Illegaler Tierhandel in Unternienhagen: Pfleger bemühen sich um die letzten 13 Welpen

Kreis Lippe. Um es vorweg zu sagen: Die Welpen, die das Kreisveterinäramt jüngst aus den Händen illegaler Tierhändler befreit hat, sind noch nicht zur Vermittlung frei. Die Tierheime bitten inständig, sie bis zur offiziellen Freigabe mit Nachfragen zu verschonen: Denn die Pfleger haben alle Hände voll zu tun, um die überlebenden 13 durchzubringen.

&bdquo;Sie können sich nicht vorstellen, welche Qualen die Hunde leiden, wenn sie an Parvovirose erkrankt sind", sagt Ricarda Rottmann, Leiterin des Kreisveterinäramtes. &bdquo;Die Welpen leiden an Durchfall, Erbrechen und schrecklichen Bauchschmerzen. Sie schreien jämmerlich, ziehen sich immer mehr zurück und sind am Ende ganz apathisch." Das hochansteckende Virus hat bereits 30 der kleinen Vierbeiner dahingerafft, die viel zu jung und ungeimpft ohne ihre Mamas in einem Haus eingesperrt waren, um sie dann illegal zu verkaufen.

"Enorme physische und psychische Belastung"

Seit die Pflegestellen sie aufgenommen haben, herrscht dort Ausnahmezustand. Denn ähnlich wie auf Corona-Quarantäne-Stationen dürfen sich die Pfleger nur in voller Schutzmontur den kleinen Patienten nähern. Sie müssen rund um die Uhr betreut werden, und trotz aller Bemühungen ist der Großteil den Pflegern unter den Händen weggestorben. &bdquo;Die sind einfach elendig verreckt", sagt Christopher Imig vom Tierschutz der Tat, der das Detmolder Tierheim betreibt. &bdquo;Wir sind froh, dass wir die neue Quarantänestation haben." Ein kräftezehrender Kampf, so oft vergeblich: &bdquo;Das hat mit unseren Leuten was gemacht."

&bdquo;Diese Welpen waren viel zu jung und konnten über die Muttermilch keine Antikörper aufnehmen", erklärt Ricarda Rottmann. Das funktioniere nur, wenn die Mütter geimpft seien, was beim illegalen Handel selten der Fall sei. &bdquo;Gerade die jüngsten der Welpen mit einem Gewicht von 1-2 Kilo haben einer Infektion wenig entgegenzusetzen. Diese Tiere haben nur geringe Überlebenschancen." Es sei eine enorme physische und psychische Belastung für das Pflegeteam, wenn der Kampf wieder einmal vergeblich war. Da sind ständige - durchaus gut gemeinte - Anrufe und Angebote von Interessenten, eins der Würmchen aufzunehmen, nicht hilfreich.

Dass der illegale Handel auffliegt, ist meist nur aufmerksamen Interessenten zu verdanken. &bdquo;Ein seriöser Züchter schaut sich die Interessenten seiner Welpen sehr kritisch an und verkauft sie nicht einfach bei Ebay", betont Kreisveterinär Dr. Bernhard Happe. Wer sich dennoch darauf einlasse, solle genau hingucken: &bdquo;Wenn das Muttertier nicht dabei ist, ist das verdächtig, und es ist auch gut, sich das Umfeld mal genauer anzuschauen." Manche Händler halten ihre vierbeinige Ware in üblen Verschlägen, tarnen sich bei der Übergabe aber mit einem seriös wirkenden Umfeld, etwa einer angemieteten Wohnung. &bdquo;Tierhandel im Internet gehört verboten", sagt Christopher Imig.

Fünf rumänische Welpen reisen bald nach Lippe

Fünf kleinen Mischlingswelpen in Rumänien hätte es auch so gehen können, wäre da nicht die Schiederanerin Katrin Sander gewesen, die erstmals die Heimat ihres Verlobten besuchte. &bdquo;Die Kleinen sind sechs bis acht Wochen alt und liefen einfach auf der Straße herum. Zwei Geschwister sind schon überfahren worden. Die Mutter und ein Kleiner sind zu scheu, um sie einzufangen", erzählt sie. &bdquo;Kein Wunder, die Straßenhunde werden gejagt, mit Steinen beworfen oder totgefahren."

Daraufhin fasste sich die vierfache Mutter, deren Hund Benjo von der seriösen rumänischen Tierschützerin Mia Botezatu stammt, ein Herz: Sie fing vier der Welpen ein, badete und entflohte sie, um sie dann 200 Kilometer weiter zu Mia Botezatu zu bringen. Gar nicht so einfach: &bdquo;Die kannten noch keine Menschen." Einen weiteren, zutraulichen Welpen fand sie jaulend auf der Straße vor dem Haus der Schwiegereltern mit abgeschnittenem Schwanz, auch den nahm sie mit.

Dem ersten Impuls, die verstörten Kleinen einfach mit nach Deutschland zu nehmen, folgte sie nicht: &bdquo;Sie müssen erst mal geimpft und registriert werden, dann müssen sie 15 Wochen alt sein, um sie legal zu importieren." Sonst hätte auch sie sich des illegalen Welpenhandels schuldig gemacht. Stattdessen unterstützt sie die Auffangstation finanziell und hat bereits in Deutschland jeweils ein künftiges Zuhause für ihre Schützlinge gefunden. Mia, die rumänische Tierschützerin, habe alles dokumentiert. &bdquo;Sie hat mir Fotos von den jeweiligen Impfungen und Quittungen für das Impfserum geschickt", sagt sie, &bdquo;Da kann ich mich drauf verlassen, dass alles mit rechten Dingen zugeht." Allerdings warnt sie die künftigen Hundebesitzer, denn die wichtigste Sozialisierungsphase werde bei der Ankunft vorbei sein: &bdquo;Das sind Junghunde."

Aber gut, dass sie die Tiere nicht auf eigene Faust mit gebracht habe, sagt Kreisveterinär Dr. Happe. Seriöse Tierschutzorganisationen haben Partner in Deutschland, die Tiere werden beim Veterinäramt angemeldet und die Organisation hat eine offizielle Genehmigung, Tiere einzuführen. Der Trend nehme weiter zu: 2020 wurden offiziell 280 ausländische Tierschutzhunde nach Lippe gebracht, in diesem Jahr wurden bereits 200 angemeldet. &bdquo;Dabei sitzen schon so viele Hunde in den Tierheimen hier", sagt Dr. Happe.

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