Kreis Lippe. Die Kontaktverfolgung muss verbessert werden, nicht auf Zetteln, sondern digital sollen die Daten dem Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt werden können. Da gibt es die Luca-App, die derzeit beworben wird, um mehr Öffnung zu erreichen. Aber es gibt auch andere Lösungen, die nicht weniger funktional sind. Ihr Vorteil: Die Bürger haben viel mehr Auswahlmöglichkeiten, wie sie ihre Daten digital hinterlassen wollen. Der Kreistag hat sich genau dafür entschieden. CDU, Freie Wähler/Aufbruch C und FDP hatten den Antrag gestellt, die Luca-App im Kreis Lippe einzusetzen. Mit Hilfe der App würde man in Geschäften, im Restaurant oder in Kultur- und Freizeiteinrichtungen mittels eines QR-Codes einchecken können. Falls sich ein Besucher infiziere, könnten die Daten verschlüsselt übermittelt und vom Gesundheitsamt ausgelesen werden, um die Nachverfolgung von Kontakten zu beschleunigen. Damit werde die Arbeitsbelastung der Angestellten des Kreises deutlich gesenkt. In der Sache gaben SPD und Grüne den Antragstellern Recht. Es muss einfacher werden, die Kontakte nachzuverfolgen. Zettel auszufüllen, sei keineswegs mehr zeitgemäß. Robin Wagener (Grüne) machte auf einen entscheidenden Unterschied aufmerksam. Entscheide sich der Kreis für die Luca-App, sei er an diese eine App gebunden, die Schnittstelle müsse dann auf diese App zugeschnitten werden. „Das sind 55.000 Euro pro Gesundheitsamt, das sollte uns das wert sein" Landrat Dr. Axel Lehmann nannte das Beispiel aus Mecklenburg-Vorpommern. Das Land habe die Lizenz für 440.000 Euro gekauft, acht Gesundheitsämter könnten in dem Bundesland an die Luca-App angebunden werden. „Das sind 55.000 Euro pro Gesundheitsamt, das sollte uns das wert sein. Es führt aber dazu, dass wir in ein Vergabeverfahren einsteigen müssten", sagte Lehmann. Er sehe durchaus Vorteile, es anders zu machen, sagte Lehmann, und damit noch mehr Bürger davon zu überzeugen, die Daten digital zu hinterlassen. Die Grünen und die Sozialdemokraten schlugen vor, zusätzliche offene Schnittstellen klar zu definieren, damit weitere Apps entwickelt werden bzw. Open-Source-Lösungen auf die Bedürfnisse des Gesundheitsamtes Lippe angepasst werden können. „Damit engen wir das nicht ein, sondern öffnen das System. Die Luca-App kann trotzdem von Bürgern genutzt werden", sagte Wagener. Zurzeit würden viele verschiedene Apps zur Kontaktnachverfolgung entwickelt und es sei noch nicht klar, welche Apps sich langfristig durchsetzen würden. Da die Apps noch keine einheitliche Schnittstelle zum Zugriff auf die Daten böten und sich existierende Stellen noch ändern könnten, sei es zurzeit nicht sinnvoll, die Schnittstellen des Gesundheitsamtes darauf anzupassen. Besser sei es, die Schnittstellen zu definieren, die das Gesundheitsamt Lippe abrufen könne. Und eine Hürde muss ohnehin noch genommen werden: Das Gesundheitsamt muss die Software Sormas nutzen. Eine Anfrage beim Kreis, wie weit man damit sei, konnte am dienstag noch nicht beantwortet werden. Der Kreistag stimmte mit großer Mehrheit – es gab vier Gegenstimmen – dafür, sich nicht auf Luca festzulegen, sondern die offene Lösung zu wählen und damit dem Antrag von Grünen und SPD zu folgen.