Barntruper muss nach Verfolgungsfahrt vier Jahre in Haft

Detmold/Lemgo/ Barntrup . &bdquo;Ich weiß, dass ich nicht das erste Mal vor Gericht sitze. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass es das letzte Mal sein wird." Blass und mit verquollenen Augen bringt der angeklagte Barntruper (21) das ihm zustehende letzte Wort über die Lippen. Überzeugen kann er das Landgericht damit nicht – weder von Einsicht noch von Reue. Zu oft hatte er schon &bdquo;die Justiz missachtet" und zuletzt am 1. Oktober 2021 mit einer wilden Verfolgungsjagd durch Lemgo gar eine Schulklasse gefährdet.

Zwar rückt Oberstaatsanwalt Christopher Imig am Ende des zweiten Prozesstages sogar vom ursprünglich angeklagten Vorwurf des versuchten Mordes ab, da sich der genaue Hergang nicht mehr rekonstruieren lässt, vor einer mehrjährigen Haftstrafe rettet das den vielfach vorbestraften Barntruper aber nicht. Zu viel ist passiert: Die Jugendkammer unter dem Vorsitz von Richterin Anke Grudda verurteilt den 21-Jährigen am Ende nach Jugendstrafrecht unter anderem wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis in zwölf Fällen und zweifachen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr in Tateinheit mit Nötigung zu einer vierjährigen Haftstrafe. Außerdem verhängte das Gericht eine dreijährige Sperrfrist, in welcher er keinen Führerschein machen kann.

Früh straffällig geworden

Allein anderthalb Jahre der Haftstrafe stammen von einem anderen Urteil aus dem Jahr 2019, das ursprünglich mal zur Bewährung ausgesetzt war. Dazu kommen noch Urkundenfälschung, ein unerlaubtes KfZ-Rennen und Versicherungsbetrug, da das Auto nicht mal zugelassen war, sowie zwei Fälle von Hehlerei mit gestohlenen Kettensägen. Letztere Taten hatte der 21-Jährige begangen, als er zum Jahreswechsel kurzzeitig aus der U-Haft entlassen wurde. Nur zwei Wochen später ertappten ihn die Ermittler auf frischer Tat. Mit dem Urteil bleibt das Gericht neun Monate unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. &bdquo;Er hat alles auf eine Karte gesetzt – um jeden Preis", begründet Oberstaatsanwalt Christopher Imig in seinem Plädoyer.

Verteidiger Sascha Haring ist von dessen Worten geschockt und hält dagegen: &bdquo;Es sind einige Vorwürfe weggefallen, das rechtfertigt so einen Antrag einfach nicht", sagt er. Zwei Jahre und neun Monate seien aus Sicht der Verteidigers angemessen. Das Gericht sieht das anders. &bdquo;Wir wollen ein Zeichen setzen", sagt die Vorsitzende Richterin bestimmt. Die langjährige Strafe habe in erster Linie einen erzieherischen Auftrag und sei mit der Hoffnung verbunden, der Angeklagte könne mit einem längeren Aufenthalt im Gefängnis letztendlich doch noch erreicht werden – und Schulabschluss sowie Ausbildung nachholen. &bdquo;Das ist Ihre Chance, doch noch ein geregeltes Lebens zu führen."

Zuletzt schien die kriminelle Karriere des Barntrupers unaufhaltsam fortzuschreiten, nicht mal Untersuchungshaft und Bewährung konnten den zweifachen Vater stoppen. &bdquo;Das ist wirklich erschreckend und man fragt sich, was bei Ihnen los ist?" Der 21-Jährige sackt kurz zusammen, als er das Urteil vernimmt. Im Zuschauerraum können Angehörige ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Doch selbst die Familie habe zuletzt keinen Halt geben können, sagt die Richterin. Die schwierigen Verhältnisse und eine fehlende konstante Erziehung seien aus Sicht der Jugendgerichtshilfe wohl ein Grund, weshalb der Angeklagte überhaupt schon so früh straffällig geworden war.

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