Verler Unternehmen feiert am Hermann: Eine Firmenfete mit Fragezeichen

Kreis Lippe. Das Areal rund um den Hermann wird am kommenden Samstag für Besucher gesperrt: Dann feiert das Verler Weltunternehmen Beckhoff Automation dort mit mehreren Musikacts sein 40-jähriges Bestehen . Das ist eine Premiere, der Landesverband Lippe hat das Gelände samt Denkmal noch nie für eine private Veranstaltung komplett gesperrt. Die Reaktionen darauf haben nicht lange auf sich warten lassen, auf lz.de und Facebook geht es hoch her. Die LZ sammelte Stimmen, unter anderem aus der Landesverbands-Versammlung.

CDU-Fraktionschef Lars-Wilhelm Brakhage spricht einerseits von der Möglichkeit für eine "kostenlose Top-Werbung". Beckhoff sei schließlich in 75 Ländern präsent: "Das sind dann tolle Bilder in den Sozialen Medien." Beckhoff sei ein Top-Gast, "und das wird ja keine Krawall-Veranstaltung". Der Landesverband Lippe müsse auch wirtschaftlich denken und habe einen guten Caterer vor Ort, der gewiss eine tolle Veranstaltung organisieren werde. Brakhage sagt auch, dass die Komplettsperrung eine Ausnahme sein müsse. "Wir müssen so etwas absolut in Grenzen halten."

Wie viel Geld bringt das? Für die SPD-Fraktion sind viele Fragen offen."Warum wurde die Politik von der Verbandsspitze nicht informiert? Schließlich wurde so etwas noch nie gemacht", sagt Fraktionschef Andreas Kuhlmann. Er habe aus der LZ davon erfahren und wolle nun von Düning-Gast wissen, seit wann die Veranstaltung geplant ist und wie viel sie dem Landesverband finanziell bringt.

"Schließlich müssen wir Einkommensausfälle kompensieren." Beckhoff sei ein renommiertes Unternehmen, gegen deren Idee sei nichts einzuwenden. "Aber hätte das nicht offiziell so organisiert werden können, dass das Denkmal trotzdem von Besuchern bestiegen werden könnte"? Er erinnert an das &bdquo;FRAPORT-Urteil“, demzufolge öffentliche Areale und Immobilien nicht geschlossen und gesperrt werden dürfen." Aus diesem Grund hatte der Landesverband im November 2018 eine Veranstaltung eines AfD-nahen Vereins am Denkmal nicht genehmigt."

Der Hermann ist beliebtes Ausflugsziel - für alle Robin Wageners Meinung ist klar: &bdquo;Das Hermannsdenkmal ist lippisches Kulturerbe und beliebtes Ausflugsziel. Es ist dem Landesverband als öffentlicher Einrichtung anvertraut", schreibt der Fraktionschef der Grünen. "Wir tun gut daran, das Denkmal für alle zugänglich zu halten. Wir werden viel Geld in die Hand nehmen, um die kritische historische Aufarbeitung seiner Geschichte vielen Menschen näher zu bringen. Exklusive Konzepte für Firmenfeiern passen nicht dazu.“

Landrat Dr. Axel Lehmann gießt auch ein wenig Wasser in den Landesverbands-Wein: &bdquo;Ich freue mich, dass auch ein großes nichtlippisches Unternehmen die Faszination des Ortes erkannt hat", schreibt er. Und mahnt gleichzeitig weiter: "Ich hoffe jedoch, dass zukünftig die Nutzung des Hermannsdenkmals durch private Veranstaltungen und der Zugang für die Öffentlichkeit in Einklang gebracht werden."

"Was öffentlich ist, soll öffentlich bleiben" Der LZ-Artikel über die private Feier am Hermann hat im Internet für ordentlich Wirbel gesorgt. Die Hoffnung des Landesverbandsvorstehers Jörg Düning-Gast, dass die Party für positives Feedback in den sozialen Medien erzeugen könnte, war vergebens, wie die Reaktionen in der Kommentarspalte des LZ-Facebook-Auftritts zeigen:

&bdquo;Was öffentlich ist, sollte auch öffentlich bleiben, egal wer da feiern will. Das Hermannsdenkmal ist ein Touristenmagnet und unser Wahrzeichen und das sollte für jeden zugänglich sein. Sie können ja von mir aus, ein kleines Areal absperren oder die Waldbühne zum Feiern benutzen, aber komplett sperren, ist totaler Mist“, kommentiert die Leserin Nicole Gockel die Pläne des Landesverbandes.

&bdquo;Wenn Besucher aus anderen Bundesländern kommen, werden die nicht erfreut sein, Werbung für Lippe geht anders!“, pflichtet der Nutzer Erich Büsing Nicole Gockel bei.

Neben den kritischen Stimmen gibt es aber auch vereinzelt positive Rückmeldungen. Der Leser Alexander Leischner kommentiert: &bdquo;Gut für die Finanzlage im Schloss Brake. Wenn das ein Pilotprojekt ist, nur zu, letztlich profitieren durch die Einnahmen alle Lipper. Warum nicht wuchern mit den Pfunden, die man hat?“

"Es braucht Regelungen" Kommentar von Martin Hostert

Klar, der Landesverband braucht im Moment jeden Euro und jeden Cent, Düsseldorf schaut mit Argusaugen nach Lippe. In zehn Jahren muss der Haushalt ausgeglichen sein. Und dass er seinem Pächter entgegenkommt, ist aller Ehren Wert. Aber jetzt hat der Wahrer des lippischen Vermögens ein Eigentor geschossen. Firmenfeiern, Hochzeiten und anderes hat es im Restaurant auf der Grotenburg immer gegeben – aber eine Komplettsperrung? An einem Samstag im Sommer? Für die nicht-öffentliche Feier eine Firma, die nicht mal &bdquo;von hier wech“ ist? Der Landesverband spricht von einer Ausnahme.

Aber mit welchem Argument will er künftig anderen Unternehmen, die unterm Hermann feiern wollen, eine Genehmigung verweigern? Weltfirmen, deren Belegschaft schöne Bilder vom Denkmal in alle Welt posten, gibt es hier in Lippe auch. Wenn also dort oben eine Firma aus Verl feiern darf, darf das eine aus Augustdorf oder Kalletal erst recht. Es ist immer gut, kreativ nach neuen Einnahmequellen zu suchen. Aber nicht im Alleingang. Denkmalstiftung und Verbandsversammlung sind jetzt gefordert, sie müssen Regeln für solche Aktionen aufstellen oder sie untersagen – auch, um Kritikern solcher Veranstaltungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Damit die Ausnahme eine Ausnahme bleibt.

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