Jolanthe hat Schwein - lippische Tierschützer greifen ein

Kreis Lippe. Jolanthe wird es gut haben. Abgemagert, mit entzündeter Säugeleiste, die Haut großflächig mit Räude überzogen, haben Tierschützer die Sau aus einem landwirtschaftlichen Betrieb in Bad Salzuflen gerettet. Die Sau hat Schwein gehabt. Dank ihrer Helfer darf Jolanthe ihren Lebensabend jetzt bei Privatleuten im Kreis Gütersloh genießen.

Einer Tierschützerin war das Schwein auf einem Bad Salzufler Hof aufgefallen. Dort soll das elend aussehende Tier einzeln in einem Stall ohne Stroh gestanden haben. Die Frau, so berichtet Michaela Latzel vom Lagenser Tierschutzverein &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten", sei schockiert über die Haltung und den Zustand des Tieres gewesen. Dank eines Sponsoren konnte sie dem Landwirt die Sau abkaufen und sie damit vor dem Schlachter retten. Für deutlich zu viel Geld, wie sich sich die Vorsitzende des Tierschutzvereins, Marianne Rautenberg, im Nachhinein ärgert. So habe der Landwirt, der sich offenbar keiner Schuld bewusst gewesen sei, für das vernachlässigte Tier noch Geld herausschlagen können.

Whatsapp-Gruppe für Jolanthe

Zusammen mit den Tierschutzvereinen &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten", &bdquo;Tierhilfe Lippe und Umgebung", &bdquo;TSV Nestwerk Münsterland" und mit Hilfe von Privatleuten machte sie sich auf die Suche, für die Jolanthe getaufte Sau schnell ein gutes Zuhause zu finden. Das gelang – nicht zuletzt dank der Whatsapp-Gruppe &bdquo;Jolanthe". Ein großes Glück, wie die Helfer sagen, denn immer wieder komme es vor, dass Tiere nicht gerettet werden können, weil sich kein geeigneter Platz finde. Zuvor aber wurde das Schwein auf einer Pflegestelle noch von einem Tierarzt untersucht, und die Diagnose sei eindeutig gewesen: Unterernährt, mit Entzündungen und Räude befallen, habe sich die Sau in einem erbärmlichen Zustand befunden. Medikamente, reichlich Futter und Zuwendung seien jetzt nötig, um Jolanthe aufzupäppeln und sie zurück in ein gutes Schweineleben zu führen.

&bdquo;Ein Tier ist ein fühlendes Lebewesen, doch unsere Gesellschaft sucht in Tieren den Nutzen und Gewin n. Das führt zu so viel vermeidbarem Leid und Elend", beklagt Christiane Kressmann von der &bdquo;Tierhilfe Lippe und Umgebung" die aktuellen Verhältnisse in der industriellen Nutztierproduktion und Vermarktung. Und so will auch Marianne Rautenberg die Rettung von Jolanthe vor allem als Zeichen gegen die Massentierhaltung verstanden wissen.

Der Kreis bietet Bereitschaftsdienst

Auch das Kreis-Veterinäramt wurde informiert. Der Behörde sei der Fall bekannt und werde derzeit geprüft, heißt es dazu von der Pressestelle. Pressesprecherin Lydia Penner verweist dabei auf folgendes Vorgehen: So sollte sich jeder Bürger, der einen Fall von Tierquälerei beobachtet hat, direkt an das Veterinäramt wenden. Die Mitarbeitenden seien auch außerhalb der üblichen Dienstzeiten über einen Bereitschaftsdienst erreichbar, Tel. (0171) 750 73 74. Benötigt würden dann nach Möglichkeit folgende Informationen: Namen, Adresse und Telefonnummer der meldenden Person, Angaben zum Tierhalter (Name, Adresse), Aussagen über die Tierart und die Anzahl der Tiere. Das Tier sei zu beschreiben, ebenso wie der Ort der Haltung. Die Beobachtungen sind mit Datum und Uhrzeit zu übermitteln.

Tierschützer hoffen, Klage einreichen zu können

Die Tierschützer hoffen jetzt, Anzeige gegen den Bauern einreichen zu können und sichten dafür das Material – zumal der Landwirt angekündigt habe, die Schweinehaltung wieder aufnehmen zu wollen. Das aber, so die Tierschützer, dürfe zumindest unter den gegebenen Umständen keinesfalls passieren. Immer wieder hätten sie mit der Tierhaltung von Landwirten zu tun, so Marianne Rautenberg, wenngleich sie durchaus eine Entwicklung sieht: Viele lippische Viehhalter würden sich mittlerweile bemühen, das Tierwohl stärker zu beachten. Für gerettete Tiere sind die Vereine weiter auf Spenden angewiesen. Auch die neue Besitzerin von Jolanthe wollen sie unterstützen. &bdquo;Die laufenden Kosten für Tierarzt, Stallmiete oder auch Futter sind immens." Wer helfen möchte, kann gerne spenden unter: IBAN: DE56 4765 0130 0046 2553 29.

Weitere Informationen zum Tierschutz gibt es auch unter www.kreis-lippe.de/ ordnung-verkehr-verbraucherschutz

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