"Notfallversorgung ist gesichert"

Kreis Lippe. Zum Oktober schließt die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikums-Standort Lemgo. Das hatte für massive Kritik gesorgt . Diese sei jedoch nicht mehr an Fakten orientiert, sondern zum Teil schon in Verschwörungstheorien gemündet, so Landrat Dr. Axel Lehmann. Er erläuterte gemeinsam mit Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer der Klinikum Lippe GmbH (KLG), und Professor Dr. Christoph Redecker, Chefarzt der Klinik für Neurologie, die Gründe für die Schließung und warum diese keinen Nachteil für die Lipper mit sich bringen werde.

Landrat: Vorwurf der "systematischen Ausblutung" ist falsch "Wenn gesagt wird, da sei eine Klinik mit Konzept ausgeblutet worden, dann ist das schlichtweg falsch", betonte Lehmann in seiner Funktion als KLG-Aufsichtsratsvorsitzender. Ebenso sei es nicht nur polemisch überspitzt, sondern auch in der Sache falsch, wenn in einem Antrag der Linken von einem "Raubbau an der Versorgung" geschrieben werde. Die Kreispolitik gebe ein klares Bekenntnis zum Standort Lemgo ab. "Das Klinikum ist ungefährdet, viel mehr noch, wir sind daran interessiert, es zukunftsfähig zu entwickeln." Seit 2019 sei in die Intensiv-, Palliativ- und Weaningstation in Lemgo massiv investiert worden. Ebenso seien hochmoderne Geräte angeschafft worden.

Weiter ging Lehmann auf den Vorwurf ein, Personal einsparen zu wollen, um Gewinne zu erzielen. Dies sei vor allem in Hinblick auf die Pflege falsch, da die Stellen durch die Krankenkassen refinanziert würden. Vielmehr sei es so, dass bestimmte medizinische Dienstleistungen nicht mehr erbracht werden können und diese beim Umsatz fehlten, wenn bestimmte Pflegepositionen nicht mehr besetzt werden können. "Wir haben also überhaupt kein Interesse, über die Nichtbesetzung von Stellen zu sparen", machte Lehmann deutlich.

Dies machte er auch daran fest, dass der Kreis Lippe als Gesellschafter des Klinikums keine Gewinne abschöpfe, sondern das Erwirtschaftete im Klinikum bleibe. Zudem habe der Kreis 2021 beschlossen, 20 Millionen Euro in das Klinikum zu investieren. Es werde also Geld in die Hand genommen, um die Versorgung zu verbessern. Generell stehe jede Klinik vor dem Problem, sowohl in der Medizin als auch in der Pflege Stellen zu besetzen. Es fehle das Personal.

Doppelvorhaltung und Unwirtschaftlichkeit Der KLG-Geschäftsführer übte Kritik an der Aussage eines früheren Chefarztes, der in einem LZ-Bericht die mangelnde Wirtschaftlichkeit anzweifelt: "Seit zehn Jahren erwirtschaftet die Orthopädie und Unfallchirurgie in Lemgo im internen Vergleich keine positiven Deckungsbeiträge", sagte Hütte. Alle anderen Kliniken, die die Deckungsbeiträge erzielten, hätten die Orthopädie und Unfallchirurgie mitfinanziert.

"Wenn über zehn Jahre Defizite erwirtschaftet werden, dann ist das keine Ausblutungsstrategie", betonte Lehmann. Darüber hinaus seien Doppelvorhaltungen von Bund und Land nicht mehr gewollt.

Notaufnahme in Lemgo "weiterhin gesichert" Redecker will den Nordlippern vor allem die Sorge nehmen, dass sie durch die Schließung Beeinträchtigungen in der notfallmedizinischen Versorgung zu befürchten haben. In den Vorgaben, einen Patienten innerhalb von 20 Fahrminuten in ein Krankenhaus zu bringen, sieht der Chefarzt keinen Widerspruch: "Was die Erstbehandlung angeht, ist die Notfallversorgung durchaus gesichert." Wenn ein Patient in einer kritischen Situation sei, führte Hütte weiter aus, dann werde er in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht - gegebenenfalls also auch nach Lemgo. Die zentrale Notaufnahme in Lemgo sei weiterhin rund um die Uhr gesichert.

Mit einem Patienten, der ein eindeutiges unfallchirurgisches Problem habe, aber nicht in Lebensgefahr schwebt, würde der Rettungswagen nicht das nächstgelegene, sondern das optimal weiterversorgende Krankenhaus anfahren - dies sei bereits so üblich. "Für die ambulanten Notfälle, die im wesentlichen am Tag und nicht in der Nacht auftreten, wird tagsüber eine Notfallpraxis in Lemgo zur Verfügung stehen", erklärt Redecker.

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