Lippes Landrat im U-Ausschuss zum Fall Lügde: "Ich dachte, das Ding läuft"

Düsseldorf. Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann (SPD) saß am Freitag bereits zum dritten Mal im Lügde-Untersuchungsausschuss. Der 55-Jährige sollte erneut erklären, warum in seiner Behörde so viele Fehler bei der Aufarbeitung der schweren Missbrauchsfälle auf dem Lügder Campingplatz gemacht worden waren.

Auch er sei bis zum Zeitpunkt einer weitreichenden Pressekonferenz am 30. Januar 2019 davon ausgegangen, dass &bdquo;das Ding" laufe. &bdquo;Wir hatten Tatverdächtige, ordentliche Beweise; ich hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Hinweis darauf, dass irgendetwas fürchterlich schieflaufen würde." Aus der Polizeiführung habe er trotz mehrfacher Nachfragen nie den Wunsch wahrgenommen, den Fall früher an die Bielefelder Kollegen abzugeben. Im Gegenteil. &bdquo;Der Tenor war immer: Das ist ein großer Fall, den wir aber gestemmt kriegen", sagte Lehmann und sprach von einem &bdquo;gesunden Ehrgeiz". Aus diesem Grund seien die Kollegen auch bereit gewesen, Überstunden zu schieben. Die Bielefelder Polizei hatte den Fall Anfang Februar 2019 übernommen

Auf die Frage von CDU-Obmann Dietmar Panske, ob er den Fall nicht dennoch früher an das viel größere Bielefelder Polizeipräsidium hätte abgeben müssen, antwortete Lehmann, dass er sich dann ja gegen die Darstellungen seiner Fach- und Abteilungsleiter und der Staatsanwaltschaft hätte stellen müssen. &bdquo;Diese Belege hatte ich nicht, und andere offenbar auch nicht."

"Viel zu spät erfahren" Erst als er &bdquo;viel zu spät" erfahren habe, dass wichtige Beweismittel in der Polizeibehörde spurlos verschwunden waren, habe sich sein Eindruck geändert. Die Asservate waren am 20. Dezember 2018 das letzte Mal auf einem Schreibtisch in der Behörde gesehen worden. Das NRW-Innenministerium sowie Lehmann wurde darüber erst am 14. Februar informiert. Der damalige Kripo-Chef Wolfgang Pader soll bereits zehn Tage früher von den verschwundenen Asservaten gewusst haben, so Lehmann. Das habe das Vertrauensverhältnis entscheidend beschädigt und sei einer der Gründe gewesen, warum er Pader von dessen Aufgaben entbunden habe.

Lehmann bestätigte, mit dem damaligen Polizeichef Bernd Stienkemeier nach dessen Versetzung nicht mehr gesprochen zu haben. Zunächst aus gesundheitlichen Gründen, dann, weil irgendwann der Punkt verpasst gewesen sei, &bdquo;wo man noch mal miteinander spricht", sagte Lehmann und fügte an, dass er mit Pader sehr wohl ein solches Gespräch geführt habe. &bdquo;Ich bin jetzt nicht der kaltherzige Typ, der so ein Gespräch nicht sucht." Stienkemeier hatte diesen Umstand in seiner Befragung Anfang Oktober bedauert. Der Ex-Polizeichef war 43 Jahre lang für die Polizei tätig gewesen, in verschiedenen Leitungsfunktionen. Dass er keine Möglichkeit gehabt habe, Stellung zu beziehen und man sich bei ihm seitdem nicht erkundigt habe, wie es ihm gehe, habe ihn tief berührt und sein &bdquo;Grundvertrauen in Verwaltung und Rechtsstaatlichkeit erschüttert", sagte Stienkemeier vor knapp einem Monat im Ausschuss. Er soll in rund zwei Wochen erneut aussagen.

Was sich in der Behörde seitdem getan hat Lehmann sagte, dass er polizeiliches Fachwissen vor seinem Amtsantritt als Landrat und somit Chef der Polizeibehörde 2015 nicht hatte; man ein gewisses Maß an Erfahrung aber im Laufe der Berufsjahre sammle – &bdquo;quasi on the job". Er sprach sich auf Nachfrage dagegen aus, Landräten die Gesamtverantwortung für Polizeibehörden zu entziehen. Es werde immer nötig sein, Verantwortung bei Menschen zu bündeln, auch, wenn diese fachlich nicht so sehr in der Tiefe sein könnten.

Der Landrat sagte, dass man in der Behörde inzwischen personell und strukturell vieles umgestellt habe: neue Dienstanweisungen, feste Leiter für Ermittlungskommissionen, Umstellung der Asservaten-Verwaltung, eine komplett neue Struktur der Direktion Kriminalität sowie mehr Schulungsangebote und Supervision für Ermittler in Stresssituationen.

Lippes Landrat im U-Ausschuss zum Fall Lügde: "Ich dachte, das Ding läuft"

Nach zehn Jahren im Amt: Was Axel Lehmann über seine Zeit als Landrat in Lippe denkt

Drei Menschen stürzen bei Lügde aus einer Kutsche

Lügde zeichnet zwei Institutionen für ehrenamtliche Arbeit aus

Webcam auf dem Osterberg erlaubt Live-Ausblick auf Lügde

Emmerauentunnel in Lügde muss heute schon wieder gesperrt werden

Funkelndes Spektakel: Lichterfahrt mit über 55 Fahrzeugen durch Bad Pyrmont und Lügde

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus