Caesar wünscht sich Brakhage in Berlin

Kreis Lippe . Kerstin Vieregge oder Lars Brakhage ? – Ende dieses Monats können Lippes Christdemokraten entscheiden, wen sie 2021 in das Rennen um ein Bundestagsmandat schicken wollen. Die amtierende Bundestagsabgeordnete zeigte sich am Freitag im Gespräch mit der LZ nicht überrascht von der Brakhageschen Kampfansage.

Wie berichtet, hat der CDU-Kreisvorstand am Montag einstimmig empfohlen, Lars Brakhage zu nominieren. Am Donnerstagabend informierte die stellvertretende CDU-Vorsitzende Ursula Holstein den erweiterten Vorstand darüber. Brakhage setzte Vieregge abends telefonisch ins Bild. &bdquo;Ich hatte das schon im Gefühl", sagte Vieregge am Freitag der LZ . &bdquo;Der Job macht mir sehr viel Freude, ich habe so viel erreicht." Dass sie ihren Hut erneut in den Ring werfen will, hatte sie bereits in einem Gespräch mit der LZ angekündigt. &bdquo;Natürlich wäre es schöner, wenn ich allein antreten würde, aber so ist nun mal Demokratie, und dem werde ich mich stellen", betonte sie.

Kein Vertrauen in die Abgeordnete Ihr Herausforderer ist beim Kreisparteitag im August noch mit 108 von 117 Stimmen als CDU-Kreischef bestätigt worden. In den vergangenen Wochen habe er viel über eine Bundestagskandidatur nachgedacht und ermutigende Gespräche geführt. &bdquo;Ich mache den Mitgliedern ein Angebot", sagte er gestern der LZ . Mit dem Kreisvorsitz sei ein Bundestagsmandat sehr gut vereinbar. Nicht vorstellbar sei für ihn, dass der aktuelle Kreisvorstand Vieregge als Kandidatin unterstütze. &bdquo;Da ist einfach kein Vertrauen", sagte er mit Blick auf die Affäre um das Hildebrand-Dossier, bei der auch Vieregges Führungsstil heftiger Kritik ausgesetzt war. &bdquo;Wir haben es in den vergangenen zwei Jahren geschafft, aufzuräumen und Ruhe in die CDU zu bringen."

Ein Kontrahent ist MdB Christian Sauter Dass der Vorstand Brakhage nominiert hat, sei &bdquo;sehr gut", meint Vieregges Vorgänger in Berlin, Cajus Caesar. &bdquo;Lars Brakhage hat die CDU aus schwierigen Gewässern geführt. Er ist kompetent und zuverlässig. Ob er nominiert wird, hängt davon ab, ob die Mitglieder das abschätzen können. Man muss das Gesamtbild sehen, dazu gehört auch der Charakter." So sieht es auch Lemgos CDU-Fraktionschef Dr. Harald Pohlmann . Brakhages Kandidatur sei &bdquo;gut für die CDU, einen solch qualifizierten Kandidaten zu haben", der auch noch Mittelständler sei. Als Vieregge-Kritikerin ist Heidrun Goerder , Stadtverbandsvorsitzende in Bad Salzuflen bekannt. Doch habe sie auf die praktische Zusammenarbeit mit der Abgeordneten einen anderen Blick gewonnen: &bdquo;Wann immer ich was brauche, sie liefert. Man muss in der Sache zusammenarbeiten." Gegen wen wird der CDU-Kandidat antreten müssen? – Da steht bisher nur Bundestagsabgeordneter Christian Sauter (FDP) fest. Die Grünen entscheiden sich in einigen Wochen, die SPD erst nächstes Jahr.

CDU am Scheideweg Ein Kommentar von Marianne Schwarzer

Es hat lange gedauert, bis sich Lippes CDU von den Querelen um das Hildebrand-Dossier erholt hat. Jetzt allerdings holt die Sache die Parteimitglieder und natürlich die ehemalige Kreisvorsitzende ein. Denn der Kreisvorstand, der sich nach der Affäre als Aufräumer betätigen musste, hat mit der einstimmigen Unterstützung für Brakhage eine klare Kampfansage gegen Vieregge formuliert. Wer also am 31. Oktober seine Stimme abgibt, muss wissen, dass er damit auch gleich die Führung und die Geschicke der lippischen CDU beeinflusst. Sollte das Votum zugunsten Vieregges ausfallen, können sich die Christdemokraten schon mal nach einem neuen Kreischef umschauen, Brakhage wird da nicht mitspielen. Kerstin Vieregge hatte dieses Amt nach der Affäre um die Kreisgeschäftsstelle auf massiven Druck des Vorstands niedergelegt. Sollte die Mehrheit sie für Berlin nominieren, wäre es kein Wunder, wenn die Abgeordnete einen neuen Anlauf auf den Kreisvorsitz nähme.

?mschwarzer@lz.de

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