Kreis Lippe. Umweltgruppen fordern von den Stadt- und Gemeinderäten, dem Kreistag und dem Regionalrat „wirksame Maßnahmen", um das Ziel des Pariser Klimaabkommens erreichen zu können. Eine Mobilitätswende sei nötig, der Kreistag soll bis Jahresende einen Zeitplan für ein durchgängiges Rad- und Fußgängernetz vorlegen. Auch solle der ÖPNV ausgebaut und Carsharing vereinfacht werden, alle Konzepte seien überregional zu vernetzen, Fördermöglichkeiten abzugreifen. Es brauche Grüne Wellen für den Radverkehr und Tempo 30 innerorts. „Der Bereich der Mobilität ist der einzige, in dem die Treibhausemissionen seit 1980 noch gestiegen sind", schreibt Birgit Reher im Namen der elf Unterzeichner. „Es geht uns nicht um Verbote, sondern um Alternativen, insbesondere für kurze Strecken." "Vieles machen wir längst" Im Kreisausschuss waren einige Politiker richtig sauer. Kurt Kalkreuter (SPD) sprach von einem „Schauantrag": „Bei allem Respekt: Wir müssen uns hier mit einer Massendrucksache beschäftigen." Er vermisse, das jemand der Initiatoren in der Sitzung anwesend sei und bekam Unterstützung von Carsten Möller, FDP: „Wir haben hier immer Rederecht gewährt. Einer hätte kommen müssen." Inhaltlich kritisierte er die Forderungen als „zu vehement", in Lippe sei nun mal nicht jede Fahrt von A nach B mit dem Zug oder dem Rad zu machen. „Natürlich müssen wir was tun, um das Pariser Ziel zu erreichen, und vieles machen wir längst. Die haben sich gar nicht informiert." Stephan Grigat (CDU) nannte die Forderungen in weiten Bereichen „völlig unrealistisch und unbezahlbar", allein der Detmolder Stadtverkehr schreibe jetzt schon drei Millionen Euro Miese im Jahr. Uwe Detert (AfD) kritisierte vor allem die Tempo-30-Forderung; nur fließender Verkehr reduziere CO2-Emissionen. Unterstützung gab es von den Grünen. Uwe Georgi nannte die Anliegen berechtigt, es bleibe viel zu tun. Dr. Inga Kretzschmar stellte klar: „Diese Eingabe ist dankenswert. Es ist nicht Aufgabe einzelner, uns konkrete Lösungsvorschläge anzubieten, sondern in Ordnung, auf Missstände hinzuweisen." Werner Loke stimmte den Initiatoren zu, auch er vermisse ein umfassendes Verkehrskonzept über alle Bereiche, allerdings sei offensichtlich vieles gar nicht bekannt. Landrat Dr. Axel Lehmann stellte daraufhin klar: „Wir sind in Lippe nicht bei Null." Kaum ein anderer Kreis in Deutschland mache so viel, Lippe sei mehrfach auf europäischer Ebene ausgezeichnet worden. Zahlreiche Projekte am Start Verwaltungsvorstand Dr. Ute Röder wies auf zahlreiche Projekte hin: Den Beschluss zum Passivhausstandard, den Masterplan „100 Prozent Klimaschutz", die Förderung der Regionalvermarktung, das Solardachkataster – und zum Thema Mobilität führte sie etwa den Radwegebau an Kreisstraßen, Mobilstationen, Schnellbuslinien, On-Demand-Verkehre, digitale Informationssysteme und eine neue App an. Klimaneutrale Busse sollen angeschafft werden. „Wir benötigen aber in der Tat ein großes Konzept, das diese Einzelbausteine zusammenfasst." Andreas Kasper (CDU) wunderte sich: „Das haben wir doch seit Jahren gefordert." Ein Mobilitätskonzept dürfe aber kein Lippenbekenntnis bleiben, sagte Thomas Jahn (SPD). Dr. Röder: „Alle werden intensiv beteiligt" Die unterzeichnenden Initiativen Lippe for Future, Fridays for Future Lemgo, Radentscheid Detmold, Klimaforum Detmold, BUND, Lippe im Wandel, Nabu, Lippe „ÖkoLogisch", „66n- ohne uns" und ADFC sollen ins Kreishaus eingeladen. werden. Wie dies geschehen soll, etwa in einem Symposium, wird noch beraten.„Am Mobilitätskonzept werden im intensiven Dialog alle beteiligt", versprach Ute Röder. Der Ausschuss stimmte bei Enthaltung von Uwe Detert, Stephan Grigat und Carsten Möller zu.