In Lippe hat die CDU die Niederlage im Hinterkopf

Kreis Lippe. Der Tag nach einer Wahl ist an sich der Tag der Analysen. Offenbar wollte die Mehrheit der Lipper den Wechsel im Kreishaus nicht. Das konstatiert auch die CDU.

Die Stimmverteilung: Knapp 11.400 Stimmen trennten bei der Landratswahl am 13. September Amtsinhaber Dr. Axel Lehmann (SPD) und seinen Herausforderer Jens Gnisa (CDU). Lehmann hatte am Ende 40,3 Prozent erhalten (60.823 Stimmen), Gnisa 32,7 Prozent (49.432 Stimmen). Bei der Stichwahl vergrößerte sich der Abstand leicht auf 12.270 Stimmen.

So wählten die Kommunen: Lediglich in drei von 16 Städten und Gemeinden erhielt Gnisa die Mehrheit – in Augustdorf, Bad Salzuflen und Schlangen, wo der CDU-Kandidat auch schon vor zwei Wochen obsiegte. Auffällig: In den traditionell schwarzen Kommunen Augustdorf und Schlangen gab es parallel auch eine Bürgermeisterstichwahl. In Augustdorf siegte SPD-Bewerber Thomas Katzer vor Amtsinhaber Dr. Andreas Wulf von der CDU. Das hatte jedoch keinen Einfluss auf Gnisas Ergebnis von 56,2 Prozent – das beste für ihn in einer Gemeinde. Lehmann erzielte das beste Ergebnis in Schieder-Schwalenberg (61,1 Prozent). Überraschend ist Lehmanns Top-Ergebnis in der traditionellen CDU-Hochburg Lügde (60,6 Prozent) – andererseits hatte er dort vor zwei Wochen bereits 51,3 Prozent geholt.

Wahlempfehlung der Grünen: Nachdem ihr eigener Kandidat Robin Wagener ausgeschieden war, hatten die Grünen die Lipper aufgefordert, Lehmann ihre Stimme zu geben. Viele Grünen-Anhänger verzichteten aber offenbar auf einen erneuten Urnengang. Das wird am deutlichsten in Bad Salzuflen. Dort hatte Lokalmatador Wagener am 13. September 27,6 Prozent geholt, Gnisa 33,1 und Lehmann 30 Prozent. Sonntag erzielte Gnisa mit 52 Prozent erneut die Mehrheit – die Wahlbeteiligung in der Kurstadt war mit 27,9 Prozent jedoch unterdurchschnittlich.

Wahlbeteiligung: Die höchste Wahlbeteiligung (56,2 Prozent) gab es in Augustdorf, wo aber auch die Entscheidung für einen neuen Bürgermeister getroffen wurde. Die höchste Wahlbeteiligung in einer Kommune ohne parallele Bürgermeisterwahl verzeichnete Schieder-Schwalenberg mit 37 Prozent. Durchschnittlich gingen 36,9 Prozent der Lipper zur Landrats-Stichwahl – 2015 im Duell Heuwinkel-Lehmann waren es 32,9 Prozent.

Ausblick: Der neue alte Landrat Lehmann macht in der ersten Oktoberwoche erst einmal eine Woche Urlaub. Sein Herausforderer Gnisa hat seinen Urlaub für den Wahlkampf geopfert. Er bleibt Direktor des Bielefelder Amtsgerichts – den Vorsitz beim Deutschen Richterbundes hatte er Ende 2019 aufgegeben. Die CDU will nach Auskunft ihres Kreisvorsitzenden Lars Brakhage nun in Ruhe über alles nachdenken – schließlich liege die Verantwortung nach dem Ergebnis nicht primär bei der CDU. &bdquo;Wir hatten einen super Kandidaten und ich sehe auch nicht, dass wir im Wahlkampf irgendwelche Kardinalfehler gemacht haben", so Brakhage.

Die Landratswahl sei nicht unbedingt eine Personenwahl, die CDU habe es im traditionell roten Lippe immer schwer: &bdquo;Wenn wir das Verlieren nicht im Hinterkopf gehabt hätten, wären wir nicht angetreten." Gnisa habe sich coronabedingt wenig persönlich bekannt machen können, Lehmann habe von seinem Amtsbonus profitiert: &bdquo;In Lippe gab es eine große Zufriedenheit mit Herrn Lehmann, eine Wechselstimmung hat sich nicht eingestellt", konstatiert Brakhage.

In Lippe hat die CDU die Niederlage im Hinterkopf

Wahlschein, Kandidaten & Co: Die wichtigsten Infos zur Stichwahl in Lippe

Landratswahl in Lippe: CDU und SPD rüsten sich für das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen

Liveticker zur Stichwahl: CDU stellt neuen Landrat, fünf Bürgermeister stehen fest

Oberbürgermeister und Landräte: So haben die Parteien in OWL abgeschnitten

Große Ergebnisübersicht: So hat Lippe gewählt

Lippe hat 16 neue Bürgermeister - eine Analyse

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €