Jahr noch ausrichten. „Wollen wir hoffen, dass keine zweite Welle kommt.“
Die Gästezahl reduziert sich
Gleiches hofft auch Sebastian Bütow vom Teutonenhof in Holzhausen-Externsteine. Etwa 90 Prozent der Feiern, so schätzt er, seien abgesagt worden, rund 60 Prozent davon in das kommende Jahr verschoben. Und die, die trotzdem feiern, kämen mit deutlich reduzierter Gästezahl. „In der Regel bleiben von jeder Buchung nur noch etwa ein Drittel der angemeldeten Gäste“, sagt Bütow. Insgesamt sei eine große Verunsicherung zu spüren.
„Der Großteil hält sich aber an die vorgegebenen Hygieneregeln.“ Und die werden auch im Teutonenhof konsequent umgesetzt. „Das Personal trägt Handschuhe und Mundschutz, insbesondere vor der Theke gelten strenge Abstandsregeln und wir haben Spuckschutzwände aufgebaut“, sagt Sebastian Bütow. Zudem könne der Raum immer ausreichend gelüftet werden. Auch wenn Feiern derzeit nur unter diesen Vorgaben stattfinden können, findet der Gastronom: „Lieber so als gar nicht.“
Zumindest, wenn sich die Gäste tatsächlich an die Vorgaben halten: Wie berichtet, ist genau das vor einigen Wochen bei einer großen mehrtägigen Hochzeitsfeier in Hamm schief gegangen und hat zig Infektionen nach sich gezogen. Solche Ausreißer sind in Lippe bisher nicht verzeichnet.