Darauf ist beim Heizen mit Holz zu achten

Kreis Lippe. Bei Jörg Margraf steht das Telefon nicht still. Täglich rufen Personen bei dem Bezirksschornsteinfeger an, die sich für einen Kamin- oder Kachelofen interessieren. "Die Angst, dass das Gas irgendwann nicht mehr fließt, ist seit einigen Monaten deutlich zu spüren", berichtet Margraf aus seinem Kundenkreis. Vor der Energiekrise waren es nur ein paar wenige Anfragen im Monat – und das auch nur in der Winterzeit. Dennoch muss der Schornsteinfeger etwas Wasser in den Wein gießen. Denn dass ein Ofen keineswegs ein Allerheilmittel ist, muss er vielen Interessenten immer wieder klarmachen.

Auch wenn es aktuell noch zu warm für die Jahreszeit ist, werden die Nächte schon deutlich kühler. Nicht mehr lange und der erste knackige Frost wird Einzug halten, um den herannahenden Winter anzukündigen. "Die Menschen haben dann die Vorstellung, dass sie mit einem Kamin alle Räume in einer Wohnung oder in einem Haus erwärmen können – das ist allerdings schlichtweg falsch", erklärt Margraf.

Seitdem die Gaspreise in den vergangenen Monaten explodiert sind, interessieren sich deutlich mehr Menschen für das Thema Heizen mit Holz. Auf diesem Wege erhoffen sie sich Einsparungen bei den Heizkosten. Bei einem Kamin handelt es sich laut Margraf jedoch um eine sogenannte Einzelraumfeuerungsanlage. Er eignet sich daher – wie der Name schon sagt – für die Erwärmung eines einzelnen Raumes. "Bei einem Kamin können wir von einer Zusatzheizung sprechen, aber keineswegs von einer adäquaten Alternative zu einer Zentralheizung.

Nur dann darf ein Kamin genutzt werden Bei sachgemäßem Betrieb sei es durchaus möglich, ein paar Kosten zu sparen – dennoch sorgt ein Kamin laut Margraf in erster Linie für behagliche und knisternde Wärme, ein angenehmes Raumklima und eine hohe Wohnqualität. Bei der Wahl des passenden Ofens sollte zunächst die Größe des Raumes berücksichtigt werden. Für ein 45 Quadratmeter großes Zimmer brauche es beispielsweise einen Kamin mit einer Leistung von vier bis fünf kW. "Ich sehe immer wieder, dass zu leistungsstarke Öfen in zu kleinen Räumen zum Einsatz kommen. Dann kommt es zwangsläufig zur Überhitzung des Raumes", erklärt Margraf.

Ein neuer Ofen dürfe zudem nur dann in Betrieb genommen werden, wenn bestimmte Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid eingehalten werden. Diese werden durch die sogenannte Immissionsschutzverordnung festgelegt. "Dies gilt übrigens auch für Kamine, die vor dem Jahr 2010 errichtet und in Betrieb genommen wurden", so der Schornsteinfeger. Können diese die Werte nicht einhalten, müssen sie bis Ende 2024 mit einem Staubfilter nachgerüstet oder außer Betrieb genommen werden.

Die Ofenabbnahme erfolgt nach Landesbaurecht. Anschließend muss der Ofen zweimal in sieben Jahren von dem Schornsteinfeger kontrolliert werden, "wir sprechen hier von der Feuerstättenschau", so Margraf. Hier zeige sich ab und an Verschleiß an den Öfen, zersprungene Glasscheiben oder auch unsachgemäßer Brennstoff – darauf werde dann hingewiesen.

Auf den Brennstoff kommt es an Apropos, bei Brennstoffen dürfen nur die für den jeweiligen Ofen zugelassenen Hölzer verwendet werden. Diese sind auf der Bedienungsanleitung zu finden – beispielsweise Holz und Holzbriketts. Unzulässige Brennstoffe führen hingegen zu einem hohen Schadstoffausstoß und zu Geruchsbelästigungen in der näheren Umgebung. Dazu zählen laut des Schornsteinfegers unter anderem Abfälle wie Milchtüten und Plastik sowie beschichtetes oder verleimtes Holz.

Bei dem Heizen von Holz sei es sehr wichtig, dass das Holz ausreichend trocken ist. "Vor dem Verbrennen sollte es ungefähr zwei bis drei Jahren gelagert werden", heißt es von Margraf. Dazu das Holz vor Regen geschützt, luftdurchlässig und ohne Bodenkontakt auf einer Unterlage stapeln. "Dann trocknet es am schnellsten", erklärt der Experte. Der Feuchtgehalt sollte bei 15 bis 20 Prozent liegen, dies wird von dem Schornsteinfeger kontrolliert.

Auch für das Anzünden hat der Schornsteinfegermeister ein paar Tipps parat. "Die drei wichtigsten Aspekte sind Luft, Luft und ganz viel Luft", so Margraf. Die Luftzufuhr sollte immer gegeben sein, damit das Holz voll abbrennt und nicht nur glüht. Beim Anheizen empfiehlt Margraf das Anzünden von oben. Dabei können schnell hohe Temperaturen erreicht und der Schadstoffausstoß reduziert werden. Dazu das Brennholz locker und überkreuz im Brennraum stapeln. Anschließend die Anzündhilfen wie beispielsweise kleine Nadelholzstücke auf die Hölzer legen und anzünden. Das Anzünden geschieht dann von oben wie bei einer Kerze und nur wenig unverbrannte Brenngase verlassen den Feuerraum.

Ist das Heizen mit Holz wirklich günstiger? Auch die Kosten für Holz sind in den vergangenen Wochen enorm gestiegen. "Anfang des Jahres kostete ein Schüttraummeter noch um die 80 Euro, mittlerweile haben sich die Kosten dafür mehr als verdoppelt", berichtet Margraf. Nicht zuletzt stellt sich daher die Frage, ob das Heizen mit Holz durch die gestiegenen Preise für die Brennstoffe wirklich kostengünstiger ist, als beispielsweise Heizöl oder Gas. "Ja", entgegnet Margraf. In Bezug auf die Kosten und den Heizwert sei Holz immer noch eine günstigere Alternative.

Das Problem sieht Margraf eher an einer anderen Stelle. In diesem Jahr habe er bereits rund 100 neue Öfen abgenommen. Tendenz steigend. Dies zeigt, wie hoch die Nachfrage ist – sowohl bei Öfen als auch bei den Brennstoffen. "Wer sich aktuell einen Ofen zulegen möchte, muss mit bis zu sechs Monaten Lieferzeit rechnen", sagt der Bezirksschornsteinfeger. Die Kosten für einen guten Ofen fangen laut Margraf bei ungefähr 2000 Euro an – "nach oben gibt es fast keine Grenzen". Zudem sei es aktuell schwierig, überhaupt an Holz zu kommen. Dies gehe häufig nur noch mit Beziehungen.

Die Verbraucherzentrale gibt Tipps Ein Kamin oder Kachelofen schafft eine Wohlfühlatmosphäre, erwärmt aber meist nur ein Zimmer – &bdquo;und das ist in gut gedämmten Gebäuden weder besonders effizient noch besonders klimafreundlich“, ordnet Matthias Ansbach ein. Ansbach, seit vielen Jahren für die Verbraucherzentrale zu allen Themen rund um Energiegewinnung und -verbrauch in Lippe unterwegs , gibt einen Überblick über Alternativen zur teuren Öl- oder Gasheizung.Kaminheizung: &bdquo;Das zusätzliche Heizen mit Holz im Einzelofen ist meist teurer und umweltbelastender als die Wärme der Zentralheizung“, sagt Ansbach. Er rät, auch die Kosten im Blick zu behalten – etwa die für die jährliche Reinigung durch den Schornsteinfeger. Beim Kauf müsse zwingend darauf geachtet werden, ob diese die gesetzlichen Anforderungen an das Emissionsverhalten berücksichtigen. &bdquo;Der Hersteller muss belegen, dass Feinstaub- und CO2-Grenzwerte eingehalten werden.“

Elektrische Heizgeräte sind keine Alternative Ein bestehender Kamin müsse gegebenenfalls den gesetzlichen Bestimmungen angepasst und durch das Nachrüsten einer Wassertasche in das Heizungssystem eingebunden werden. &bdquo;Das macht den Kamin durch eine bessere Verbrennung und höhere energetische Nutzung umweltfreundlicher.“

Elektrische Heizgeräte: Heizlüfter, Infrarot-Heizungen oder elektrisch betriebene Heizkörper bilden keine Alternative, sagt Matthias Ansbach. &bdquo;Für den Betrieb wird elektrischer Strom benötigt, der in der Regel teurer ist und zusätzlich das Netz belastet.“ Der Einsatz sei eher als Zusatzheizung zu sehen und nur für den kurzfristigen Einsatz interessant. &bdquo;Ein Beispiel wäre eine Infrarotheizplatte im Badezimmer, die in der Übergangszeit während der Nutzung des Bades wohlige Strahlungswärme liefert.“Vor allem seien Heizpilze oder Terrassenheizungen, egal ob mit Gas oder Strom betrieben, unbedingt zu vermeiden. &bdquo;Auch wenn die angenehmen Tage zu einem Ausklang auf dem Balkon oder der Terrasse einladen, sollte auf den Einsatz dieser Geräte verzichtet werden und lieber auf eine Decke oder passende Kleidung zurückgegriffen werden.“ Niemand sollte &bdquo;auf dumme Gedanken kommen“ und Outdoor-Geräte in Innenräumen aufstellen. Flammschalen, Heizstrahler, Campingkocher und Co. sind für innen tabu“, schreibt die ARAG. Der Versicherungsschutz werde aufs Spiel gesetzt.

Verzicht auf Wärme? Auch wenn die Heizpflicht beziehungsweise die Mindesttemperaturen in Wohnräumen für Mieter außer Kraft gesetzt seien, seien Bewohner verpflichtet, die Wohnung bestmöglich schadensfrei zu halten. &bdquo;Geringere Beheizung von Teilen oder gar der gesamten Wohnung bringt eine schnellere Steigerung der Luftfeuchtigkeit bei normaler Nutzung mit sich.“ Kalte Luft könne aber nun mal weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme Luft, so dass kältere Räume und vor allem die Außenbauteile gefährdet seien. &bdquo;Oftmals ist zusätzliches Lüften ein Weg, die Luftfeuchtigkeit unter Kontrolle zu halten. Je nachdem, wie gut das Gebäude gedämmt ist, kann man geringer beheizen, aber nicht vollständig auf das Heizen verzichten.“

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