Lockdown auf der A2 – ein Besuch auf der Raststätte Lipperland Süd

Bad Salzuflen . Es gibt Orte in Lippe, an denen ich kaum Lipper antreffe. Und das liegt weniger an den Lippern, sondern an den Umständen. Die einzige Autobahnraststätte auf lippischem Gebiet ist so ein Ort. Es ist ein Tag im Dezember, der dem typischen Winterblues zur Ehre gereicht. 9 Grad. Nieselregen. Man würde den sprichwörtlichen Hund nicht vor die Tür schicken. Ich stehe im Wind kurz hinter Lockhausen: Lipperland Süd. Nord wäre nicht anders.

Platz für den Wagen gibts reichlich. Wenig los. Lockdown. Polnische oder niederländische Laster knattern vorbei. Die Fahrer schauen geradeaus. Ab und zu fährt ein Wagen vor, parkt ein, hier ein Paar, dort ein Monteur: Heidewitzka geht anders.

10 Uhr morgens, rein in die Raststätte. Rot-weißes Trassierband sperrt sichtbar den Bereich ab, an dem sich sonst Urlaubsreisende oder Lkw-Fahrer einen Kaffee, Pommes oder Wiener Schnitzel gönnen. Wien ist weit weg, einen Hauch davon gibts höchstens zum Mitnehmen. Die Servicekraft trägt Maske, ist anscheinend gut gelaunt. Trotz Corona-Schutzverordnung. Respekt. So soll es sein.

&bdquo;Briiiiiing-Kling–knirsch" Ich schaue mich um. Vor der Glasfront sitzt ein Brummifahrer mit gelber Warnweste und versucht sein Glück an einem Computerspiel. &bdquo;Briiiiiing-Kling–knirsch"–Geräusche wie auf der Kirmes. Immerhin: Das hört sich nach einem gelungenen Zeitvertreib an.

Indes, hier gibt es kaum was zu ernten für einen Journalisten auf Stimmenfang. Also wieder vor die Tür. An den klimatischen Rahmenbedingungen hat sich nichts geändert. Ich ziehe mir die Pudelmütze ins Gesicht, meine Kamera baumelt bis zum Bauchnabel.

Ein Ford aus Leverkusen fährt vor. Ein Mann steigt aus. Und eine Frau. Beide zünden sich eine Zigarette an. Potenzielle Interview-Opfer. Sie kommen auf mich zu, stellen sich unter das Dach der Raststätte. Ich sehe die Glut und womöglich wie ein Schnorrer aus. Die Frau bietet mir eine Zigarette an. Ich lehne freundlich ab: &bdquo;Nichtraucher. Und jetzt in der Pandemie wieder anfangen. Echt nicht."

Warum sollte es hier anders sein als woanders? Nach einer knappen Info, warum ich hier mutterseelenallein in der Kälte rumstehe, kommt auch ohne Kippe ein Gespräch in Gang. Covid-19 stelle das öffentliche Leben und die Mobilität in Deutschland vor große Herausforderungen. Ist wohl so. Wir wechseln ein paar Gewissheiten. Dann steigt das Paar wieder in den Wagen, Leverkusen ist noch ein Stück.

Ein Lastwagenfahrer steigt aus, kommt direkt auf mich zu. Niederländisches Kennzeichen, Firma Van der Peet. Ich erinnere mich, Quali für Russland 2018: &bdquo;Wir fahren ohne Holland zur WM." Der Landstraßenstürmer trägt Unverdrossenheit zur Schau: &bdquo;Durchkommen", das kehlige &bdquo;ch" springt mir entgegen, ist angesagt, meint er. &bdquo;Van der Peet verkoopt en produceert carrosserieën en trailers voor hoofdzakelijk losgestorte producten." Aha. Ich konnte schon bei Rudi Carrell nur die Hälfte verstehen. Der Niederländer hat die Baseballkappe tief im Gesicht, lacht mich an und entert die Tür der Raststätte. Vielleicht auf einen Kaffee, einen Schokoriegel.

Blick in die Runde. Das dürfte jetzt den ganzen Tag so weitergehen. Eine überschaubare Anzahl Reisender – Urlaub ist quasi nicht umsetzbar –, ein paar Monteurfahrzeuge von der Klimatechnik bis zum Windradbau. Unterwegs waren sie immer schon, jetzt nur weniger. Und kürzer. Warum sollte es hier anders sein als woanders.

Tankstellen halten Fernfahrderduschen weiter offen &bdquo;Wir gewährleisten weiterhin die Grundversorgung aller Reisenden auf der Autobahn. Dazu stehen alle Tankstellen im Tank & Rast-Servicenetz den Reisenden uneingeschränkt zur Verfügung – einschließlich der Kaffeebars und ihrem gastronomischen Angebot aus warmen und kalten Snacks sowie Getränken zum Mitnehmen und den sanitären Anlagen. Zusätzlich hat Tank & Rast speziell das Angebot an warmen Mitnahmegerichten ausgeweitet, um vor allem den Brummi-Fahrern eine notwendige Stärkung für die Weiterfahrt anzubieten", lässt ein Sprecher von Tank & Rast auf LZ-Nachfrage wissen.

Beide Tankstellen seien wie gewohnt rund um die Uhr geöffnet. Gleiches gilt für die sanitären Anlagen an beiden Standorten. Darüber hinaus stehen weitere WCs sowie Fernfahrerduschen in den jeweiligen Rasthäusern von 6 bis 22 Uhr zur Verfügung. Der Betreiber teilt zudem mit, dass man seit März eine zusätzliche Brummi-Hotline unter der kostenlosen Rufnummer 0800 9 555 777 (oder per E-Mail: kundenservice@tank.rast.de) eingerichtet habe. Außerdem laufe weiterhin die Kooperation mit dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) bis zum 31.Dezember diesen Jahres. Im Rahmen dieser Kooperation erhalten Fahrerinnen und Fahrer der rund 7000 Mitgliedsunternehmen der BGL-Landesverbände und -Mitgliedsorganisationen nach Vorlage der Mitgliedskarte (&bdquo;Brummi-Card") kostenfreien Zugang zu den Sanifair-Anlagen entlang der Autobahnen sowie zu den Fernfahrerduschen.

Betriebsleiter für Lipperland Süd ist Maik Scholl. Sein Resümee der vergangenen Monate: &bdquo;Die Reisenden erkennen an, dass wir trotz der momentanen Situation rund um die Uhr für sie da sind. Wir sind froh, dass sich die allermeisten Reisenden an die Corona-Verordnung halten. Diskussionen über das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes oder Einhalten von Abstandsregeln gibt es nur noch vereinzelt. Langsam ist allen klar, dass Corona ein gemeinsamer Kraftakt ist."

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